Neu Wulmstorf/Tostedt. Trotz der steigenden Kosten halten die Gemeinden und Städte am Wasserspaß fest. Auch Seevetal hat jüngst ins örtliche Freibad investiert.

Die Freibäder im Landkreis Harburg sind in die Jahre gekommen. Die Bäder stammen aus den 50er und 60er-Jahren. Daher steigen wie bei einem alten Auto die Kosten für Sanierungen stetig an. Der Beton reißt. Wasser sickert durch. Die Technik, um das Wasser sauber zu halten, ist oft veraltet.

In der Gemeinde Neu Wulmstorf beispielsweise erhöhen sich die Sanierungs- und Reparaturkosten derart, dass die Gemeinde keinen Spielraum hat, um in die Ausstattung, etwa in neue Rutschen und Angebote für Kleinkinder zu investieren. In den vergangenen Jahren hat das Bad 1,7 Millionen Euro verschlungen. Bis 2018 kostet die Gemeinde die Instandhaltung schätzungsweise weitere 650.000 Euro. Und ein Ende ist auch ab 2019 nicht in Sicht, ohne dass den Badbesuchern ein attraktiveres Angebot gemacht werden kann. Eine Situation, die auf Dauer nicht zu halten ist.

Diskussion über die Reformierung des Bäderkonzepts

Deshalb hat die Gemeindeverwaltung jetzt eine Grundsatzdiskussion über eine Reformierung des Bäderkonzepts angestoßen. Wie können das Freibad und das Hallenbad, das die Gemeinde 2002 vom Kreis übernommen und für 1,7 Millionen Euro saniert hat, wirtschaftlichter betrieben werden? Bei den Überlegungen soll es keine Tabus geben. Denkbar ist etwa, das Hallen- und Freibad in Neu Wulmstorf zusammenzuführen. Die CDU hat auch einen Neubau an einem anderen Ort ins Spiel gebracht und angeregt, über eine Umwandlung der Freibadflächen in Bauland nachzudenken. „Es darf keine Denkverbote geben, was Standortfragen oder privates Engagement angeht“, sagte auch der SPD-Fraktionschef Tobias Handtke.

Eine erneute Diskussion über eine Schließung des Freibads jedoch will man offenbar vermeiden. Vor zwölf Jahren war das für Teile der Verwaltung und der Politik noch eine Option. Heute bekennen sich alle Fraktionen und die Gemeindeverwaltung zu den Bädern. „Es soll in der Diskussion nicht um die Abschaffung von Bädern gehen“, betonte Bürgermeister Wolf Rosenzweig. In den Haushaltsplanberatungen für 2016 befassen sich die Politiker erneut mit dem Thema.

Altes Becken in Tostedter Freibad muss saniert werden

Noch dramatischer sieht es im Tostedter Freibad aus. Das alte Becken lässt sich nicht mehr herrichten. Es muss neu gebaut werden. Doch der Sanierungsplan, für den drei Millionen Euro vorgesehen sind, stockt. Die Fachfirma aquatekten aus Göttingen plante, mit dieser Summe die Wasserfläche um die Hälfte zu reduzieren. Eine zu kleine Lösung für teures Geld. Jetzt sucht die Verwaltung nach einem neuen Kooperationspartner. „Wir müssen dafür sorgen, dass das Freibad erhalten bleibt“, sagt Bürgermeister Peter Dörsam.

Andere Gemeinden und Städte haben gerade erst viel Geld in die Instandsetzung der Bäder investiert. Zwei Millionen steckte die Samtgemeinde Salzhausen in das Waldbad, um die brüchige Beckenfolie und den beschädigten Beton instand zu setzen. Die Eröffnung des komplett sanierten Bades steht kurz bevor: Die Einweihungsfeier ist am Sonnabend, 4. Juli.

Neue Sonnenlicht-Anlage und Blockheizkraftwerk in Hittfeld

Das Freibad in Hittfeld hat vor wenigen Jahren unter anderem in eine neue Anlage, die das Wasser mit Sonnenlicht erwärmt, und in ein Blockheizkraftwerk investiert. Zuletzt wurde die „Elefantenhaut“, der Teppich im Becken, erneuert. Kosten: mehr als 400.000 Euro.

Die Unterhaltung von Freibädern ist ein Zuschussgeschäft. Spaßeshalber hat die Samtgemeinde Seevetal 2013 ausgerechnet, wie hoch der Eintrittspreis wäre, um die Kosten zu decken: 8,70 Euro pro Person. Die Gäste müssten in etwa das Vierfache ausgeben.

Das Angebot der Bäder sorge für den guten Ruf der Orte

Dennoch: Politik und Verwaltung wollen an den Freibädern festhalten, weil sie diese als Standortvorteil sehen. Neu Wulmstorfs Bürgermeister Wolf Rosenzweig formuliert es so: „Das Angebot der Bäder sorgt seit jeher für einen guten Ruf unseres Ortes. Ein Neu Wulmstorf ohne Bäder ist für mich nicht vorstellbar.“

Heiner Albers, Verwaltungschef der Samtgemeinde Hollenstedt, geht noch weiter. Er spielt mit dem Gedanken, das Freibad, das verkehrsgünstig an der Autobahn liegt, in ein Erlebnisbad mit Saunalandschaft umzuwandeln. Albers: „Wenn wir so das Freibad erhalten können – warum nicht?“