Buchholz. Nach einem guten Jahr 2014 steht Landwirten im Landkreis eine durchschnittliche Ernte bevor – Wintergerste wird jetzt eingebracht.

Nach einem hervorragenden Erntejahr 2014 kehrt bei den Landwirten im Landkreis Harburg in diesem Jahr Ernüchterung ein. „Wir erwarten eine schwach durchschnittliche Ernte“, gab Ulrich Peper, Geschäftsführer der Buchholzer Außenstelle der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, gestern bekannt. Der Durchschnitt bezieht sich auf einen Zeitraum von fünf Jahren.

Während die Bedingungen im Herbst bei der Aussaat des Wintergetreides noch gut waren und längere Frostperioden ausblieben, war das Frühjahr zu kühl und zu trocken. Dies war zwar hilfreich bei der Aussaat der Sommergetreidesorten und der Hackfrüchte, insgesamt führte die Trockenheit aber dazu, dass bereits ab April Felder beregnet werden mussten. „Das ist extrem früh“, so Peper. Nicht nur früher, sondern auch öfter musste beregnet werden. Das ist kostenintensiv, zudem ist die Wassermenge dafür begrenzt: „Keiner beregnet freiwillig“, betont Peper. Die Ernte beginnt mit dem Einbringen der Wintergerste, und zwar etwa eine Woche früher als üblich. Seit einer Woche wird die Gerste geerntet, in der kommenden Woche folgt der Raps und danach die anderen Getreidearten.

Durch den geringen Ertrag steigen die Preise

Die Landwirte hoffen nun darauf, die Ernte bei trockenem Wetter einbringen zu können, damit nicht noch zusätzliche Kosten für die Trocknung entstehen. Wie die Erträge beim Raps sein werden, lässt sich schwer vorhersagen – zum einen hängt der Ertrag von der Bodenqualität ab, zum anderen ist der Raps kurz vor der Ernte besonders empfindlich gegen Starkregen. Die Samenkapseln brechen dann auf, die ölhaltige Saat ist dann verloren. Mais und Hackfrüchte haben sich zunächst langsamer als gewöhnlich entwickelt. Da sie erst im Herbst geerntet werden, können sie bei entsprechend guten Wetterbedingungen aber noch aufholen.

Weil auch weltweit ein geringerer Weizenertrag – etwa zehn Millionen Tonnen weniger als im Vorjahr, insgesamt 711 Millionen Tonnen – erwartet wird, steigen schon jetzt die Preise. Ähnlich sieht es beim Raps aus. Für Getreide liegt der Preis zwischen 15 und 20 Euro je Dezitonne, bei Raps zwischen 35 und 40 Euro. Roggen ist eine Getreideart, die vornehmlich in Nordeuropa angebaut wird, selbst innerhalb Deutschlands nur im Norden. Wenn die Verkaufserlöse für Roggen zu gering sind, als dass sich eine Beregnung rechnen würde, kommt Roggen statt ins Schwarzbrot auch ins Viehfutter oder gar in die Biogasanlage. Beim Roggen gibt es zudem immer wieder mal Befall mit Mutterkorn, einer Pilzart. Wird der Grenzwert von 0,05 Prozent überschritten, ist der Roggen für den Verzehr nicht mehr geeignet. „Dieses Jahr haben wir hier aber keinen großen Druck“, sagt Peper.

Maisanbaufläche werde wohl nicht weiter zunehmen

Im Landkreis Harburg gibt es derzeit 55.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche, davon sind 38.500 Hektar Ackerfläche und 16.500 Hektar Grünland. 16.000 Hektar werden mit Getreide bebaut, 9500 Hektar mit Silomais, von dem 6000 Hektar für Biogasanlagen vorgesehen sind. Auf 2500 Hektar wächst Raps, auf 3400 Hektar werden Hackfrüchte (Zuckerrüben, Kartoffeln) angebaut. 3400 Hektar sind Sonderkulturen – Gemüse, Spargel, Tannenbäume, der Rest ist Brachland beziehungsweise Ackergras. Insgesamt verschwinden pro Jahr etwa 140 Hektar Agrarfläche durch Versiegelung und ökologische Ausgleichsmaßnahmen.

Bei der Auswahl der angebauten Früchte erwartet die Landwirtschaftskammer aufgrund der aktuellen Agrarreform Veränderungen. So müssen Landwirte eine Fruchtfolge einhalten, und da nach Alternativen für Biogasanlagen gesucht werde, werde die Maisanbaufläche wohl nicht weiter zunehmen. Da die aktuelle Zuckermarktordnung bis 2017 ausläuft, wird es beim Rübenanbau örtliche Verschiebungen geben – es ist zu erwarten, dass die Betriebe umso weniger Rüben anbauen, je weiter sie von der Zuckerfabrik entfernt liegen. Außerdem müssen Zuckerlieferanten dann Aktionäre der zuckerverarbeitenden Betriebe sein.

Hingegen wird eine Zunahme beim Anbau von Sonderkulturen erwartet. Die Fläche für den Kartoffelanbau wird etwa gleich bleiben, beim Raps ging sie von 2014 auf 2015 um 500 auf 2500 Hektar zurück.