Harburg/Winsen. Landkreis will Unterkünfte für vier bis sechs Familien bauen. Der neue Erste Kreisrat Kai Uffelmann besucht das Abendblatt.

Rolf Zamponi

Der Landkreis Harburg will Flüchtlinge künftig in neu gebauten Mietwohnungen unterbringen. „Die Planungen sollen spätestens 2016 beginnen, die ersten Neubauten könnten 2017 fertig sein. Natürlich müssen wir über Standorte zunächst mit den Gemeinden diskutieren“, sagte Kai Uffelmann, der Erste Kreisrat im Landkreis Harburg, am Montag bei einem Besuch beim Hamburger Abendblatt. Gedacht ist dabei an Unterkünfte für jeweils vier bis sechs Familien. Schon derzeit finden 158 anerkannte Flüchtlinge, die aus den Unterkünften ausziehen könnten, keinen Wohnraum. Uffelmann (CDU) ist seit dem 1. Juni zweiter Mann der Kreisverwaltung in Winsen.

Es kommen 50 Flüchtlinge pro Woche in den Landkreis

Da inzwischen 50 Flüchtlinge pro Woche in den Landkreis kommen, sucht die Verwaltung weiter nach Flächen, auf denen vorübergehend Wohncontainer aufgestellt werden können. „Manche Gemeinden könnten da noch mehr tun“, sagte Uffelmann, der vor seinen Wechsel nach Winsen Erster Stadtrat und Kämmerer der 62.000-Einwohner-Stadt Dormagen war.

Wie Landrat Rainer Rempe fordert auch Uffelmann vom Land höhere Zuschüsse für die Unterbringung von Flüchtlingen. Sie sollen mindestens 10.000 Euro pro Jahr betragen. Damit müsste die Summe um mehrere tausend Euro steigen. „Darüber werden wir mit dem Land streiten“, sagte Uffelmann. Als Hintergrund verweist der Erste Kreisrat darauf, dass im Kreis Harburg die Kosten vor allem deshalb sogar noch höher ausfallen würden, weil es „so gut wie keinen Markt für Mietwohnungen oder andere Gebäude“ gebe. Schon deshalb denkt der Landkreis auch über den Kauf von Wohncontainern für Asylbewerber nach.

Jurist fordert zudem ein klarer formuliertes Ausländer- und Bleiberecht

In Maschen wird nun zunächst, abgestimmt mit der Gemeinde Seevetal, das ehemalige Jugendheim am Reiherhorstweg als Flüchtlingsunterkunft eröffnet. Die ersten Asylbewerber sollen voraussichtlich am Donnerstag in eines der beiden Häuser einziehen. Der Landkreis Harburg hat dort zunächst 59 Plätze für Asylbewerber eingerichtet. Als Betreiber hat der Landkreis die Firma Human Care beauftragt, die einen Heimleiter und eine halbe Stelle für einen Sozialarbeiter zur Betreuung der Flüchtlinge stellen wird.

Um anerkannten Flüchtlingen eine Zukunft zu sichern, fordert der Jurist zudem ein klarer formuliertes Ausländer- und Bleiberecht. „Deutschland ist ein Einwanderungsland. Deshalb müssen wir hier klar formulieren.“

Kai Uffelmann fühlt sich schon jetzt wohl im Landkreis

Im Landkreis, wo er derzeit noch Pendler ist, fühlt sich der gebürtige Hesse schon jetzt wohl. Er spricht bereits „von uns“, wenn es um seinen neuen Arbeitsbereich geht. Ende August wird er nun mit seiner Familie in ein Haus in Winsen einziehen. Seine Frau Andrea wird von zu Hause aus weiter als Personalreferentin für eine Versicherung arbeiten, seine Kinder wechseln jetzt auf weiterführende Schulen oder werden eingeschult. Insofern hatte der Wechsel zeitlich gepasst. „Hamburg ist unsere Lieblingsstadt“, sagt Uffelmann. Die Familie wollte aber in einer ländlichen Region wohnen.

Dass nun drei CDU-Politiker an der Spitze der Kreisverwaltung stehen, hält der neue Spitzenbeamte nicht für problematisch. Auf kommunaler Ebene gehe es vor allem um Sachentscheidungen. „Wir werden alle guten Ideen ohne Vorbehalte berücksichtigen, egal von welcher Partei sie kommen.“

Der Erste Kreisrat hat einen Vertrag für acht Jahre. Seine Ambitionen für ein Bürgermeisteramt – 2014 hatte er sich um das Amt in Ochtrup beworben – seien beendet, versichert Uffelmann. „Ich habe meinen Weg auf kommunaler Ebene gefunden“, sagt der 42-Jährige. „Ich mache hier kein Fass auf.“