Tostedt. Das Forum für Zivilcourage hat das neue WLAN-Angebot initiiert. Die Grünen in der Gemeinde Rosengarten greifen die Idee auf.

Für Yonas, 22, aus Eritrea ist das Smartphone eines der kostbarsten Dinge, eine Art Nabelschnur in die Heimat und zu seinen Geschwistern. Seine Brüder und Schwestern sind in der ganzen Welt verteilt: In Äthiopien, Hamburg und Belgien. Nur mit Hilfe des Smartphones kann er telefonieren, Skype oder Viber nutzen, um zu wissen, wie es ihnen geht.

Das Zugangssystem für das kabellose Datennetz ähnelt dem in einem Hotel

Bislang war das nur mit Hilfe von Handyverträgen möglich. Aber das Telefonieren ins Ausland geht schnell ins Geld. Mindestens 50 Euro investieren einige Asylbewerber monatlich, um zu ihren Verwandten Kontakt zu halten. Eine hohe Summe bei dem kargen Taschengeld von 140 Euro pro Person und Monat. Hinzu kommt: „Einige Flüchtlinge haben Handyverträge unterzeichnet, ohne sie zu verstehen“, sagt Gerald Meier, Pastor der Johannesgemeinde, der sich in stark in der Flüchtlingsarbeit in Tostedt engagiert. Als die Rechnungen eintrudelten, war das Entsetzen groß. Bei einem Asylbewerber seien Kosten von nahezu 900 Euro entstanden, so Meier.

Deshalb hat das Forum für Zivilcourage jetzt dafür gesorgt, in den Flüchtlingsunterkünften am Helferichheim und am Elsterbogen ein WLAN-Zugang, also ein kabelloses lokales Datennetzwerk, zu errichten . Mit Internetfähigen Endgeräten können sich die Flüchtlinge in das weltweite Netz einloggen. Meistens geschieht das mit Smartphones, ist aber auch mit Tablets und Laptops möglich.

Asylbewerber unterschreiben Nutzungsvertrag

Das Zugangssystem ähnelt dem in einem Hotel mit WLAN. Um sich einloggen zu können, bekommen die Flüchtlinge einen Benutzernamen und Passwort. Klingt einfach, dahinter steckt aber umfangreiche technische Arbeit. Die leistete Bernard Zahn, staatlich geprüfter Techniker aus Tostedt. „Es ist unbezahlbar, was er geleistet hat“, sagt Renate Kruse, Flüchtlingshelferin in den Unterkünften Helferichheim und Elsterbogen. Er hat einen Server eingerichtet und eine Weboberfläche gestaltet, die Laura Bostelmann und Renate Kruse für die Administration nutzen.

Sorgen dafür, dass die Flüchtlinge Zugang zum WLAN bekommen: Renate Krause (v.l.), Bernard Zahn und Laura Bostelmann
Sorgen dafür, dass die Flüchtlinge Zugang zum WLAN bekommen: Renate Krause (v.l.), Bernard Zahn und Laura Bostelmann © HA | Bianca Wilkens

Dass ein Verein und eben nicht der Landkreis, der für die Ausstattung der Flüchtlingsunterkünfte sorgt, oder Human Care als Betreiber den Auftrag dafür gegeben hat, ist ein Novum. „Das war schon ein großer Schritt für uns“, sagt der Vorsitzende Uli Graß. Zumal auch die Frage war, wer für die Sicherheit aufkommt. Wer sorgt dafür, dass sich die Flüchtlinge nicht auf verbotenen, etwa pornografischen, oder kostenpflichtigen Seiten bewegen?

Das gehört jetzt zu den Aufgaben von Bernard Zahn. Er kann nachvollziehen, welche Seiten die Flüchtlinge abrufen. Zuvor unterschreiben die Asylbewerber einen Nutzungsvertrag, in dem klar geregelt ist, wie sie das Internet nutzen dürfen. Damit keine Verständnisprobleme entstehen, gibt es eine französische, englische, arabische und russische Version sowie eine auf Tigrinya – die Sprache der Äthiopier.

Auch in Rosengarten wollen die Grünen WLAN für Flüchtlinge

Pro Monat zahlen die Asylbewerber fünf Euro. Wer gleich einen Zugang für drei Monate bucht, muss zwölf Euro aufbringen. Über Spenden werden der Zugang und die laufenden Kosten gedeckt. EWE stellte zwei Computer zur Verfügung. „Eigentlich betrachten wir das Datennetzwerk aber als Grundausstattung“, sagte Uli Graß vom Forum.

Doch Johannes Freudewald, Pressesprecher des Landkreises, macht da keine Hoffnung: „Die Zusatzkosten dafür können wir nicht tragen und sind dankbar, wenn ehrenamtliche Initiativen das übernehmen“, sagte er. Inzwischen gibt es auch in Rosengarten eine politische Initiative, WLAN in Flüchtlingsunterkünften zur Verfügung zu stellen. Auf Antrag von Anette Fey (Die Grünen) beschäftigt sich der Sozialausschuss der Gemeinde Rosengarten heute, 19 Uhr, im Rathaus in Nenndorf, Bremer Straße 42, mit dem Thema.