Landtagsabgeordnete besuchen die Meckelfelder Bürgerinitiative gegen die Raststätte im Moor. Ihre Mitglieder hatten mehr als 1000 Unterschriften gegen die geplante Anlage gesammelt.

Meckelfeld. Die Akte ist gut sechs bis sieben Zentimeter dick. „Mehr als 1000 Unterschriften – das hat Gewicht“, betont Mustafa Erkan, SPD-Landtagsabgeordneter und Berichterstatter des Petitionsausschusses im niedersächsischen Landtag. Unter dem hellroten Aktendeckel findet sich die geballte Wut der Seevetaler wieder, die gegen die geplante Autobahnraststätte „Elbmarsch“ im Moor bei Meckelfeld protestieren.

Für Petra Tiemann, SPD-Landtagsabgeordnete aus Stade und für den Landkreis Harburg mit zuständig, ein klarer Fall: „Das müssen wir uns vor Ort anschauen.“

Am Mittwoch waren die beiden Regierungsmitglieder zu Gast bei der Bürgerinitiative, um sich von dem bedrohten Naherholungsgebiet und Lebensraum für Tiere und Pflanzen ein Bild zu machen. Nicht nur das: Sie erhielten auch einen Eindruck vom Lärm der Autobahn und dem dahinter liegenden Rangierbahnhof Maschen, der auf der Lärmkarte für die Gemeinde Seevetal mit breiten rote Streifen verzeichnet ist.

„Auffällig ist die Insellage Seevetals, doch es ist eine von Menschenhand erschaffene Insel, zwischen Autobahnen und Schienen. Wenn sich hier Menschen über Partei- und Ortsgrenzen hinweg zusammentun und sagen ‚das wollen wir nicht‘, gilt hier nicht das St.-Florians-Prinzip, weil es hier schon so eine hohe Grundlast an Lärm gibt“, betont Tiemann.

Die BI kritisiert zudem, dass keine Alternativstandorte geprüft werden. Auch die lokale Politik steht geschlossen hinter der BI und stellt sich gegen die Raststättenpläne. Weil der Landkreis Harburg keinen eigenen SPD-Abgeordneten in Hannover hat und der Wahlkreis Seevetal nach dem Tod Norbert Böhlkes (CDU) überhaupt keinen Abgeordneten mehr, betreuen Petra Tiemann und André Bock (CDU) aus Winsen diesen Wahlkreis mit.

Der Bund plant in seiner Zuständigkeit für die Autobahnen eine riesige Raststätte, deren Fläche „in etwa der Hamburger Außenalster entspricht“, wie Rainer Weseloh von der Bürgerinitiative Raststätte Elbmarsch immer wieder betont. 6500 Unterschriften hat die BI gegen das Projekt gesammelt, weitere 1200 Bürger unterzeichneten auch die besagte Petition mit dem Ziel, dass der Bund das Vorhaben aufgibt.

12.000 Einwohner, die Lärm-, Licht- und Feinstaubbelastung ausgesetzt wären, 82 geschützte Tier- und Pflanzenarten, Zerstörung von Naherholungsflächen führen die Petitenten an. „Die Kartenlage ist aufschlussreich, aber mit einem Eindruck vor Ort dennoch nicht zu vergleichen“, sagt Petra Tiemann. Es gehe darum, die Sorge der Menschen zu begreifen.

Der Bürgerinitiative bescheinigt Mustafa Erkan „hervorragende Arbeit“. Das weitere Vorgehen müsse nun erörtert werden. Mit dem Wirtschaftsministerium solle eine Strategie entwickelt werden. „Wir nehmen uns dafür ausreichend Zeit, das darf kein Schnellschuss werden“, sagt Erkan. Letztlich muss das Land den Bund überzeugen, die Planungen fallen zu lassen.

Wie gut die Chancen stehen, dass die Petition Erfolg hat und somit die Planungen zu den Akten gelegt werden, wollen die Abgeordneten nicht bewerten. Zwischen den Zeilen weist Tiemann aber darauf hin, dass Land eine endliche Ressource ist. „Es gibt immer Lösungen und Kompromisse. Zu überprüfen wäre auch, ob die Wirklichkeit der Infrastrukturprognose von 1990 noch entspricht.“

Denn so lange ist das Vorhaben im Gespräch, und schon damals hatte die Gemeinde das Vorhaben abgelehnt. „Für uns verbietet sich jede weitere Belastung“, betont Gerd Rexrodt von der Baubehörde. Die rund 42.000 Seevetaler seien drei Autobahnen, der Bahn und Kiesabbau ausgesetzt. Sollte die Petition nicht den gewünschten Erfolg bringen, steht der Gemeinde weiter der Klageweg offen.

Die Bürgerinitiative trifft sich das nächste Mal am Montag, 24. November, ab 18 Uhr im Helbach-Haus in Meckelfeld. Eine Woche später findet an selber Stelle ab 19 Uhr die Jahreshauptversammlung statt.

Ausführliche Infos der Bürgerinitiative unter www.rastplatz-im-moor.de