Harburg . Kulturspeicher an der Blohmstraße hat offiziell eröffnet. Gastronomie, Theater und Konzerte sollen in Zukunft auch Nord-Hamburger anlocken.

Harburgs neue Kulturstätte im Binnenhafen hat offiziell seine Pforten geöffnet. Am Wochenende hatten Neugierige die Gelegenheit, sich in dem historischen Gebäude umzusehen, guter Musik zu lauschen und mehr über die Zukunft des neuen Kulturspeichers zu erfahren.

Betritt man das Foyer des alten Hauses, findet man sich in einem großen offen gestalteten Raum. Massive alte Balken und der teilweise erhaltene Holzboden machen sofort bewusst, dass sich hier sehr viel Geschichte mit Gegenwart mischt. Seit dem vergangenen Jahr hatte Inhaber Rolf Lengemann den fast 200 Jahre alten Speicher mit seinem Team an Helfern saniert und in einen Ort für Kunst und Menschen verwandelt. In der unteren Etage erstreckt sich ein Gastronomiebereich, der künftig auch zum Mittagstisch einladen soll. Im oberen Stockwerk befindet sich der Konzertsaal und die kleine Bühne.

„Ich wollte nichts erschaffen, dass nur für einige wenige - gut betuchte - Menschen zugänglich oder erschwinglich ist“

„Killing me softly with his words“, singt Andra Barz, die die Besucher am Eröffnungsmorgen an ihrer Vocal Performance teilhaben lässt. Immer mehr Zuschauer, darunter viele Kinder, strömen in den Saal und lassen erahnen, wie kunterbunt und voll es hier bald regelmäßig sein wird.

„Es ist eine unglaubliche Aussicht von hier oben“, eröffnet Lengemann seine Rede, „ich wünschte, jeder von Ihnen könnte sehen, was ich sehe.“ Sein Großvater hatte 1956 in Harburg eine Heizungsfirma gegründet, Lengemann, der die dritte Generation bildet, besitzt die Firma mittlerweile nicht mehr. „Aber ich bin durch meine Erbschaft zu Gebäuden gekommen, darunter auch dieser alte Kaufhausspeicher.“ Also habe er sich der Frage stellen müssen: Was mache ich damit? Ein Atelier? In kleine Parzellen teilen? „Nein! Ich wusste, dass das nicht die richtige Lösung ist. Ich wollte nichts erschaffen, dass nur für einige wenige - gut betuchte - Menschen zugänglich oder erschwinglich ist.“ Also habe er sich dazu entschieden einen Kulturbetrieb ins Leben zu rufen. Die Öffentlichkeit sollte profitieren. „Ich habe vier Kinder und neun Enkelkinder: Mein Wunsch ist, dass sie hier noch viel Freude haben.“ Aber nicht nur seine Enkelkinder werden Spaß daran haben. Der Kulturspeicher geht in Zukunft eine enge Zusammenarbeit mit der Stiftung „Kinderjahre“ ein.

„Hier ist etwas ganz Besonderes entstanden, aus historischer, architektonischer und auch sozialer Sicht“

Vorstandsvorsitzende Hannelore Lay freut sich sehr über die Kooperation: „Hier ist etwas ganz Besonderes entstanden, aus historischer, architektonischer und auch sozialer Sicht.“ Auch für Harburg sei die Eröffnung ein großer Schritt nach vorne. „Harburg ist zu bedeutend, um sich ewig in die Rolle des Mauerblümchens einzufügen.“ Der Stadtteil dürfe auch zukünftig nicht vergessen werden. Genauso wie jedes Kind, das im Schatten der wohlhabenden Gesellschaft Gefahr liefe, vergessen zu werden. In dieser Mission sei der Kulturspeicher wichtiger Partner und ein Podium für die Kultur, die Kindern näher gebracht werden könne. Am 6. Juni um 15 Uhr gastiert „Der Holzwurm aus der Oper“ im Speicher am Kaufhauskanal und bietet kindgerechtes Theater. Auch Staatsrat Matthias Kock und Bezirksamtsleiter Thomas Völsch hoben die Wichtigkeit des Speichers für Harburg hervor und sind sicher, dass die neue Kulturstätte „den ein oder anderen doch mal zum Sprung über die Elbe verlocken wird.“ Nächste Ambition des Teams ist es, bei eventueller Vergabe der Olympischen Spiele an Hamburg, als Olympia-Location und Begegnungsstätte zu dienen. Die Nähe zum Hauptaustragungsort auf den Elbinseln sei nur ein wichtiger Vorteil, den der Kulturspeicher dafür zu bieten habe.