Senat beauftragt IBA GmbH mit der Projektentwicklung auf der Elbinsel. Grüne: Lärm und Verkehr müssen reduziert werden
Wilhelmsburg. Wenn vom nach der HafenCity zweitgrößten Neubaugebiet Hamburgs die Rede ist, wird in der Regel die Neue Mitte Altona genannt. Doch mindestens genauso viele Wohnungen sollen jetzt auch auf der Elbinsel Wilhelmsburg entstehen. Am Dienstag hat dazu der Senat die IBA Hamburg GmbH mit der Projektentwicklung beauftragt. Die rund 20 Stadtplaner des städtischen Unternehmens hatten die Internationale Bauausstellung (IBA) in Wilhelmsburg für die Stadt realisiert.
Nach dem offiziellen Ende der IBA vor etwa einem Jahr übernahm die IBA GmbH bereits die Entwicklung von zwei größeren Wohngebieten in Neugraben. Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD) begründete die Fortsetzung der städtischen Gesellschaft nun mit dem „enormen Schwung“, den die IBA Wilhelmsburg bereits gebracht habe. Diese positive Entwicklung wolle man jetzt fortführen. Insgesamt mehr als 4000 neue Wohnungen könnten daher in den nächsten Jahren in Wilhelmsburg durch den Auftrag an die IBA neu gebaut werden.
Dazu sollen in einem ersten Abschnitt im eher ländlichen Georgswerder, an der Dratelnstraße im Zentrum Wilhelmsburgs und am Inselpark, zusammen rund 700 Wohnungen gebaut werden. Mit einem Baubeginn rechnet IBA-Chef-Uli Hellweg auf diesen drei Flächen zum Teil noch im Jahr 2016. Bei den Grundstücken handelt es sich zum weit überwiegenden Teil um städtische Flächen. Die IBA wird dabei ähnlich wie die städtische HafenCity GmbH die Grundstücke gemeinsam mit dem Bezirk Mitte bis zu einem gültigen Planrecht entwickeln. Die Erschließung soll wie in der HafenCity auch weitgehend durch Grundstücksverkäufe finanziert werden, dennoch rechnet der Senat Blankau zufolge mit einem Defizit in diesem ersten Abschnitt von rund 10,7 Millionen Euro.
Konkret sollen in Georgswerder auf der sogenannten Kirchwiese und am Niedergeorgswerder Deich bis zu 250 Wohneinheiten gebaut werden, darunter viele Einfamilien- und Doppelhäuser. Weiter Richtung Autobahn sieht der Auftrag an die IBA GmbH auch die Entwicklung eines neuen Gewerbegebiets vor. Dieses Nebeneinander von Wohnen und Arbeiten sei angestrebt, man müsse aber die Verträglichkeit prüfen, sagt IBA-Chef Hellweg. „Metrozonen“ nennt er solche Areale, wo innerstädtisch neue Wohngebiete gefunden werden können.
Im Zentrum Wilhelmsburgs können Hellweg zufolge auch an der Dratelnstraße – beispielsweise auf ehemaligen IBA-Parkplätzen – relativ zügig von etwa 2016 an rund 300 neue Wohnungen gebaut werden. Hier direkt am IBA-Ausstellungsgelände sieht die Planung nun den Bau von Geschosswohnbauten, aber auch Stadtvillen sowie Reihen- und Einfamilienhäusern vor.
Drittes Projekt dieses ersten Abschnitts nennt sich Georg-Wilhelm-Höfe und liegt am Inselpark, der zur Internationalen Gartenschau entstanden war. Hier werden bereits 2015 rund 50 erste Wohnungen bezogen, in einem zweiten Bauabschnitt sind noch einmal 150 geplant.
Der weit aus größere Teil der neuen Mitte Wilhelmsburgs kann jedoch erst nach der Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße erfolgen, die den Stadtteil als viel befahrene Bundesstraße noch durchschneidet. Schon jetzt werde im Norden an der Verlegung gebaut, frei wird die ehemalige Straßenfläche nach Einschätzung der Senatorin in den Jahren 2018/2019. Bis dahin soll die IBA die potenziellen Wohnbauflächen dort weiter auf ihre Umsetzungsfähigkeit untersuchen. Nach ersten Schätzungen würde sich hier ein Potenzial von bis zu 2700 weiteren Wohnungen ergeben. Zusätzlich können nach den Worten Hellwegs auch ganz im Süden Wilhelmsburg am Haulander Weg bis zum Jahr 2020 noch einmal etwa 850 Wohnungen gebaut werden.
Prinzipielle Zustimmung, aber auch Kritik an der Umsetzung der Senatspläne kommt von der Grünen-Bürgerschaftsfraktion. Ihr stadtentwicklungspolitischer Sprecher Olaf Duge verweist dabei vor allem auf die Probleme durch Verkehrslärm und Industrie: „Die Pläne für den Wohnungsbau unterstützen wir. Allerdings müssen auch die Belastungen für die Elbinsel reduziert werden“, so Duge. Der Senat halte seine Versprechen nicht ein, und für Wilhelmsburg blieben weiter „Lärm, Gestank und Verkehrsprobleme“.