Lüneburg . In Lüneburg forderten Pädagogen eine deutliche Aufwertung ihres Berufes. Ein Ende ihres Streiks ist bisher noch nicht absehbar.

Mit lauten Sprechgesängen und der Forderung nach „mehr Kohle“, wie die Teilnehmer der Kundgebung sangen, ging es am Mittwochmittag durch die Lüneburger Innenstadt. Rund 6000 Erzieher, Sozialarbeiter und deren Unterstützer taten ihren Ärger über die bisherigen Verhandlungen zwischen der Verdi und der Vereinigung der Kommunalen Arbeitgeber (VKA) kund. Gefordert wurden vorallem andere Eingruppierungen innerhalb der Tarifgruppen für Arbeiter im Sozial- und Erziehungsdienst.

In Gruppen mit bis zu 25 Kindern arbeiten zwei bis drei Erzieher

„Wenn wir Vollzeit arbeiten, werden wir um die 1200 Euro verdienen“, erzählt Tabea Wenk über das Einstiegsgehalt einer Erzieherin. Sie und ihre Freundin Irene Harting sind gerade im letzten Jahr ihrer Ausbildung. Im Sommer soll es dann losgehen. Doch was sie jetzt schon wissen ist, dass dieses Gehalt für die Verantwortung die sie als Erzieherinnen haben zu wenig ist. In Gruppen mit bis zu 25 Kindern arbeiten meist zwei bis drei Erzieher. Und genau das finden viele der Demonstrierenden falsch. Sie fordern mehr Achtung für ihr Berufsfeld und auch mehr Gehalt für die Arbeit, die häufig nicht nur körperlich, sondern auch psychisch sehr viel fordert.

Eine Teilnehmerin der Kundgebung hält ein botschaftsfreudiges Plakat in den Händen (c) dpa - Bildfunk+++
Eine Teilnehmerin der Kundgebung hält ein botschaftsfreudiges Plakat in den Händen (c) dpa - Bildfunk+++ © dpa | Philipp Schulze

Jede vierte Stelle ist eine Vollzeitstelle

Bisher ist aber in diese Richtung nicht viel passiert. Die Verhandlungen zwischen der Ver.di und der VKA wurden Ende April abgebrochen. Neue Termine sind bisher nicht vereinbart. Die Forderungen von Ver.di sind allerdings eindeutig: eine höhere Eingruppierung, ausreichend qualifiziertes Personal und angepasste Rahmenbedingungen, wie Detlef Ahting, Landesleiter der Ver.di für Niedersachsen und Bremen, festhält. Zudem sollen mehr Arbeitsplätze Vollzeit besetzt werden, denn bisher ist, wie Ahting gegenüber dem Abendblatt sagt, bloß jede vierte Stelle eine Vollzeitstelle.

Doch zu den Rahmenbedingungen gehört noch mehr. Derzeit wird immer mehr durch die Erziehungsarbeit aufgefangen. „Probleme in der Familie werden immer häufiger outgesourct“, weiß Sozialpädagogin Kerstin zu berichten, die seit vielen Jahren in ihrem Beruf arbeitet. An dieser Stelle sind Entlastungen besonders wichtig.

Lüneburg: Kundgebung von Erzieherinnen und Sozialarbeiterinnen in kommunalen Einrichtungen
Lüneburg: Kundgebung von Erzieherinnen und Sozialarbeiterinnen in kommunalen Einrichtungen © dpa | Philipp Schulze

Der Streik geht weiter

Doch weder die Belastungen durch fehlendes Personal, noch die Forderungen nach durchschnittlich zehn Prozent mehr Lohn scheinen bei der VKA anzukommen. Denn bisher habe die in den Verhandlungen nur ein Papier mit Ideen für Veränderungen, aber noch kein ernstes Angebot vorgelegt, berichtet Matthias Hoffmann, Ver.di-Geschäftsführer des Bezirks Lüneburger Heide. Und bis ein solches Angebot kommt, sagt Ahting, geht der Streik weiter.

Unterstützung erhalten die Streikenden dabei von Schülern und Studenten in sozialen Berufen, aber auch von anderen Gewerkschaften. Sanne Speicher und Jarla Babbel gehören zu 300 Studenten aus Lüneburg, die später einmal Sozialpädagogen und Erzieher Ausbilden wollen. Sie haben sich aus Solidarität den Streikenden angeschlossen, wie Jarla erzählt. Sie fordern ebenso, wie die Streikenden eine Aufwertung ihrer Berufe und mehr Würdigung der sozialen Arbeitsbereiche. Denn letzten Endes legen Erzieher „den Grundstein für die Zukunft der Kinder“, wie Irene Harting ihren Job zusammenfasst. (Anna Kimm)