Die Harburger Filiale hat eine neue Geschäftsführerin, die 27 Jahre alte Nina Wedler. Das Haus in Harburg will sie noch lokaler ausrichten und besser mit Karstadts Internet-Präsenz verzahnen.
Harburg. Wer in den nächsten Tagen und Wochen im Harburger Karstadt-Warenhaus einkauft, hat gute Chancen, mit der neuen Geschäftsführerin ins Gespräch zu kommen. Nina Wedler, 27 Jahre alt, ist seit wenigen Tagen Chefin der Filiale – und sie hat sich fest vorgenommen, zu Beginn ihrer Tätigkeit im Haus unterwegs zu sein und „Kunden kennen zu lernen“.
Hinter dem Ansinnen steckt eine konkrete Strategie: „Ich will das Haus noch lokaler an den Kundenbedürfnissen hier vor Ort ausrichten“, sagt Nina Wedler. Es ist eines ihrer beiden großen Vorhaben. Das andere: „Ich will die Verzahnung des Hauses mit unserer Online-Präsenz Karstadt.de stärken.“ So will sie den Herausforderungen des Internets begegnen – eine von vielen Aufgaben.
Wir treffen Nina Wedler im fünften Stock des Gebäudes. Hier hat sie das Büro ihres Vorgängers Thomas Diebold bezogen, der acht Jahre lang das Haus leitete und künftig eine Karstadt-Filiale im Berliner Stadtteil Wedding führen wird. In dem hellen Raum mit Blick auf die Dächer von Harburg stehen noch keine persönlichen Gegenstände. „Die Dinge aus meinem alten Büro in Goslar habe ich in Kartons verpackt, die sind noch unterwegs“, sagt Nina Wedler.
In der Stadt am Rande des Harzes leitete sie von April 2012 bis Juni dieses Jahres die dortige Karstadt-Filiale, als jüngste Geschäftsführerin, die das Unternehmen in Deutschland je hatte. Eine Blitzkarriere: Zuvor hatte Nina Wedler, die in Kiel und Lüneburg aufgewachsen ist, an der Lüneburger Leuphana-Universität ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre mit dem Bachelor abgeschlossen.
Die Abschlussarbeit, sie handelte von Marktforschung, schrieb sie schon bei Karstadt, wo sie im Rahmen des Studiums ein Praktikum machte. Dann kam das Trainee-Programm bei Karstadt, von der Assistentin der Geschäftsführung in Goslar wurde sie flugs zur Chefin.
Vater Eberhard Wedler leitete die Harburger Filiale bis 2004
Die Verbindung zum Unternehmen liegt in der Familie. Ihr Vater Eberhard Wedler leitet eine Filiale in Kiel, die Schwester Sonja Wedler arbeitet für Karstadt in Hannover. Und so gibt es auch eine besondere Verbindung zum Harburger Warenhaus – denn dieses leitete Eberhard Wedler bis 2004. Nina Wedler sagt allerdings: „Seitdem ist eine Menge passiert. Es ist für mich so, wie in ein ganz neues Karstadt-Haus zu kommen.“
Die nächsten Wochen will sie damit verbringen, die 130 Mitarbeiter und auch den Stadtteil kennen zu lernen. Deshalb hat sie mit ihrem Freund auch eine Wohnung in Harburg gefunden. „Mir ist es wichtig, vor Ort zu sein“, sagt Nina Wedler. Es ist ein Satz, der sich einfügt in ihre Vorstellung davon, wie die Harburger Filiale auch in Zukunft Erfolg haben kann. „Lokal“, „persönlich“ und „übersichtlich“ sind Begriffe, die oft fallen, wenn sie davon spricht.
„Persönlich“ und „übersichtlich“ – so skizziert sie auch ihr Haus im Vergleich zum Konkurrenten Phoenix-Center, das bald erweitert wird. Nina Wedler: „Das ist ein klassisches Center und eben auch sehr weitläufig. Hier bei uns haben wir alles unter einem Dach, das ist das Charmante.“
Im Phoenix-Center sei ein „sehr, sehr junges Publikum“ unterwegs, Karstadt hingegen habe eine Stammkundschaft und auch eine andere Zielgruppe. „Wir haben die Gruppe ab 30 aufwärts im Fokus. Die können wir perfekt bedienen.“ Angst vor Konkurrenz durch die Harburger Center habe sie keine.
Bleibt ein weiterer, noch größerer Konkurrent: das Internet. Nina Wedler ist sich bewusst, dass immer mehr Menschen von zu Hause aus Preise vergleichen und dann per Klick bestellen. Aber sie sagt auch: „Bei uns können die Kunden die Vorteile des Internets mit dem eines Warenhauses kombinieren.
Sie können zum Beispiel eine Jacke auf unserer Webseite kostenfrei direkt in ihre Filiale bestellen. Dort können sie dann schauen, ob sie ihnen gefällt und passt und sehen, ob sie noch einen Schal dazu brauchen. Und wenn nicht, wird alles zurück geschickt.“
Möglichkeiten wie diese sollen dem Harburger Kunden noch bewusster gemacht werden. „Beraten und bedienen, das sind Dinge, die der lokale Handel dem Internet immer voraus hat“, betont sie noch.
Bleibt die Frage, ob das Ambiente des Hauses am Herbert-Wehner-Platz noch zeitgemäß ist. Die Frage, ob es einen Sanierungsstau gebe, verneint sie. „Hier hat sich eine Menge getan“, sagt Nina Wedler. „2013 kamen die neue Sportabteilung und die Kinderabteilung ins Erdgeschoss.
Und das dritte Obergeschoss haben wir komplett neu gemacht.“ Mit Blick auf das Erdgeschoss räumt sie aber doch ein: „An der einen oder anderen Stelle könnte es eine optische Aufwertung geben.“ Wichtig sei aber eines: „Der Charme des Warenhauses muss erhalten bleiben.“