Harburg. Eine Schule im Massai-Dorf Malambo in Nord-Tansania hat durch Jan Rädel seit einem Jahr eine moderne Speicher- und Aufbereitungsanlage.

Von Dezember bis Mai ist Regenzeit im Gebiet Massai-Mara in Nord-Tansania. Und bereits die Regenmenge, die an einem Tag auf das Schuldach im 9000-Seelen Massai-Dorf Malambo prasselt kann ausreichend sein, um die Kinder und Lehrer der Schule - insgesamt rund 500 Menschen - für ein Vierteljahr mit Trinkwasser zu versorgen. Bislang rauschte alles Regenwasser in kurzer Zeit über das staubige Land dem Meer entgegen, um im ewigen Kreislauf irgendwann als Regen wieder zu Boden zu fallen.

Jan Rädel hat durch Spenden die Finanzierung gesichert

Seit einem Jahr wird an der Primary School, die 2004 von der kleinen Hilfsorganisation „Hilfe für die Massai“ gebaut worden war, zumindest ein Teil des Regenwassers aufgefangen, gespeichert und mit Filtertechnik zu keimfreiem Trinkwasser aufbereitet. Die Speicherkapazität reicht bereits für den Trinkwasserbedarf eines halben Jahres an der Schule. Der 25 Jahre alte Jan Rädel, der derzeit im letzten Semester des Ingenieur-Masterstudiengangs „Verfahrenstechnik“ an der Technischen Universität Hamburg Harburg (TUHH) steckt, hat die Trinkwasseranlage konzipiert, durch Spendensammlungen die Finanzierung gesichert, und auch selbst beim Bau der Anlage mit Hand angelegt.

Nun funktioniert das System bereits seit einem Jahr störungsfrei und Rädel setzt nun alles daran, die Speicherkapazität für Regenwasser von derzeit 100.000 Liter auf 200.000 Liter zu verdoppeln. Dann wäre die Versorgung der Menschen mit sauberem Trinkwasser für ein ganzes Jahr sichergestellt.

Der Bau einer 50.000 Liter fassenden Zisterne kostet lediglich rund 2.500 Euro. Spendenkonto von „Hilfe für die Massai“ bei der Sparkasse Westholstein, IBAN: DE70222500200030001117, Betreff: „Trinkwasser für Malambo“.

An einer Schule im Massai-Dorf Malambo in Nord-Tansania hat TUHH-Student Jan Rädel eine Trinkwasseranlage installiert
An einer Schule im Massai-Dorf Malambo in Nord-Tansania hat TUHH-Student Jan Rädel eine Trinkwasseranlage installiert © HA | Jochen Gipp

Mit dem Preis der Karl H. Ditze Stiftung ausgezeichnet

Für seine Arbeit ist Jan Rädel an der TUHH vergangenes Jahr bereits mit dem Preis der Karl H. Ditze Stiftung ausgezeichnet worden. Und dieses Jahr erhielt er den Förderpreis des Winsener Rotary Clubs. „Ich will dieses Jahr mein Masterstudium erfolgreich beenden“, sagt Rädel, „und anschließend finde ich hoffentlich ein gutes Unternehmen, in dem ich als Ingenieur für Verfahrenstechnik im Anlagenbau tätig werden kann. Bei Filtertechnik und Wasseraufbereitung bringe ich inzwischen auch jede Menge praktische Erfahrungen mit, weshalb dieses Tätigkeitsfeld natürlich besonders reizvoll wäre.“ Nach Tansania reisen, um in Malambo den Regenwasserspeicher zu erweitern, möchte er möglichst im kommendem Jahr.

Nach dem Abi reiste Rädel mit seinem Bruder sechs Monate nach Malambo

Bereits als Kind hat Jan Rädel über sein Elternhaus mit sauberem Wasser und Hygiene zu tun bekommen. Sein Vater, Dr. Rüdiger Rädel, ist Leiter des Gesundheitsamts in Winsen und war zuvor als Arzt bei der Bundesmarine tätig, was mit Standortversetzungen verbunden war. So ist Jan Rädel in Cuxhaven geboren und in Kiel aufgewachsen. Sein Abi machte er 2009 am Luhe-Gymnasium in Winsen. Und weil seine Mutter, Ute Rädel, eng befreundet ist mit der Hilfsorganisationsgründerin Angelika Wohlenberg, die bereits seit 30 Jahren als Missionarin in Nord-Tansania tätig ist, kam es auch, dass Jan Rädel nach dem Abi zusammen mit seinem vier Jahre älteren Bruder Max - er hat Biologie in Berlin studiert - für sechs Monate nach Malambo reiste um Schüler an der Primary School in naturwissenschaftlichen Fächern zu unterrichten.

Jan Rädel: „Außerdem haben mein Bruder und ich in unserem Praktikum auch noch einen 13 Meter tiefen Schacht für ein Plumpsklo gegraben. Wir erkannten allerdings, dass das größte Problem in Afrika die Trinkwasserknappheit ist. An dem Dorf Malambo fließt zwar ein kleiner Bach entlang. Wie in den meisten tropischen Gewässern ist die Keimbelastung des Wassers allerdings sehr hoch. Die Massai kochen das Wasser wegen der Gesundheitsgefährdung ab, bevor sie es trinken. Für das Abkochen wird sehr viel Holz verfeuert, wofür in der Umgebung fast alle Akazien abgeholzt sind, die als Schattenspender viel besser geeignet wären. Deshalb habe ich seit 2010 die Regenwasserspeicherung und die Aufbereitung zu keimfreiem Trinkwasser mit Ultra-Filtration konzipiert. Über die Hilfsorganisation kam ich in Kontakt zu dem Missionar Dirk Frykowski, der als Netzwerkmeister für Gas und Wasser ausgebildet ist und in der praktischen Umsetzung mit Hilfkräften aus dem 9000-Seelen-Dorf Malambo die Regenwasserspeicher und einen 7,5 Meter hohen Wasserturm baute.“

Trinkwasseranlage in Nord-Tansania
Trinkwasseranlage in Nord-Tansania © HA | Dunja Engelbrecht

Bislang kamen rund 25.000 Euro für das Projekt zusammen

Jan Rädel hielt während seines Studiums mehrfach Vorträge und sammelte für das Regen- und Trinkwasserprojekt bislang gut 25.000 Euro. Die Regenwasser Sammel- und Aufbereitungsanlage arbeitet zwar mit moderner Technik, ist aber derart sicher gebaut, dass Fehlbedienungen ausgeschlossen sein sollen.

Wenn nach langer Trockenheit erstmals Regen auf das Schuldach fällt, wird zunächst aller Staub, Vogelkot und sonstiger Schmutz abgespült, bevor Wasser in die unterirdischen Zisternen gelangt und gespeichert wird. Etwa acht Stunden pro Tag wird mit Sonnenenergie und Solarzellen eine Pumpe angetrieben, die Wasser aus den Zisternen auf den 7,5 Meter hohen Wasserturm fördert. Die Turmhöhe sorgt für ausreichend hohen Druck, um das Wasser kurz vor dem Auslauf am Wasserhahn durch die Ultra-Filtration zu pressen. Jan Rädel: „Der Druck reicht auch aus, um in der Umkehrschaltung den Filter mit sehr geringem Wasserverbrauch wieder zu reinigen. Das ist das Besondere an meiner Anlage.“

Inzwischen laufen auch Überlegungen für die Wasserversorgung an zwei weiteren Schulen im Gebiet Massai-Mara.