Beim Gespräch mit Politikern zeigten sich die Harburger Rudolf-Steiner-Schüler selbstbewusst und gut informiert. Die Gäste waren sehr erfreut über die guten Kenntnisse der Harburger Schüler
Hamburg. Das ist höchst selten und ein Traum aller Pädagogen: Auch lange nach der intensiven Polit-Diskussion standen viele Schüler der Harburger Rudolf-Steiner-Schule noch mit den Jungpolitikern vom Podium zusammen, sagten ihnen die Meinung und löcherten sie mit Fragen. Neue Runde der „It’s your choice“-Tour, mit der Jugendliche zur Teilnahme an der Bürgerschaftswahl am 15. Februar motiviert werden sollen.
Vorausgegangen war eine intensive, spannende Diskussion zum Thema Stadtentwicklung. „Wenn meine Mutter mit der Bahn in die Stadt fahren will, kostet das sieben Euro“, stellte Till, 19, fest. „Da kann sie doch gleich das Auto nehmen, das ist doch absurd.“ Steilvorlage für Steven von Bargen von den Jungen Sozialdemokraten. Er erläuterte die mit den Preisen verbundenen hohen Subventionskosten – 700 Millionen Euro – für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).
Dazu Schüler Jakob, 18: „Wieso, für Busbeschleunigung ist doch auch Geld da.“ Nachdem sich Julia Grauvogel (Grüne Jugend) und Carsten Ovens (Junge Union) ausführlich für die Einführung einer Stadtbahn eingesetzt hatten, blieb die Meinung geteilt. Jakob (18) wandte sich gegen das Projekt – „viel zu teuer“ –, Jonathan, 18, plädierte dafür: „Der geplante U-Bahn-Ausbau ist doch auch mit Milliarden veranschlagt, da zieht das Kosten-Argument nicht.“ Steven von Bargen abschließend: „Ich garantiere euch, egal, was hier erzählt wird: Es wird in Hamburg nie eine Stadtbahn geben.“
Wie kann man die Fahrräder am Harburger Bahnhof besser vor Diebstahl schützen, wollte Olaf, 19, von den Volksvertretern wissen. Carsten Ovens brachte da den Städtischen Ordnungsdienst ins Spiel, während Florian Muhl (Linksjugend) etwas ratlos bekannte: „Mir sind auch schon drei Räder geklaut worden.“ Carl-Cevin-Key Coste (Junge Liberale), der selbst noch Schüler ist, klärte die Zuhörer auf: „Genau deshalb gibt’s da ja auch keine Leihräder. Da wird gesagt, dass die eh nur geklaut würden.“
Das von Moderatorin Elisabeth Jessen (Hamburger Abendblatt) angesprochene Stichwort Beachclub Veritaskai sorgte für Dissens auf dem Podium. Während Steven von Bargen hier städtebauliche Impulse sah, bei denen sich jeder einbringen könne, kritisierte Carl-Cevin-Key Coste: „Genau das haben die Bürger, die den Beachclub erhalten wollen, ja auch getan. Dann wurde trotzdem das Aus von der übergeordneten Politik verhängt.“
Manche Streitigkeiten über Kompetenzen und Verantwortlichkeiten – vor allem zwischen Ovens und von Bargen – wurden auch mit Gelächter quittiert. So nach dem Motto: Das gehört offenbar auch zur Politik. Stichwort Wohnungsbau. „Es gibt zu wenig günstigen Wohnraum für Studenten“, befand Pilar, 19 – ein Punkt, bei dem ihr alle fünf Politiker zustimmten. Neue Studentenwohnheime in Uninähe, ein Vorschlag von Schüler Hannes, 17, wird es aber wohl nicht geben. Die Anbindung ans Universitätsviertel sei doch gut, befanden die Jungpolitiker, dann müsse man als Student eben den HVV stärker nutzen.
Die Gäste waren sehr erfreut über die guten Kenntnisse der Harburger Schüler – und wohl auch beeindruckt von deren Selbstbewusstsein. Als die Diskussion abschließend zum Thema Flüchtlinge kam, gingen die Wogen dann noch hoch. Und als die dafür angesetzte Zeit schließlich abgelaufen war, gab’s für die Politiker noch lange nicht „schulfrei“.