Der Flüchtlingsdruck auf Hamburg wird immer größer. Die Zahlen der Menschen, die hier Schutz vor Krieg, Hunger und Armut suchen, wächst. Jetzt öffnet die neue Zentrale Erstaufnahme im Bezirk Harburg.
Harburg. In der ehemaligen Post werden gerade noch die letzten Arbeiten erledigt. Das Küchenpersonal räumt die Schränke ein und der Fahrstuhl wird noch einmal auf seine Sicherheit hin getestet. Der Spielplatz existiert noch nicht, die Geräte sollen aber demnächst angeliefert und aufgestellt werden, heißt es. Draußen, vor dem Gebäude wartet schon die erste Familie. Die Eltern und ihre drei kleinen Söhne sind vor dem Bürgerkrieg aus Syrien geflohen, erzählen sie.
Und obwohl die neue Zentrale Erstaufnahme (ZEA) in Harburg an der Harburger Poststraße1 erst heute offiziell ihre Türen für Asylsuchende öffnet, durfte die Familie aus dem Bürgerkriegsland schon am Dienstagabend in eines der Zimmer einziehen. Ihren ganzen Besitz haben sie auf einer Sitzbank vor der neuen ZEA abgestellt, einen Koffer und ein paar Plastiktüten.
Beim Pressetermin im Gebäude wird klar: Die Harburger Erstaufnahme wird nun doch nicht, wie bislang vom Senat dargestellt, eine Außenstelle der ZEA in der Sportallee. Künftig ist das Gebäude an der Poststraße, das nun zu Teilen noch von der Deutschen Post AG und von fördern&wohnen genutzt wird, die zentrale Anlaufstelle für Menschen, die aus dem Ausland kommen, mit Schlepperbanden oder auf eigene Faust, um in Hamburg erste Zuflucht suchen.
„Ich bin sehr froh, dass wir dieses Gebäude gefunden haben und die Menschen nicht mehr in Containern unterbringen müssen, die wir je nach Bedarf aus dem Boden stampfen“, sagte Johanna Westphalen, Leiterin des Einwohner-Zentralamtes der Behörde für Inneres und Sport. Fördern&wohnen, die Tochter Gesellschaft der Hansestadt Hamburg, betreibt die Unterkünfte für Asylsuchende in Hamburg.
Wegen des großen Ansturms von Flüchtlingen, im Jahr 2012 kamen 426 Menschen nach Hamburg, in diesem Jahr müssen bereits mehr als 1500 Menschen erst mal hier untergebracht werden, hatte die Innenbehörde das ehemalige Postgebäude in Harburg ausgewählt. Die anderen Unterkünfte in der Schnackenburgallee, in der Sportallee und in Nortorf/Horst, einer Hamburger Außenstelle in Mecklenburg-Vorpommern sind restlos überfüllt.
Die Umbauarbeiten in Harburg haben sich um zwei Monate verzögert. Aber ab heute können die ersten Flüchtlinge einziehen. „Unsere Erfahrungen aus den anderen Aufnahmestellen zeigen, dass sich ganz schnell unter den Flüchtlingen herum spricht, wo die Aufnahmestellen sind. In Harburg wird künftig auch die Notaufnahme für Flüchtlinge sein. sie ist rund um die Uhr besetzt.
Auf rund 6000 Quadratmetern, verteilt über insgesamt fünf Etagen ist Platz für 250 Asylsuchende, die hier eine erste Unterkunft bekommen. Untergebracht sind die Menschen in vorwiegend Vier- bis Sechsbettzimmern. Es gibt eine Kantine, in der die Flüchtlinge versorgt werden. Betreut werden sie von 14 Mitarbeitern von fördern&wohnen, vorwiegend Sozialarbeiter.
Die Menschen können in gemeinschaftlichen Waschräumen ihre Wäsche waschen. Sie werden bei Behördengängen begleitet und bekommen ein kleines Taschengeld. Die Kinder, niemand der Verantwortlichen kann sagen, wie viele Kinder kommen werden und in welchem Alter die Kinder sind, werden hier unterrichtet.
Für die kurze Zeit, in der sie in dem ehemaligen Postgebäude untergebracht sein werden, sollen sie nicht auf Regelschulen im Bezirk verteilt werden. Spätestens nach drei Monaten werden die Flüchtlinge die ZEA in Harburg verlassen und auf andere Unterkünfte verteilt, während ihre Asylanträge bearbeitet werden.
Westphalen machte noch einmal deutlich, warum sich die Innenbehörde für dieses Gebäude entschieden hat. „die Grundsubstanz ist sehr gut, auch die baulichen Voraussetzungen waren nahezu perfekt“, sagte sie. Und Vaerst ergänzt: „Dazu kommt die gute Infrastruktur, der S-Bahnhof ist gleich nebenan, und von Harburg aus ist die Hamburger Innenstadt schnell erreicht.“
Zu den Menschen, die sich künftig um die Flüchtlinge kümmern werden, gehören auch 19 Mitarbeiter der Ausländerbehörde, die die ankommenden Flüchtlinge beraten und ihnen beim Ausfüllen der Antragsunterlagen helfen.
Hier werden die ersten Meldeangelegenheiten für die Asylsuchenden erledigt. Derzeit kommen die meisten Flüchtlinge aus dem Krisengebiet Syrien. Das könne sich aber, so Vaerst, morgen bereits ändern. Es sei nicht vorhersehbar, wie sich die Flüchtlingsströme entwickelten.