Zentrale Aufnahmestelle in der Nähe der Kollau. Eigentlich sollte dort ein neues Kleingartengelände entstehen. Bezirkspolitiker kritisieren Behörde.
Niendorf. Statt Kleingärten sind auf einem Grundstück an der Niendorfer Straße 99 in Niendorf Flüchtlingsunterkünfte geplant. Mehr als 300 Menschen könnten dort in Containern untergebracht werden.
Auf dem Gelände soll eine vierte Zentrale Erstaufnahme eingerichtet werden. „Wir benötigen weitere Standorte, mit den bestehenden Kapazitäten kommen wir nicht aus“, sagt Frank Reschreiter, Sprecher der Innenbehörde. Die Behörde steht unter Druck. Denn die Zahl der Menschen, die nach Hamburg kommen und Asyl beantragen, nimmt zu. Waren es vor zwei Jahren 2195 Asylbewerber, stieg diese Zahl laut Innenbehörde im vergangenen Jahr auf 3626 Flüchtlinge an. Weitere Zentrale Erstaufnahmestellen gibt es an der Sportallee in Groß Borstel und an der Schnackenburgallee in Bahrenfeld. An beiden Standorten waren bis Ende des Jahres 1050 Menschen untergebracht. An der Harburger Poststraße kommen ab April 210 Menschen unter. In den Erstaufnahmestellen bleiben die Flüchtlinge drei Monate, bevor sie von der dann zuständigen Sozialbehörde auf andere Unterkünfte verteilt werden.
Die Stadt ist bei der Suche und Prüfung geeigneter Standorte für Flüchtlinge auf die Bezirke angewiesen. „Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Flüchtlinge unterzubringen. Jeder Bezirk muss seinen Beitrag leisten und Standorte melden“, so Frank Reschreiter. Im Fall der Niendorfer Straße 99 allerdings haben die Bezirkspolitiker den Standort keinesfalls gemeldet. „Ich sehe das kritisch“, sagt Rüdiger Kuhn, CDU-Fraktionsvorsitzender in der Bezirksversammlung. „Wir hatten diese Fläche für Kleingärten vorgesehen.“ Die Quantum Immobilien AG, so Kuhn, hat vor, auf dem Grundstück als Ausgleich zur künftigen Wohnbebauung an der Lokstedter Höhe/Julius-Vosseler-Straße (dort sind zurzeit Flüchtlinge in Containern untergebracht) Kleingärten zu schaffen. Die Kleingartenpläne seien nun für die kommenden drei Jahren gestoppt worden.
Die Quantum Immobilien AG hatte sich auf Abendblatt-Anfrage am Mittwoch nicht geäußert. Rüdiger Kuhn befürchtet, die Toleranz der Eimsbüttler zu sehr zu strapazieren: „In unmittelbarer Nähe ist eine Folgeunterkunft für Flüchtlinge geplant. Das ist in einem dicht besiedelten Gebiet eine schwierige Situation.“ Anders als in der öffentlichen Unterbringung sei die Fluktuation in der Zentralen Erstaufnahmestelle hoch. „Engagement der Nachbarn und eine Integration sind schwer.“ Das sieht sein SPD-Fraktionskollege Rüdiger Rust ähnlich: „Wir hatten die Fläche für Kleingärten und Wohnraum vorgesehen und haben die Pläne der Behörde zur Kenntnis genommen. Wir werden damit leben müssen.“ Auf der Fläche waren schon einmal Flüchtlingscontainer aufgestellt. Sie ist nicht der einzige Standort, der für die Unterbringung von Flüchtlingen im Gespräch ist: In leer stehenden Wohnungen in den Häusern in den Straßen An der Lohbek 2 –6 sowie am Grandweg 52–52a und 54–54a in Lokstedt plant die Sozialbehörde, zunächst 38 von 43 Wohnungen für bis zu 150 Wohnungslose und Zuwanderer anzumieten. Träger der Wohnungen wird „Fördern und Wohnen“ sein. Die Nutzung ist zunächst auf zwei Jahre begrenzt. Der derzeitige Eigentümer plant eine Grundsanierung und die Gebäude aufzustocken, aus diesem Grund steht derzeit eine Reihe von Wohnungen leer. Der Bezirk und die Sozialbehörde laden zu einer Informationsveranstaltung am Donnerstag, 20. Februar, um 19.30 Uhr in die Grundschule Döhrnstraße 42 ein.
Insgesamt gibt es in Eimsbüttel bisher 775 Unterbringungsplätze für Flüchtlinge. Sie teilen sich auf sieben Einrichtungen auf: Langelohhof (32), Bornmoor (186), Wegenkamp (75), Notcontainer Lokstedter Höhe (200), Holsteiner Chaussee (216), Notcontainer Holsteiner Chaussee (44), Nornackredder (22). Im laufenden Jahr soll noch eine weitere Unterkunft am Hagendeel mit 288 Plätzen hinzukommen.