Meckelfelder Bürgerinitiative lehnt die geplante Raststätte Elbmarsch ab. Sie befürchtet, dass das Naherholungsgebiet zerstört wird, dass Landwirte in Not geraten und dass die Lärmbelästigung steigt.
Meckelfeld. „Da hinten, sehen Sie? Ein Weißstorch!“ Rainer Weseloh zückt sein Fernglas. Im Hintergrund rauscht der Autobahnverkehr vorbei, was den Storch nicht weiter stört. „Und da, das ist doch ein Rotmilan“, ruft Friedrich Lührs. Den Vögeln geht es augenscheinlich gut hier. Auch den Rehen, deren Köpfe aus dem Gras hervorlugen. „Da sind bestimmt Rehkitze versteckt“, glaubt Angelika Gaertner. Auf dem Weg am Seevekanal kommt eine Gruppe Radfahrer vorbei. Die hölzernen Telefonmasten wirken wie aus der Zeit gefallen. Vom Grundrauschen der A1 abgesehen, herrscht hier die reine Idylle.
Damit soll nach dem Willen Hamburgs und des Bundesverkehrsministeriums Schluss sein, wenn hier erst eine der größten Tank- und Rastanlagen Deutschlands steht. Mit 250 Lkw- und 300 Pkw-Stellplätzen – mehr als alle Hamburger Raststätten zusammen haben. 34 Fußballfelder groß wird sie sein, größer als die Hamburger Außenalster .„Ein Irrsinn“, finden die Meckelfelder, die Ende 2012 zu Beginn des Planfeststellungsverfahrens die Bürgerinitiative gegen die Raststätte Elbmarsch gründeten. Gründe, die Pläne abzulehnen, haben sie mehr als genug.
Da wäre die Natur: „Westlich der A1 handelt es sich laut Landschaftsrahmenplan des Landkreises Harburg um naturschutzwürdiges Feuchtgebiet. Es gibt mehr als 80 Vogelarten, 52 davon sind als Brutvögel ansässig, 32 auf Durchreise, zudem sechs Fledermausarten“, zählt Rainer Weseloh auf. Im Osten sei das Gebiet landschaftsschutzwürdig, denn hier verläuft der Übergang von Marsch zu Geest. Einige landwirtschaftliche Betriebe sind hier ansässig, „einer wäre in seiner Existenz gefährdet“, so Weseloh. 24 Hektar müssten die Landwirte abgeben, 30 Hektar Ausgleichsfläche geschaffen werden – die dann mit landwirtschaftlichen Ersatzflächen konkurrieren.
Angelika Gaertner verspürt Ohnmacht: „Wir sind verkauft worden“, sagt sie. Denn, wie Friedrich Lührs schildert, Hamburg und der Bund hätten 1997 vereinbart, als Ersatz für die Raststätte Stillhorn eine neue Anlage gleich hinter der Landesgrenze zu bauen. „Alternativen sind nicht geprüft worden. Hamburg wollte offenbar Kosten für Lärmschutz in Stillhorn sparen“, mutmaßt Lührs. Auch auf politischer Ebene hat sich eine breite Front gebildet: Die Gemeinde Seevetal lehnt die Pläne ebenso ab wie der Landkreis. Auch Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) habe der BI zugesichert, nicht zuzustimmen, solange sein Hamburger Kollege Frank Horch nicht nachvollziehbar erkläre, warum auf Hamburger Gebiet keine Raststätte möglich ist.
Die BI hat Ungereimtheiten aufgedeckt: Etwa, dass plötzlich in Neuland ein Logistikpark geplant ist, wo bisher Landschaftsschutz galt. Dass die Freiflächen im Nordosten Stillhorns für einen A26-Anschluss frei bleiben müssen. Autohofbetreiber hätten von sich aus angeboten, ihre Flächen zu erweitern. Das lehne der Bund mit dem Argument ab, dass ein Autohof ja pleite gehen könnte, und bevorzuge das ehemalige Bundesunternehmen Tank & Rast.
„Raststätte an dieser Stelle wäre die teuerste Lösung“, sagt Friedrich Lührs
Und die Kosten: „Eine Raststätte an dieser Stelle wäre die mit Abstand teuerste Lösung“, so Lührs. 30 Millionen Euro seien veranschlagt, davon zehn bis 17 Millionen für die Befestigung des Moorbodens, je nachdem ob ausgekoffert oder aufgeschüttet wird.
Die Meckelfelder fürchten, dass ihnen der Naherholungsraum verloren geht. Stattdessen drohen Licht-, Lärm- und Feinstaubbelastung: wenn ein Lkw-Fahrer den Motor anwirft, wenn er den Anstieg am Maschener Kreuz überwinden muss. „Das gibt jedesmal eine Rußwolke“, sagt Angelika Gaertner. Klartext auch von Rainer Weseloh: „Seevetal ist genug belastet. Jetzt ist Schluss.“ Die Bürgerinitiative plant weitere Aktionen im Spätsommer, damit ihr Anliegen der Öffentlichkeit bewusst bleibt, während die Planungsbehörde 6500 Einwendungen prüft, die sie während des Planfeststellungsverfahrens erhalten hat. Das wird bis Jahresende dauern. Sollten die Bedenken zurückgewiesen werden, will die BI klagen.
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