Klecken. Letzte Ruhe im Klecker Wald: Die Gemeinde greift den Trend der Naturbestattung auf. Das Försterhuus soll als Standort für Trauerfeiern dienen.

Ein Grab im Wald, ein Platz unter dem Baum als letzte Ruhestätte. Das möchten immer mehr Menschen. Diesen Trend greift jetzt die Gemeinde Rosengarten auf. Es ist angedacht, im Klecker Wald einen Friedwald entstehen zu lassen. „Der Bedarf ist da. Waldbestattungen sind eine schöne Sache. Ich sehe das zumindest positiv“, sagte Rosengartens Bürgermeister Dirk Seidler, der das Vorhaben unterstützt.

Den Anstoß dazu gab Volkmar Block von den Grünen in Rosengarten bereits vor zwei Jahren. Damals keimte die Idee, in Vahrendorf Begräbnisse unter Bäumen zu ermöglichen. Inzwischen steht der Klecker Wald im Fokus, da sich dort das „ole Försterhuus“ befindet. Ein guter Ort für Trauergesellschaften, um im Anschluss an das Begräbnis zusammenzukommen, findet die Gemeindeverwaltung. „Das würde sich gut ergänzen“, sagt Seidler.

Försterhuus bietet einen würdigen Rahmen für Trauerfeiern

Auch Marco Stöver, stellvertretender Vorsitzender des Postkutschenvereins, der das Försterhuus betreibt, begrüßt den Vorstoß. „Wir stehen bereit, da voll mitzuarbeiten. Das Försterhuus bietet einen würdigen Rahmen für Trauerfeiern“, sagt er. Das historische Gebäude von 1852 mit großer Diele, offener Herdfeuerstelle, Poststube und Jagdzimmer wird häufig für Familien- und Geburtstagsfeiern gemietet.

Seit 2003 können sich dort zudem Heiratswillige trauen lassen. Pro Jahr finden in dem Gebäude rund 90 Veranstaltungen statt. Ann-Sophie Munzert, die das historische Gebäude seit Januar verwaltet, sagt: „Ein guter, sehr ruhiger Ort für Trauernde.“ Zunächst sind die Planungen für die alternative Bestattungsform im Klecker Wald jedoch noch im frühen Stadium. Die öffentlichen Gremien müssen sich noch mit dem Thema beschäftigen.

Das Ole Försterhuus im Klecker Wald soll möglicherweise als Standort für Trauerfeiern im Friedwald dienen
Das Ole Försterhuus im Klecker Wald soll möglicherweise als Standort für Trauerfeiern im Friedwald dienen © Bianca Wilkens

Der erste Friedwald in Niedersachsen wurde 2002 bei Osnabrück eröffnet

Das Waldstück im Klecker Wald, das für den Friedwald in Frage käme, gehört den Niedersächsischen Landesforsten, mit insgesamt 330.000 Hektar größter Waldeigentümer Niedersachsens. Wie weit die Planungen für einen Friedwald in Rosengarten vorangeschritten sind, konnte Stefan Fenner, Pressesprecher der Landesforsten, gestern nicht sagen. Aber auch er bestätigt eine steigende Nachfrage an Bestattungen in der Natur. „Es zeichnet sich ein klarer Trend ab“, sagt er.

Der erste Friedwald auf dem Gebiet der Niedersächsischen Landesforsten wurde 2002 in Bramsche bei Osnabrück eröffnet. Inzwischen zählen die Landesforsten elf Friedwälder. Durchschnittlich umfasst ein Friedwald 50 Hektar. Die Niedersächsischen Landesforsten arbeiten ausschließlich mit der Friedwald GmbH zusammen. Die Gesellschaft mit Sitz in Griesheim war die erste auf dem Markt und hat die Baumbestattungen von der Schweiz nach Deutschland geholt. Vor 15 Jahren haben die Landesforsten bereits einen Vertrag über die Zusammenarbeit mit der Friedwald GmbH geschlossen.

Angehörigen der Verstorbenen fehlt Zeit für Grabpflege

Neben der Friedwald GmbH ist die Ruheforst GmbH auf dem Markt aktiv. Sie hat beispielsweise den Ruheforst Lohof in Jesteburg eröffnet. Auch kommunale Friedhöfe steigen in die Entwicklung ein und bieten naturnahe Bestattungen an. Zurück zur Natur ist eine Entwicklung, die sich eben nicht nur daran abzeichnet, dass viele Menschen wieder wandern, Schrebergärten mieten und Special-Interest-Zeitschriften wie Landlust lesen.

Bestattungswald in Buxtehude

Auch in der Bestattungskultur spielt sie eine immer größere Rolle. Neben Jesteburg gibt es etwa auch in Neukloster bei Buxtehude einen Bestattungswald. Es ist eine willkommene Alternative, da die Grabpflege wegfällt. Denn dafür fehlt oft die Zeit, weil die Angehörigen meistens weit verstreut sind und nicht selten ihren Lebensmittelpunkt im Ausland haben. Mit der Baumbestattung wollen viele Menschen ihren Kindern den Druck nehmen und ihnen nach dem Tod nicht zur Last fallen.

Wildblumen statt Gestecke

Im Friedwald übernimmt die Natur die Grabpflege. Gestecke, Kerzen und Grabsteine gibt es nicht. Statt dessen Moose, Farne, Wildblumen, buntes Laub und Schnee. Eine Informationstafel weist auf den Friedwald hin und kennzeichnet die Waldfläche für die Bestattung in der Natur. Viele suchen sich schon zu Lebzeiten einen Baum aus und informieren die Angehörigen. Das Angebot reicht von einzelnen bis zu Familien- und Partnerbäumen. Um seine letzte Ruhe in der Natur zu finden, ist eine Einäscherung allerdings Voraussetzung. (Bianca Wilkens)