Harburg. Das Bezirksamt benennt neue potenzielle Flächen für die Errichtung von Flüchtlingsunterkünften
Die Lage zur Flüchtlingsunterbringung in Hamburg verschärft sich mit jedem Tag. Seit Anfang der Woche kursiert im Bezirk eine neue Vorlage, in der weitere potenzielle Flächen zur Errichtung von Quartieren verzeichnet sind. Im Vorfeld waren die Bezirksämter durch die Senatskommission aufgefordert worden, nun auch Park- und Festplätze mit einer Fläche von mindestens 2500 Quadratmetern sowie weitere geeignete Gewerbeflächen auszuweisen.
Dem Abendblatt liegen die beiden Listen vor. Danach sind von der Bezirksverwaltung fünf Parkplätze, drei Festplätze und sieben Gewerbeflächen genannt worden. Unter den Parkplätzen sticht die Selgros-Fläche an der Schlachthofstraße mit einer Größe von 8900 Quadratmetern hervor. Sie befindet sich allerdings in Privatbesitz und eine gewerbliche Nachnutzung ist bereits avisiert.
In den Fokus könnte auch wieder der ehemalige Obi-Markt am Aschenland in Neugraben rücken, der 5500 Quadratmeter umfasst. Der Eigentümer der Immobilie lehnt einen Verkauf weiter ab. Das Objekt ist aber auch deshalb interessant, weil in der Nähe eine größere Anlage für die öffentlich-rechtliche Folgeunterbringung geplant ist.
Verzeichnet ist überdies der große Parkplatz des Verkehrsamtes am Großmoordamm mit einer Größe von 3000 Quadratmetern. Und auch der ehemalige Max-Bahr-Baumarkt an der Buxtehuder Straße 63 mit 3500 Quadratmetern. Für diese Liegenschaft liegt indes ein Bauantrag zur Nachnutzung als Möbelmarkt vor.
Neben den kleineren Festplätzen am Lübbersweg und am Rostweg (je 2500 Quadratmeter) findet sich auf der Liste auch wieder der Schwarzenbergplatz. Mit einem genutzten Umfang von 21.500 Quadratmetern ist es die mit Abstand größte zusammenhängende Freifläche. Trotz erneuerter Zusage eines Rückbaus der ZEA-Dependance für 720 Flüchtlinge ist das Areal in der Tabelle mit keiner zeitlichen Befristung versehen.
Die größte aufgelistete Gewerbefläche ist das Stahmer-Gelände am Neuenfelder Fährdeich mit 15.300 Quadratmetern. In der Übersicht finden sich einmal mehr die Saga-Bauten in der Denickestraße mit einer Gesamtwohnfläche von 12.800 Quadratmetern. Bekanntlich sind die Wohnhäuser zum Abriss vorgesehen, wenn die letzten Mieter die Blocks verlassen haben. Nun soll offenbar ein neuer Anlauf unternommen werden, mit der Saga über eine Zwischennutzung zu verhandeln.
Die Liste weist zudem weitere Gewerbeflächen wie die Sietas-Parkplätze südlich des Neuenfelder Fährdeichs (2500 qm), die Raffay-Fläche am Ernst-Bergeest-Weg in Marmstorf (4350 qm), die Fläche neben dem P+R-Haus am Striepenweg (1900 qm) und die Telekom-Liegenschaft an der Buxtehuder Straße 21 – 27 (5790 qm) aus.
Das Bezirksamt hat bei der Zuarbeit zur Vorlage der Senatskommission 150611/8.2 ausdrücklich darauf hingewiesen, dass mit der Auflistung keineswegs die Frage beantwortet wird, ob die Fläche aus bezirklicher Sicht auch wirklich geeignet ist. Mal abgesehen von eigentumsrechtlichen Fragen und tatsächlicher Verfügbarkeit müssten für eine finale Inanspruchnahme auch etliche andere Probleme wie der Erschließungszustand des Geländes sowie Lärmschutzaspekten geklärt werden.
„Die neuen Listen zeigen, dass die Stadt nun wirklich alle Flächen in Betracht ziehen muss, die überhaupt nur für neue Flüchtlingsunterkünfte infrage kommen“, sagte Britta Herrmann, Fraktionschefin der Grünen. Auf einzelne Objekte wollte sie mit dem Hinweis auf die Vertraulichkeit der Informationen nicht eingehen. Es lasse sich aber festhalten, dass der anhaltende Zustrom von Flüchtlingen momentan nur logistische Antworten auf das grundsätzliche Problem deren Unterbringung zulasse: „Für die Grünen bleibt es aber dabei, dass Massenquartiere stigmatisierend für ihre Bewohner und nachteilig für den sozialen Frieden in den betreffenden Wohnquartieren sind.“ So könne eine vernünftige und nachhaltige Integration nicht funktionieren.
Die Linke begrüßt unterdessen, dass die Saga-Bauten an der Denickestraße wieder ins Blickfeld der Betrachtung gerückt worden seien. „In Ermangelung kurzfristig realisierbarer Alternativen befürworten wir diese Option ausdrücklich. Vor allem deshalb, weil die Quartiere bereits da und praktisch ohne größere Herrichtungsmaßnahmen sofort beziehbar wären“, erklärte Fraktionsvize André Lenthe.