Teurere Tickets seien nicht nötig, weil der HVV seit Jahren deutlich höhere Mehreinnahmen verzeichnet als prognostiziert - sagen die Linken. Der Senat weist Vorwürfe zurück.
Hamburg. Die Linken in der Hamburgischen Bürgerschaft haben die geplanten Preiserhöhungen beim Hamburger Verkehrsverband (HVV) scharf kritisiert. Aus einer Senatsantwort auf eine Kleine Schriftliche Anfrage ergebe sich, dass die Mehreinnahmen in den vergangenen vier Jahren jeweils zwischen 28,4 und 40,2 Millionen Euro gelegen haben.
„Der Senat agiert unredlich. Mindestens seit 2009 setzt er die zu erwartenden Mehreinnahmen des HVV viel zu niedrig an, um die unnötigen Preiserhöhungen zu rechtfertigen. Wer über 300 Prozent mehr als geplant einnimmt, muss die Fahrpreise nicht ständig erhöhen“, sagte die verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion, Heike Sudmann.
Nach Angaben des Senats waren die Einnahmen des HVV 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 33,8 Millionen Euro auf 726,2 Millionen Euro gestiegen. Das entspricht einem Zuwachs von 4,9 Prozent. Prognostiziert waren 19,7 Millionen Euro. Nach Berechnungen von Verkehrsexpertin Sudmann lagen die tatsächlichen Einnahmen 172 Prozent höher. Im Jahr 2010 betrug die Differenz sogar 355 Prozent, 2012 waren es 309 Prozent.
„Der Senat trickst mit den Zahlen“, kritisiert Sudmann und fordert, die gute Einnahmenentwicklung bei der Preisgestaltung zu berücksichtigen.
Die Tariferhöhung um durchschnittlich 2,6 Prozent tritt zum 1. Januar des kommenden Jahres in Kraft. Laut HVV ist es die es die niedrigste seit 2010. Zum Vergleich: 2006 betrug der Anstieg 4,8 Prozent.
Einzelkarten im Nahbereich sollen künftig 2,10 Euro kosten (jetzt 2 Euro), im Großbereich 3,10 Euro (3 Euro). Tageskarten verteuern sich von 5,90 Euro auf 6 Euro, Gruppenkarten im Großbereich von 10,80 Euro auf 11,20 Euro. Für Zwei-Zonen-Monatskarten sind 64,20 Euro statt 62,60 Euro fällig, im Großbereich 102,40 Euro statt 99,80 Euro. Der Preis für Drei-Zonen-CC-Karten steigt auf 40,40 Euro (bislang 39,40 Euro), der für Senioren-CC-Karten auf 59,10 Euro (57,60 Euro) und der für Schülerkarten auf 47,70 Euro (46,50 Euro).
Verschont von der Kostensteigerung bleiben Kinderkarten (1,10 Euro Großbereich, 2,10 Euro Tageskarte) und Kurzstreckenfahrten (1,50 Euro) – die Preise dafür waren bereits vor zwei Jahren angehoben worden.
Der Kostendeckungsgrad lag 2013 bei etwa 71 Prozent. Das Defizit von etwa 325 Millionen Euro müssen die Stadt und damit die Steuerzahler ausgleichen.