Heimfeld. Familienvater fordert, Heimfelds wichtigste Verkehrsader, die Heimfelder Straße, zur Tempo-30-Zone zu machen. SPD findet den Vorstoß gut.

Immer mehr Bürger beschäftigt, wie Verkehr und Wohnen besser in Einklang gebracht werden können. Innerhalb kurzer Zeit haben sich in Heimfeld und Eißendorf gleich drei Initiativen gebildet, die verkehrsberuhigende Maßnahmen sowie die Einrichtung sicherer Straßenübergänge fordern. Befeuert wurde die Diskussion jetzt durch einen Familienvater, der die Heimfelder Straße möglichst zeitnah zwischen S-Bahnstation und Eißendorfer Pferdeweg in eine Tempo-30-Zone umwandeln lassen will.

Antrag auf „verkehrsreduzierende Maßnahmen“

„Als direkter Anwohner bin ich stark durch Verkehrslärm betroffen und in Sorge um die Gesundheit meiner Familie“, begründet Marcus Pietsch seinen Vorstoß. Deshalb hat er bei der Behörde für Inneres und Sport (BIS) einen Antrag auf „verkehrsreduzierende Maßnahmen nach Paragraf 45 der StVO“ gestellt. Und er hat die Menschen in Stadtteil dazu aufgefordert, seinem Beispiel zahlreich zu folgen.

Für Hauptverkehrsstraßen sind solche Anträge prinzipiell möglich. Allerdings wird die Heimfelder Straße bislang gar nicht als solche geführt. Das ist ziemlich verwunderlich. Nicht nur, dass die wichtigste Verkehrsader durch den Stadtteil überall Hauptstraße ist. Sie wird laut HVV-Fahrplan innerhalb von 24 Stunden in beide Richtungen auch mit insgesamt 406 Bussen der Linie 142 befahren. Und damit wäre sie qua Definition des Amts für Stadtentwicklung und Umwelt als Hauptverkehrsstraße zu definieren. Auch ohne die weiteren rund 5000 Fahrzeuge pro Tag, von denen ein weiterer Teil dem Schwerlastverkehr zuzurechnen ist.

Busse, laut wie Presslufthämmer

„In den Hauptverkehrszeiten fährt im Schnitt alle 2,5 Minuten ein Bus vorbei. Während der Lärmpegel bei einem Auto zwischen 65 und 75 Dezibel liegt, beträgt er bei einem Bus mehr als 85 Dezibel – so laut wie ein Presslufthammer“, sagt Pietsch. Damit liege die Lärmbelastung der Heimfelder Straße laut Bundes-Immissionsschutzverordnungen aber außerhalb des Toleranzbereichs. In Wohngebieten sollte der Mittelwert tagsüber 59 Dezibel nicht überschreiten. „Um das zu erreichen, müsste die Heimfelder Straße in eine Einbahnstraße mit Tempo 30 verwandelt werden“, rechnet Pietsch vor.

Der Vater zweier Kinder im Alter von drei und sechs Jahren denkt indes auch an jene Schul- und Kitakinder, die täglich die stark frequentierte Hauptstraße passieren müssen. Vor allem an der durch parkende Fahrzeuge oft unübersichtlichen Kreuzung mit der Straße Kiefernberg komme es immer wieder zu gefährlichen Situationen.

„Für viele Kinder, die nördlich der Heimfelder Straße wohnen, ist dies aber der natürliche Weg zum namensgebenden Hintereingang der Grundschule am Kiefernberg. Die Schüler besser zu schützen, müsste vorrangiges Ziel einer Verkehrspolitik sein, die auch das Wohl der Bewohner eines Wohngebiets im Blick hat“, so Pietsch.

Umfangreiches Maßnahmenprogramm soll helfen

Aus diesem Grund hat der promovierte Erziehungswissenschaftler ein umfangreiches Maßnahmenpaket vorgeschlagen. Dazu gehören die Einrichtung von Fahrradschutzstreifen (von der Bezirksversammlung bereits 2012 beschlossen, aber nie umgesetzt), das Aufbringen von Flüsterasphalt, der Einsatz von strombetriebenen Gelenkbussen, um dadurch eine Streckung des Taktes auf acht bis zehn Minuten zu erreichen, sowie regelmäßige Tempokontrollen.

Als SPD-Wähler hat sich Pietsch mit seinen Forderungen auch gleich mal an die Harburger Fraktion gewandt. Immerhin habe die Landes-SPD im Rahmen ihres Wahlprogramms 2014-2019 ja versprochen „Tempo 30 Zonen einzurichten, wo es gewünscht wird und aus Sicht der Verkehrsführung sinnvoll ist“. Der SPD-Distrikt Heimfeld hat sich bereits einstimmig hinter die Forderungen nach einer besseren Schulwegsicherung im Stadtteil und Tempo 30 auf der Heimfelder Straße gestellt. „Nur so kann es letztlich auch gelingen, die Fahrradfahrer auf die Straße zu bringen, wo sie eigentlich hingehören. Dass der Anteil des Fahrradverkehrs am Gesamtaufkommen in Harburg nur etwa fünf Prozent beträgt, ist erbärmlich“, erklärte Michael Dose, in der vergangenen Legislatur Leiter des Verkehrsausschusses.

Laut Torsten Fuß, verkehrspolitischer Sprecher der Harburger SPD-Fraktion, ist es erklärter Wille, „den Verkehr in Wohngebieten flächendeckend zu entschleunigen“. In diesem Sinne sei es auch wichtig, das Prinzip der Velorouten in die City zu stärken.

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