Das neue Wohnquartier „Elbmosaik“ heißt plötzlich „Vogelkamp Neugraben“. Das findet die CDU völlig unpassend. Nicht zuletzt, weil sämtliche Flurstücke im neuen Bauabschnitt ausnahmslos in der Gemarkung Fischbek liegen.
Harburg. Ein hübscher bunter Flyer sorgt jetzt für Verwirrung und Verdruss bei Harburgs Christdemokraten. Mit dem „Flugblatt“ wirbt die IBA Hamburg GmbH für die neuen Wohnviertel „zwischen Heide und Altem Land“ in Neugraben-Fischbek. Gemeint sind die Quartiere „Fischbeker Heidbrook“ auf dem Gelände der ehemaligen Röttiger-Kaserne und „Vogelkamp Neugraben“. Die potenziellen Kaufinteressenten von Grundstücken bei einer Architekturbörse an den ersten beiden April-Wochenende präsentiert werden sollen.
„Vogelkamp Neugraben“? Dieser Name verwundert nicht nur Harburgs CDU-Fraktion. Bis die IBA-Nachfolgegesellschaft die Vermarktung der beiden Wohnungsbauprojekte übernahm, hieß das Areal noch „Elbmosaik“. Dass es hier offenbar einen Sinneswandel bei der Bezeichnung gegeben hat, erfuhren viele erst aus besagtem Flyer.
„Mit erheblichem finanziellen Aufwand sind vor fünf Jahren unter Beteiligung von Marketingexperten und Werbeagenturen ein Vermarktungskonzept und der Name ,Elbmosaik’ entstanden“, so CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer in einer Kleinen Anfrage. So weit er sich erinnere, seien dafür etwa 30.000 Euro ausgegeben worden, davon knapp ein Drittel aus Mitteln des Bezirks. „Da hat es sogar einen entsprechenden Beschluss der Bezirksversammlung gegeben. Soll der nun einfach hinfällig sein, ohne dass die Kommunalpolitik davon überhaupt erfährt“, fragt Fischer.
Überdies berücksichtige die neue Namensgebung in keinster Weise, dass sämtliche Flurstücke in den neuen Bauabschnitten ausnahmslos in der Gemarkung Fischbek und nicht in Neugraben lägen. „Das macht die Namenswahl umso fragwürdiger“, so Fischer.
Das findet Uli Hellweg, Geschäftsführer der IBA Hamburg GmbH, nicht. Der zweite Bauabschnitt für bis zu 3500 Menschen grenze im Norden an den Moorgürtel und das Alte Land, im Süden befände sich das Einkaufszentrum Neugraben. „Wir haben uns bei der Namensgebung an den alten, traditionellen Flurnamen orientiert, um damit den lokalen Bezug deutlicher hervorzuheben. Die Bezeichnungen ,Fischbeker Heidbrook’ und ,Vogelkamp Neugraben’ sind historisch verbürgt und haben einen hohen Wiedererkennungswert“, sagte Hellweg dem Abendblatt.
Für ihn lägen die beiden neuen Wohnquartiere überdies in zwei völlig unterschiedlichen Naturräumen. Das auch in ihrer Bezeichnung deutlich zu machen, halte er für legitim. „Irgendwelche administrativen Zuordnungen sind da doch völlig zweitrangig und uninteressant“, so Hellweg.
Im Übrigen hätte die IBA Hamburg GmbH die laut Hellweg doch „sehr anonyme“ Bezeichnung „Elbmosaik“ keineswegs ignoriert. Im Flyer sei das Quartier „Vogelkamp Neugraben“ ausdrücklich als „2. Bauabschnitt des Elbmosaiks“ beschrieben. Das so gesehen weiter seine Daseinsberechtigung habe. Aber eben vorrangig den ersten Bauabschnitt meine.
Für Hellweg und sein Team dienen die neuen Bezeichnungen derweil auch als klare Abgrenzung zur Vorgeschichte der Baugebiete. Insbesondere zu deren schleppender Vermarktung. Eigentlich hatte der Bezirk hier schon viel weiter sein wollen. Doch durch ständig wechselnde Bebauungskonzepte waren etliche potenzielle Investoren wieder abgesprungen.
Nachdem das Baugebiet anfangs noch „Neugrabener Wiesen“ hieß, hatte man sich durch die Umbenennung in „Elbmosaik“ deutlich bessere Vermarktungschancen erhofft, auch jenseits der Stadtgrenzen. Erfüllt haben sich diese Hoffnungen aber nicht. Was letztlich erst dazu führte, der IBA-Nachfolgegesellschaft die Vermarktung zu übertragen. Die wolle „naturverbundenes Wohnen“ nun neu definieren.
„Der Name ,Vogelkamp Neugraben’ ist zugleich Programm“, sagt Hellweg. Am südlichen Rand des als EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesenen Areals für den geschützten Wachtelkönig gelte für die neuen, menschlichen Nachbarn vor allem eines: „Durchatmen, Natur atmen“.
Da sehe sich Uli Hellweg auch mit dem Bezirksamt auf einer Linie. Alle Eckpunkte der Flächenentwicklung seien mit der Verwaltung und der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) diskutiert und abgestimmt worden. Bezirksamtssprecherin Bettina Maak bestätigt das: „Marketingkonzept und Flyer wurden der Verwaltung im Jour Fixe am 20. Februar vorgestellt.“ In die Gestaltung des Flyers selbst sei man aber nicht involviert gewesen. Die Vorstellung des Papiers wurde aber „zur Kenntnis genommen“, so Bettina Maak.