Emmelndorf. In der Tierarztpraxis von Katja Taubhorn werden nicht nur Hund und Katz behandelt. Immer häufiger kommt auch Federvieh auf den Behandlungstisch.

Teddy ist heute morgen ganz schön nervös. Kein Wunder, steht dem kleinen Bolonka-Rüden doch eine unangenehme Prozedur bevor: Die Fäden von seiner Operation müssen gezogen werden. Der dreijährige Teddy ist nämlich seit kurzem kein echter Kerl mehr, vor zehn Tagen hat ihn Katja Taubhorn in ihrer Praxis, auf dem Hof Meyer-Sahling in Emmelndorf, kastriert. Bevor es für Teddy Ernst wird, und damit auch sein Besitzer Ralf Tietz möglichst entspannt ist, gibts zunächst für den Hund ein Schälchen Wasser und das Herrchen eine Tasse Kaffee.

Das Wartezimmer, in dem beide ihre Nerven beruhigen können, erinnert eher an ein gemütliches Wohnzimmer als an eine Tierarztpraxis. In dem großen Raum stehen hübsche Sessel, eine kleine Tischlampe strahlt die rot gestrichenen Wände an. Wenn nicht eine große Waage an der Seite stehen würde, könnte man sich auch in einem netten Landgasthof wähnen. Wer hier hereinkommt, kann erstmal runterkommen.

„Wenn die Besitzer nicht zittrig sind, sind auch die Tiere es nicht“

Mischlingsrüde
Mischlingsrüde "Kenny" kommt aus einem Sylter Tierheim. Frauchen Nicole Klöpper läßt ihn von Tierärztin Katja Taubhorn durchchecken © HA | Susanne Rahlf

„Zumeist sind die Halter nervös, sie machen sich ja auch Sorgen um ihr Tier. Damit sie ruhiger werden und das auch ausstrahlen, spreche ich oft im Wartezimmer schon mal ganz in Ruhe alles ab – wenn die Besitzer nicht zittrig sind, sind auch die Tiere es nicht“, erläutert Katja Taubhorn. Da sie nur Termine vergibt, können die Menschen die zu ihr kommen, also erstmal ganz entspannt mit ihr klönen, bevor sie zur Tat streitet.

Teddys Herrchen berichtet über die Genesung seines Hundes, vor allem der Plastikkragen, der Teddy davon abhalten sollte, sich seine Bauchwunde abzulecken, war nervig. „Ständig ist er überall hängen geblieben, das fand er nicht so toll“, erzählt Ralf Tietz. Nachdem Katja Taubhorn im Behandlungszimmer festgestellt hat, dass alles gut verheilt ist, greift sie zur Schere und macht sich, während sie ruhig mit ihm weiterspricht, daran, dem wuscheligen kleinen Patienten die Fäden aus dem Bauch zu ziehen.

Dass es ganz nebenbei kurz piekt hat die kleine Cleo sofort wieder vergessen

Ihr zur Seite steht Tierarzthelferin Ann Kathrin Asche, sie hält Teddy fest in ihren Armen und spricht beruhigend auf das Tier ein. Schnell ist das Schlimmste vorbei und ein sichtlich erleichterter Hund und ein ebenso erleichtertes Herrchen verlassen kurz danach die Praxis. „Aber bitte erstmal keine Hundekämpfe für Teddy“, gibt Katja Taubhorn den beiden mit auf den Weg.

Katja Taubhorn (rechts) hört den kleinen Münsterlandwelpen
Katja Taubhorn (rechts) hört den kleinen Münsterlandwelpen "Cleo" ab, assistiert von Tierarzthelferin Ann Kathrin Asche. Frauchen Irmelin Schütze (li.) schaut dabei zu © HA | Susanne Rahlf

Wahrscheinlich immer fröhlich und zufrieden wird die kleine Cleo zum Tierarzt gehen. Die Münsterländerhündin ist gerade mal 15 Wochen alt. Mit großen Knopfaugen guckt sie in die Welt. Jetzt sitzt sie auf dem Behandlungstisch und wundert sich, was ihr Frauchen Irmelin Schütze mit der netten Frau mit der Brille bespricht. Dass es ganz nebenbei kurz piekt, Katja Taubhorn frischt noch einmal eine Impfung auf, hat Cleo sofort wieder vergessen. Vor allem, weil die nette Frau ja auch noch eine ganze Hand voll Leckerlis hat, die weitaus interessanter sind, als alles drum herum.

Eine Krähe sitz in einem kleinen Käfig am Fenster

Findelkind: Das Krähenkind ist aus dem Nest gefallen und wird aufgepäppelt
Findelkind: Das Krähenkind ist aus dem Nest gefallen und wird aufgepäppelt © HA | Susanne Rahlf

Das denkt sich wohl auch die kleine Krähe, die in einem kleinen Käfig am Fenster sitzt. Sie ist vor eine Woche aus dem Nest gefallen und wird nun aufgepäppelt. Sobald der Deckel ihres Käfig aufgeht, reißt sie den Schnabel auf – so ein Leckerli wäre auch etwas für sie.

Hunde, Katzen, Meerschweinchen, Kaninchen – das ist die Hauptkundschaft, die Katja Taubhorn verarztet, Pferde und Kühe überlässt sie anderen Kollegen. Ihr ganz besonderes Steckenpferd allerdings ist die Behandlung von Hühnern. „Hühner werden immer mehr. Viele Leute geben ihren Tieren inzwischen Namen und wollen auch, dass es denen gut geht“, erklärt sie. Theoretisch kann ein Huhn bis zu 15 Jahre alt werden.

Wer hätte es gedacht: Auch ein Huhn kann sich erkälten

Vor allem Familien mit Kindern schaffen sich gerne das nützliche Federvieh an. Wer freut sich nicht über frische Eier, die vom glücklichen Huhn aus dem eigenen Garten stammen. Allerdings birgt die Haltung im Freien auch Gesundheitsrisiken für die Tiere: „Meistens sind es Wurminfektionen, dann bekommen die Hühner Durchfall.“ Oder das Futter wird nicht sachgemäß gelagert und kippt um, auch das führt bei den Tieren zu Durchfall. Dann müssen die Halter eine Kotprobe abgeben, im Labor wird geklärt, was die Ursache der Erkrankung ist, und Katja Taubhorn kann die richtigen Medikamente verschreiben.

Und – wer hätte es gedacht – auch ein Huhn kann sich erkälten. „Die haben dann eine richtige Schnupfnase und niesen“, sagt die Tierärztin. Auch dafür hat Katja Taubhorn die passende Medizin. Wenn es vertretbar ist, verschreibt sie gern pflanzliche Heilmittel, erst, wenn die nicht greifen, kommt die Schulmedizin zum Einsatz. Außerdem arbeitet sie mit einer Tierheilpraktikerin zusammen. Oft erzielen sie gemeinsam erstaunliche Heilergebnisse, und die selbstverständlich nicht nur bei Hühnern, sondern bei allen Tieren, die in Behandlung sind.

Am 21. Juni feiert die Praxis Sommerfest

Heute heißt ihre gefiederte Patientin Gudrun. Das Amrock Huhn hat sich den Schnabel blutig gestoßen und wird vorsichtig mit Salbe behandelt. Gudrun verhält sich vorbildlich und bleibt ganz still, als sie gewogen (2,5 Kilo) wird und Flügel und Füße kontrolliert werden. Auch größere Operationen nimmt Katja Taubhorn manchmal bei Geflügel vor. Zum Beispiel, wenn ein Flügel entzündet ist. Dafür hat sie eigens eine Narkosemaske angeschafft, die genau über einen kleinen Hühnerkopf passt. Sie selbst hat auch eine kleiner Hühnerschar zuhause und guckt ihren „Mädels“ gern beim Scharren nach Würmern zu. „Das entspannt so schön.“

Am 21. Juni ab 15 Uhr feiert die Praxis ein großes Sommerfest in der Bahnhofstraße 60 in Emmelndorf. Es gibt einen Malwettbewerb für Kinder, erster Preis: Ein Fotoshooting mit dem Lieblingstier.