Neu Wulmstorf. Anerkannte Kriegsflüchtlinge wollen Frauen und Kinder nachholen. Das Team des Mehrgenerationenhauses „Courage“ versucht, zu vermitteln.

Zwei Jahre und zwei Monate ist es her, als Mohammad Abo Rashed (35) seine Frau und seine zwei kleinen Töchter zum letzten Mal sah. Der muslimische Syrer, der in Kobane als Chemiker in einer Fabrik gearbeitet hat, musste während der Kriegswirren seine Heimat verlassen, landete schließlich in Deutschland. Seit November lebt er in der Asylbewerberunterkunft an der Hauptstraße 12. Er ist einer der insgesamt elf anerkannten Flüchtlinge in Neu Wulmstorf und hofft nun darauf, für sich und seine Familie ein neues Zuhause zu finden. Doch die Wohnungssuche gestaltet sich mehr als schwierig.

Hartz-IV-Bezug der Flüchtlinge sei für viele Vermieter ein Ausschlusskriterium

Rasheds Frau lebt zurzeit bei ihren Eltern in Abu Dhabi, besitzt bereits ein gültiges Visum. Zuvor hatte sie mehrfach versucht, ihren Mann nach Dubai zu holen. Doch der Palästinenser darf nicht einreisen: „Die Regierung hat es mir verboten“, sagt Rashed. Deshalb hofft er nun darauf, mit seiner Familie ein neues Zuhause in Deutschland zu finden. Dem Syrer stünden per Gesetz vier Zimmer mit einer maximalen Größe von 90 Quadratmetern zu. Die Wohnung darf inklusive Betriebskosten nicht mehr als 756 Euro kosten. „Für den Preis bekommt man in Neu Wulmstorf aber keine geeignete Wohnung“, sagt Cornelia Meyer. Gemeinsam mit Hannelore Schade koordiniert sie die Netzwerkarbeit „Willkommen in Neu Wulmstorf“ und unterstützt die Flüchtlinge bei der Wohnungssuche. Auch die sogenannten „Wohnungspaten“ des Netzwerkes seien kontinuierlich im Einsatz, recherchierten in Zeitung und Internet nach geeigneten Wohnungen für die jungen Männer und deren Familien – ohne Erfolg. „Auch diejenigen, die ich persönlich angesprochen habe, erteilten mir eine klare Absage“, so Cornelia Meyer.

Für viele Vermieter sei der Hartz-IV-Bezug der Flüchtlinge ein Ausschlusskriterium. Andere wollten prinzipiell keine Ausländer in ihrer Wohnung haben, so Meyer. „Das ist unfair, weil ihnen gar keine Chance gegeben wird.“ Und der Hartz-IV-Bezug sei vom Jobcenter durchaus gewollt. „Die Flüchtlinge, die ich kennengelernt habe, würden alle gerne arbeiten. Das sollen sie aber nicht, weil sie sich zunächst einmal auf den Spracherwerb in den Integrationsklassen konzentrieren sollen, um dann später leichter eine feste Arbeit finden zu können“, erklärt Cornelia Meyer.

Mohammad Abo Rashed kann sich nach fünf Monaten auf Deutsch verständigen

Auch Mohammad Abo Rashed nimmt daran teil, kann sich nach fünf Monaten schon recht passabel auf Deutsch verständigen. Zudem spricht er Englisch. In der Lutherkirchengemeinde hat er gemeinsam mit Mohammad Abo Sbeh (27) den Küster Andrej Brese bei der Arbeit unterstützt.

Sbeh flüchtete vor dem Blutvergießen in der syrischen Hafenstadt Latakia, wohnt seit November in Neu Wulmstorf. Auch der Informatiker hofft nun darauf, seine Frau und seine zwei Töchter bald wiederzusehen. „Für ihn suchen wir ebenfalls eine 90-Quaratmeter große Wohnung“, sagt Cornelia Meyer.

Benötigt werden darüber hinaus eine 60 Quadratmeter große Wohnung für maximal 546 Euro exklusive Heizkosten für den 26 Jahre alten Elektroingenieur Eyad Abo Rashid und seine Frau sowie eine 50-Quadratmeter große Wohnung für maximal 444 Euro für Yaser Karmo (31).

Der Immobilienmakler aus Aleppo arbeitet zurzeit in einem Wohnheim, würde gern im Kernort bleiben.

„Wir freuen uns aber über Angebote jeglicher Art“, sagt Meyer. Wer vermitteln kann oder etwas anzubieten hat, erreicht die Koordinatorin unter der Telefonnummer 040/41920919 und das Mehrgenerationenhaus „Courage“ unter 040/72828177.