Studentin Katinka Augustin aus Wilhelmsburg arbeitet ehrenamtlich in der DRK-Kleiderkammer in der Zentralen Erstaufnahme für Flüchtlinge auf dem Schwarzenberg in Harburg.
Harburg. „Kein Mensch ist illegal“ steht auf ihrem Kapuzenshirt. Die 23 Jahre alte Studentin Katinka Augustin, die gerade nach Wilhelmsburg umgezogen ist, will mit diesem Slogan ihre Haltung gegenüber den Flüchtlingen, die in dieser Stadt, in diesem Land leben, ausdrücken. Aber für sie ist das nicht nur ein Spruch, den sie vor sich herträgt.
Katinka Augustin engagiert sich aktiv und hilft jede Woche ehrenamtlich in der neuen Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). An drei Tagen in der Woche können sich hier die Flüchtlinge, die in der Zentralen Erstaufnahme (ZEA) Harburg leben, mit Kleidern und Schuhen eindecken.
Im Durchschnitt 15 bis 17 Harburger helfen ehrenamtlich mit. Dienstag ist Katinkas Tag. Zwei Stunden steht sie entweder in der Ausgabe oder sortiert die Kleiderspenden. „Natürlich macht es mehr Spaß in der Ausgabe, aber die andere Arbeit muss ja auch gemacht werden“, sagt die Studentin des Fachs Soziale Arbeit.
Die Zeit könne sie sich im Moment gut einteilen, so die angehende Sozialpädagogin, weil sie gerade ihre Bachelor-Arbeit schreibe und deswegen nicht so oft zu Uni müsse.
Sie hat im Sommer in der Zeitung gelesen, dass das DRK für die neue Kleiderkammer Ehrenamtliche suchte und sich spontan gemeldet: „Ich halte es für unglaublich wichtig, diese Menschen zu unterstützen. Für mich ist es ein Privileg, in diesem Land geboren zu sein.“ Deutschland, sagt sie, sei ein reiches Land. „Wir Menschen sind für einander verantwortlich. Wir müssten viel mehr für die Flüchtlinge tun, die so viele schreckliche Dinge erlebt haben.“
Warum ihr die Arbeit in der Ausgabe so viel Spaß macht? Es seien die Gespräche mit den Menschen. Wenn es mit Deutsch, Englisch, ein wenig Französisch nicht weiter gehe, unterhalte sie sich eben mit Händen und Füßen mit den Menschen, die zur Kleiderkammer in der ZEA im ehemaligen Postgebäude kommen.
Und wenn auch damit die Kommunikation nicht funktioniert: Die Mitarbeiter der Kleiderkammer haben Schilder, auf denen einzelne Kleidungsstücke aufgezeichnet sind. Dann zeigen die Flüchtlinge eben darauf, was sie brauchen. „Manche von ihnen kommen wirklich nur in Flip-Flops und T-Shirt. Wir kleiden sie dann regelrecht neu ein.
Absoluter Renner sind Männerschuhe. Vor allem die kleinen Größen sind gefragt“, sagt Katinka Augustin. Da seien nach zwei Stunden Ausgabe die Regale leer gefegt.
Dafür, dass Katinka Augustin und die anderen ehrenamtlichen Helfer auch die nötige Ware haben, sorgen viele Harburger mit ihren großzügigen Spenden. „Wir erleben gerade eine richtige Welle der Hilfsbereitschaft hier in Harburg, über die wir uns wirklich sehr freuen“, sagt Kim Friedrichs, Sprecherin des DRK Kreisverbandes Harburg. Die DRK-Lager, aus denen die Kleiderkammer versorgt wird, sind gut gefüllt.
Um die Spenden trocken und sicher lagern zu können, braucht das DRK dringend weitere Lagerräume. „Ideal wäre ein Lagerraum ab der Größe von etwa 250 Quadratmetern. Wenn der Raum zentral gelegen ist und mit einem Transporter angefahren werden kann, würden wir uns sehr freuen“, so Friedrichs.
Außerdem freuen sich die DRK-Mitarbeiter immer über Menschen, die bereit sind, wie Katinka Augustin ehrenamtlich zu helfen. Denn der Bedarf der Asylsuchenden, die in den öffentlichen Unterkünften der Stadt leben, ist groß.
„Bei uns decken sich natürlich auch ganze Familien mit Kleidern ein. Viele haben bei ihrer Flucht ja auch wirklich nur das retten können, was sie auf dem Leib tragen. Ich finde es immer wieder verblüffend, wie offen und freundlich die Menschen in der ZEA sind, obwohl sie viel Schlimmes erlebt haben“, sagt die Wilhelmsburgerin.
Wegen des großen Andrangs bei der Kleiderkammer in der ZEA plant das DRK einen vierten Ausgabe-Tag einzurichten. Dank der beispiellosen Hilfsbereitschaft der Harburger reichen die Kleiderspenden dafür in jedem Fall.
Und für die Bewohner der ZEA geht es zwar in erster Linie um die Kleider, die sie dringend brauchen, aber in zweiter Linie freuen sie sich auch über die Abwechslung und die Gespräche mit denen, die in der Kleiderkammer hinter dem Tresen stehen. „Mit ist es wichtig, dass die Flüchtlinge das Gefühl bekommen, wir heißen sie hier in Harburg willkommen“, sagt die Studentin Katinka Augustin.
Wer helfen oder spenden möchte, kann sich an die zuständige Mitarbeiterin des DRK Anna-Katharina Friedrich unter der Telefonnummer 040/766092-62 wenden.