Winsen . 30 bis 40 Flüchtlinge werden im Landkreis Harburg pro Woche untergebracht. Für eine angemessene Versorgung braucht es neue Maßnahmen.

Im Landkreis Harburg müssen auch im kommenden Jahr im Durchschnitt 30 bis 40 Flüchtlinge pro Woche neu untergebracht und versorgt werden. Ende des Jahres werden es voraussichtlich 2775 Personen und somit genau so viele wie in diesem Jahr sein. Und auch für nahe Zukunft ist der Verwaltung in Winsen klar: Der Strom der Flüchtlinge aus den Krisengebieten dieser Welt wird nicht so schnell versiegen. Im Sozialausschuss, der am vergangenen Donnerstag im Winsener Kreishaus tagte, stellte Thorsten Völcker die Maßnahmen vor, die der Landkreis ergreifen muss, um den Flüchtlingen, die im Asylverfahren sind und auch denen, die schon anerkannt sind und ein Bleiberecht haben, eine angemessene Versorgung anbieten zu können.

Neue Abteilung soll Aufgaben effektiver bearbeiten und bündeln

Völcker leitet eine ganz neu eingerichtete Abteilung, die diese Aufgaben, die sich bei der Unterbringung der Flüchtlinge stellen, effektiver bearbeiten und bündeln soll. Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern koordiniert er in Zukunft die Bereiche Unterbringung, Leistungen und Recht. Gerade bei dem Thema Unterbringung steht Völcker vor großen Herausforderungen. Nachdem der Landkreis die Menschen bisher vor allem in leerstehenden Hotels, Einfamilienhäusern oder Wohnungen untergebracht hat, sind inzwischen auch Wohncontainer eine immer öfter genutzte Alternative. Hierfür will der Landkreis mit den Bürgermeistern der Gemeinden über freie Flächen sprechen, auf denen die Wohnmodule aufgestellt werden könnten. Problematisch ist für den Landkreis nach wie vor die hohe finanzielle Belastung, Pauschal rechnet man pro Person pro Jahr mit 6190 Euro Kosten. Weiterhin dauern die Anerkennungsverfahren zu lange, so warten vor allem die Menschen aus dem Balkan, die zu über 90 Prozent nicht anerkannt werden, monatelang in den Flüchtlingsunterkünften auf eine Entscheidung.

Die steigende Zahl von Kriegsflüchtlingen, die teilweise schwer traumatisiert sind, hat auch Auswirkungen im Bereich der sozialpsychatrischen Betreuung im Landkreis. Weil sich der Bedarf stark verschoben hat, hat der Sozialpsychatrische Dienst zwei neue Fachabteilungen eingerichtet. Sie beschäftigen sich zum einen mit dem Thema „Migration und psychische Störungen“, der zweite Bereich umfasst das Thema „Gerontopsychiatrie“. Dr. Peter Schlegel, der seit kurzem den Sozialpsychatrischen Dienst leitet, gab im Sozialausschuss einen Überblick über die Betreuungssituation und verwies darauf, dass die Zahl der psychisch Erkrankten stark angestiegen ist. Vor allem bei der Begleitung und Behandlung dieser Menschen gebe es großen Bedarf: „Nach drei Monaten bekommt man im Schnitt den ersten Termin beim Facharzt, erst ein bis eineinhalb Jahre später beginnen die Therapien – das ist zu spät“.