Der Senat sieht die Aufwertung in Wilhelmsburg und Harburg voranschreiten. Bei der Anhörung im Hamburger Stadtplanungsausschuss hagelt es dagegen von den Elbinselbewohnern Kritik. Sie sehen das Erbe der IBA gefährdet.

Wilhelmsburg. Der Bau von 4000 zusätzlichen Wohnungen, die Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße, die neue städtebauliche Optionen eröffne – Hamburgs Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD) sieht die Aufwertung in Wilhelmsburg und Harburg auch nach der Ende der Internationalen Bauausstellung (IBA) weiter voran schreiten.

„Im Süden geht es weiter, das haben wir versprochen“, sagte Jutta Blankau am Donnerstagabend im Stadtplanungsausschusses der Hamburger Bürgerschaft zu dem Senatskonzept „Hamburgs Sprung über die Elbe – Zukunftsbild 2013+“.

Bei der sechseinhalb Stunden dauernden Anhörung im Haus der Patriotischen Gesellschaft in Hamburg zeichneten die etwa 100 Bürger aus dem Hamburger Süden aber ein gegensätzliches Bild: Sie sehen das Erbe der IBA und damit die städtebauliche und soziale Aufwertung gefährdet.

Oberbaudirektor Jörn Walter setzt auf die Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße: Die Haushalte in 25.000 Wohnungen würden dadurch weniger Lärm ausgesetzt sein, sagt er. Langfristig schaffe die Stadt eine grüne Verbindung zwischen Spreehafen und dem neuen Inselpark.

Der Verein Zukunft Elbinsel dagegen kritisiert den jetzigen Rahmenplan „Sprung über die Elbe“ als Rolle rückwärts im Vergleich zu Ideen, die der Senat vor zehn Jahren geäußert habe. Ein Durchfahrtverbot für Lastwagen auf zentralen Straßen oder Freizeitnutzung im Spreehafen - nichts davon sei in dem neuen Senatskonzept übrig geblieben, sagt Vorstandsmitglied Manuel Humburg.

Als Skandal bezeichnet er den Paradigmenwechsel, als Alternative zu dem ursprünglich geplanten Bau von Klimahäusern am Haulander Weg in Wilhelmsburg Gewerbeansiedlung auf 60.000 Quadratmetern in Erwägung zu ziehen. Die IBA Hamburg verrate damit ihr Lieblingsprojekt, sagt Manuel Humburg.

Stadtforscher Dieter Läpple sieht in dem Senatskonzept die wichtige Frage nicht beantwortet, wie der Verkehr die erwarteten 12.000 Menschen in den 4000 neuen Wohnungen überhaupt aufnehmen solle.

Der Senat müsse Antworten finden, wie er die besonders vielen Einwanderer aus Osteuropa und Flüchtlinge, die in Wilhelmsburg leben, qualifizieren und in Arbeit bringen wolle. Der Professor der HafenCity Universität mahnt, dass die Stadt die Elbinselbewohner bei dieser Herausforderung nicht allein lassen dürfe.

Lehrer und Elternratsvertreter sehen die von der IBA initiierte Bildungsoffensive ins Stocken geraten und fordern „Kümmerer“ für die geschaffenen Bildungshäuser. Ohne Schulen mit gutem Ruf würden Familien mit Kindern von den Elbinseln fortziehen. Jörn Walter verspricht: „Es wird für uns ein Thema bleiben, mehr Menschen zu Schulabschlüssen zu bringen.“

Die Hamburger Bürgerschaft wird den Rahmenplan Hamburgs Sprung über die Elbe voraussichtlich im Januar zur Kenntnis nehmen. Fraktionen können noch Änderungsanträge einbringen.