Harburg. Die Hamburger Sparkasse stellt ihre Binnenhafen-Zweigstelle zur Verfügung, bleibt aber Mieter. Das Wohnschiff „Transit“ füllt sich langsam.
Es gibt wenige Gebäude, die die Entwicklung des Harburger Binnenhafens so widerspiegeln, wie das an der Harburger Schloßstraße 14. In dem alten Bürgerhaus war seit 1965 eine Hafenkneipe ansässig. Benannt nach dem griechischen Gott der Liebe. Nicht etwa, weil hier einsame Seeleute gegen Geld bekuschelt wurden, sondern weil der Wirt Grieche war.
Der Bedarf für raue Hafenkneipen sank, und mit dem Wandel des Quartiers stieg der Bedarf an Finanzdienstleistungen. Ins Haus der Eros-Bar zog die Hamburger Sparkasse. Auch die ist mittlerweile nicht mehr hier vertreten, die Räume reichten schlicht nicht aus, um alle Dienstleistungen anzubieten. Seit 2013 nutzte die Haspa das Haus nur noch gelegentlich für Kundenaktionen.
Jetzt übergab die Sparkasse die Büroräume an die Initiative „Flüchtlingshilfe Binnenhafen". Die Haspa bleibt Mieter, auch der Geldautomat bleibt vor Ort, aber die Schreibtische und Schränke nutzt jetzt die Initiative, die sich um die Bewohner des Flüchtlingsschiffs „Transit“ im Harburger Binnenhafen kümmert.
Zunächst dreimal pro Woche will die Flüchtlingshilfe Binnenhafen hier offene Sprechstunden für die Schiffsbewohner anbieten. Tägliche Öffnungen sind geplant, können aber noch nicht gewährleistet werden. Außerdem soll das Büro der Initiaitve selbst dienen. Bislang sind ihre Aktivitäten auf viele Schreibtische und Büros verteilt. Ein fester Anlaufpunkt erleichtert auch die ehrenamtliche Arbeit.
„Wir sind jetzt fast 100 Aktive“, sagt Gorch von Blomberg, einer der Sprecher der Flüchtlingshilfe. „Darunter sind Unternehmer und Angestellte aus dem Binnenhafen, Anwohner, Grundbesitzer sowie auch Harburger, die sonst nichts mit dem Binnenhafen zu tun haben. Diese Leute alle zu koordinieren ist einfacher, wenn man ein zentrales Büro hat. “
Die Aktivitäten der Initiative sind in fünf Arbeitsbereiche aufgeteilt. Eine Gruppe kümmert sich um Mütter und Kinder, die Lotsengruppe hilft bei der Orientierung in Harburg und auf den Ämtern, eine weitere Gruppe kümmert sich um Sprachmittlung und -vermittlung, eine weitere um alle Bildungsfragen und noch eine darum, die Flüchtlinge willkommen zu heißen. Gerade entsteht eine weitere Arbeitsgruppe, die das Thema Arbeitsmöglichkeiten für Flüchtlinge bearbeiten möchte.
„Ein angenehmer Nebeneffekt der Flüchtlingsarbeit ist, dass dadurch die Leute im Binnenhafen wieder näher zusammenkommen, auch solche, die vorher wenig miteinander zu tun hatten, weil sie zum Beispiel ganz unterschiedliche Interessen verfolgten oder gar Konkurrenten sind“, sagt Gorch von Blomberg.
Die meisten Aktiven der Initiative arbeiten ehrenamtlich neben ihren eigentlichen Jobs. Es gibt aber auch Firmen in der Flüchtlingshilfe, die Arbeitszeitspenden leisten – sprich: Mitarbeiter freistellen, damit sie für die Flüchtlingsinitiative tätig sein können.
Noch gibt es im Binnenhafen mehr Helfer, als Flüchtlinge, denn die Belegung der „Transit“ verläuft schleppend. Erst knapp über 60 Menschen wohnen auf dem Schiff. Eigentlich sollte es seit einer Woche voll belegt sein. Der Druck auf Folgeunterkünfte außerhalb der Erstaufnahmen ist eigentlich groß, aber die Aufteilung der Flüchtlinge auf die Unterkünfte scheint die Hamburger Sozialbehörde vor große Herausforderungen zu stellen. Auf der „Transit“ sollen hauptsächlich Familien unterkommen. Ihr Aufenthaltsstatus muss geklärt sein. Für die „Transit“ kommt hinzu: An Bord herrscht Rauchverbot. Die anerkannten Flüchtlingsfamilien, die hierherkommen müssen also von Oma bis Enkel Nichtraucher sein.
Die Flüchtlingsströme reißen derweil nicht ab. Das Einwohner-Zentralamt bestätigte heute, dass deshalb der Bestand der Zentralen Erstaufnahme auf dem Schwarzenberg bis Ende Juni verlängert wird. Nicht nur der Harburger Binnenhafen wandelt sich.