Eltern und Politiker sind gleichermaßen unzufrieden mit dem Zustand vieler Harburger Spielplätze. Defekte Geräte, schmutziger Sand, schlechte Ausstattung: CDU und SPD wollen Ausgaben für Kinder deutlich erhöhen.
Harburg. Der Bezirk Harburg gibt zu wenig Geld für seine Spielplätze aus. Die neue große Koalition will das ändern. Im Jahr 2014 stehen dem Bezirk 1,17 Millionen Euro für die Pflege, Instandsetzung und den Erhalt der Verkehrssicherheit seiner Grünanlagen und Parks zur Verfügung. Harburg verfügt über rund 180.000 Hektar Grünflächen und Parks.
Dazu zählen auch die 68 öffentlichen Spielplätze. Bei ihren Beratungen für den aktuellen Haushalt hatte die alte Bezirksversammlung eine Summe in Höhe von knapp 218.000 Euro für den Unterhalt der Spielplätze festgelegt. In diesem Jahr gibt der Bezirk also bei einer gesamten Spielplatzfläche von 27,3 Hektar gerade mal 8000 Euro pro Hektar Spielfläche aus.
Damit bildet Harburg unter den sieben Hamburger Bezirken fast das Schlusslicht. Nur Altona gibt noch weniger Geld für seine Spielplätze aus.
Wie berichtet, hatte eine Anfrage des Neugrabener CDU-Bürgerschaftsabgeordneten André Trepoll ergeben, dass die Harburger Spielplätze zum Teil in einem ausgesprochen schlechten Zustand sind. Alte Spielgeräte werden abgebaut, aber nicht erneuert. Kinder spielen mancherorts in Sandkästen zwischen Scherben und Dreck.
Im Bezirk Harburg wird der Spielsand nicht, wie in den Bezirken Nord, Wandsbek und Bergedorf, einmal im Jahr ausgewechselt, sondern nur bei Bedarf gereinigt oder ausgetauscht. Die Bezirke Mitte, Eimsbüttel und Nord geben im Schnitt rund 10.000 Euro, der Bezirk Wandsbek sogar 11.700 Euro pro Hektar Spielplatzfläche aus.
Es gibt einen zweiten Topf des Senats, aus dem die Bezirke Geld bekommen, um neue Spielplätze anzulegen, bestehende Anlagen umzugestalten und um alte Spielplätze zu modernisieren. Aus diesem sogenannten Investitionstopf bekommt der Bezirk Harburg zusätzlich 390.000 Euro.
Um der Vorgabe des Senats zu genügen, bestehende Spielplätze alle 15 Jahre grundlegend instand zu setzen oder zumindest zum Teil zu sanieren, müsste Harburg jedes Jahr mindestens fünf Spielplätze sanieren. Das Geld reicht indes laut Auskunft der Bezirksverwaltung lediglich für die Komplettsanierung von ein bis zwei Spielplätzen.
Trepoll wirft den Bezirksverantwortlichen vor, an den Spielplätzen sparen zu wollen. „Die Gründe dafür, dass die Spielplätze in Harburg sich in einem derart schlechten Zustand befinden, sind offensichtlich hausgemacht. Die Mittelzuweisungen des SPD-Senats für den Unterhalt sind zwar für ganz Hamburg zu gering, aber in Harburg scheint die bisherige Mehrheit eine falsche Prioritätensetzung verfolgt zu haben“, so der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete.
Im Harburger Rathaus hingegen wird darauf verwiesen, dass die Instandhaltung, Pflege und der Erhalt der Verkehrssicherheit aller Grünanlagen und Parks aufwendig und teuer sind. Auf die Frage, warum der Bezirk Harburg nicht mehr für seine Spielplätze ausgibt, antwortet Verwaltungssprecherin Beatrice Göhring: „Im Bezirksamt Harburg werden demnächst Gespräche über die Spielplätze stattfinden. Darin werden die Prioritäten für die Zukunft neu festgelegt.“
Das Thema steht auch auf der Agenda der Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und CDU in der Harburger Bezirksversammlung. Die Ausgaben für Parks und Grünanlagen auf der einen und die für Spielplätze auf der anderen Seite stünden in keinem Verhältnis, sagt der Harburger CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer.
„Wir brauchen einfach mehr Geld. Es bringt wenig, wenn wir jetzt Geld hin und her schieben. Trotzdem sind uns intakte und attraktive Spielplätze weit mehr wert, als hübsche Plattenwege in den Grünanlagen. Zugunsten der Spielplätze muss an anderer Stelle gespart werden. Aber der Senat wird sich bewegen müssen“, sagt Fischer.
Die künftigen Koalitionspartner, so der CDU-Kreischef, seien sich einig, dass Harburgs Spielplätze höchste Priorität verdienten. Dieses Thema werde im Koalitionsvertrag enthalten sein, kündigte Fischer an. Allerdings, so der Bezirksabgeordnete, dürften bei dieser Rechnung die Spielplätze in privater Hand, also beispielsweise die Anlagen von Wohnungsunternehmen, nicht vergessen werden. Auch sie müssten in einen attraktiven Zustand gebracht werden.
SPD-Fraktionschef Jürgen Heimath bestätigt, dass in den Koalitionsgesprächen verabredet worden ist, wesentlich mehr für die Spielplätze zu tun. Heimath: „Darüber werden wir mit der CDU noch detaillierte Vereinbarungen treffen.“ Um den tatsächlichen Finanzbedarf ermitteln zu können, müsse zunächst eine gründliche Bestandsaufnahme gemacht werden.