Hamburger Behörden suchen in den sieben Bezirken der Stadt nach Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge. Dabei werden Interessen von Anwohnern häufig nicht beachtet. Das sorgt für Verdruss.
Harburg. Der politische Druck war riesig, als es in der Sitzung der Bezirksversammlung vergangene Woche um Pläne für eine Flüchtlingsunterkunft in Bostelbek ging. Nun wird von der Verwaltung die Forderung nach einer öffentlichen Informationsveranstaltung eingelöst. Der Termin ist am Dienstag, 18. März, 19 Uhr im Vereinshaus des Bostelbeker SV, Am Radeland 61.
Neben Vertretern des Bezirksamts Harburg werden auch Vertreter der Behörde für Arbeit, Soziales und Integration (BASFI) sowie des städtischen Unterkunftsbetreibers „fördern und wohnen“ (f&w) für Stellungnahmen vor Ort sein. Es geht um den geplanten Bau von zehn zweigeschossigen Container-Pavillonbauten für bis zu 216 Menschen.
Die Hamburger Sozialbehörde hatte – wie berichtet – Harburger Bezirkspolitiker wie auch die Bewohner der Bostelbeker Radeland-Siedlung mit ihrer Entscheidung für ein Baugelände im Straßendreieck Am Radeland/Bostelbeker Damm/Moorburger Bogen gewissermaßen vor vollendete Tatsachen gestellt.
Das Gelände – die sogenannte Pferdewiese – wurde, ohne dass Politiker oder Anwohner zuvor Stellung nehmen konnten, bereits durch eine Baumfällaktion für die Bebauung frei geräumt.
Derartiges Vorgehen der Behörden ist in Harburg nicht unbekannt. Auch im laufenden Verfahren um die Einrichtung einer Zentralen Erstaufnahme für Asylsuchende im Postgebäude an der Harburger Poststraße 1, gab es zuvor keine ausreichende Einbindung in Planungen und Entscheidungen.
Erst auf Druck der Bürgerinitiative Wetternstraße gab es Informationen und Gespräche mit Bezirksamtsleiter Thomas Völsch und Innensenator Michael Neumann. Neumann hatte deutlich gemacht, das die Post Zentrale Erstaufnahme werde, unabhängig davon, wie die Harburger Bezirksversammlung abstimmt. Denn trotz des Beteiligungsverfahrens der Bezirke treffe die Entscheidungen allein der Senat.
Nun befindet sich die Siedlergemeinschaft Am Radeland in der Defensive und versucht zu retten, was zu retten ist. Der Vorstand der Gemeinschaft ist deshalb unter anderem auch mit der Bürgerinitiative Wetternstraße im Gespräch.
Die zweite Vorsitzende der Siedlergemeinschaft, Jasmin Garlipp, teilt mit: „Die Größe der geplanten Containerunterkünfte und die Menge an Flüchtlingen ist für unsere kleine Siedlung nicht zu verkraften. Hier gibt es keine Möglichkeit, sich zu beschäftigen, einzukaufen, Ärzte zu finden. Alle sind überfüllt, auch die Schulen und Kitas. Unsere Siedlung ist einer der wenigen intakten Bereiche, die den Ausgleich für unser Umfeld aus starker Verkehrsbelastung und Sozialproblematik bildet. Warum werden schon überproportional sozial belastete Bezirke mit noch mehr Problematiken überhäuft? Mehr ist nicht zu wuppen. Wenn unsere intakte Gemeinschaft zerbricht, zerbricht auch die Integration“.
Bezirksamtsleiter Thomas Völsch sagt, dass die Verwaltung die Fläche in Bostelbek wie auch die Gewerbefläche gegenüber der Röttiger-Kaserne in Fischbek seit dem Sommer vergangenen Jahres für Wohnunterkunftsnutzung vorgeschlagen habe.