FDP diskutiert mit Bürgern und Experten, wie zu volle und verspätete Busse in Harburg zu vermeiden sind. Die Busfahrgäste in Harburg werden im Berufsverkehr offenbar nur unzureichend mitgenommen.
Harburg. 60 Prozent der Fahrgäste in Harburg kommen laut einer FDP-Umfrage zwei bis dreimal innerhalb einer Woche nicht in den Linienbus, auf den sie warten, weil er überfüllt ist. Bei ihrer Aktion "Gelbe Karte für den HVV" haben die Freidemokraten 500 Postkarten an Haltestellen in Eißendorf, Wilstorf und am Harburger Ring verteilt und 120 Antworten erhalten. Die FDP kommt zu dem für die Hochbahn wenig schmeichelhaften Fazit: Die Busfahrgäste in Harburg werden im Berufsverkehr offenbar nur unzureichend mitgenommen.
Zusammen mit Bürgern und den selbstständigen Hamburger Verkehrsplanern Philip Cramer und Bernd Dieter Schlange haben die beiden FDP-Politiker Carsten Schuster und Henrik Sander am Dienstagabend im Niels-Stensen-Gymnasium diskutiert, wie die Überfüllung von Bussen in Zukunft vermieden werden können. Überraschend: Die ursprünglich mit der symbolischen Verwarnung verbundene Forderung, Harburg nachträglich in das 260 Millionen Euro schwere Busbeschleunigungsprogramm bis 2020 aufzunehmen, halten die Experten und Fahrgäste für nicht notwendig.
Die Bürger - jeder von ihnen hat seine persönliche Leidengeschichte aus dem täglichen Busfahren - sprechen sich für kleine, kostengünstige Lösungen aus, damit der Busverkehr in Harburg besser fließt. Straßen bräuchten nicht für viel Geld aufgerissen werden, um Busspuren einzurichten, damit der Bus an Ende 90 Sekunden schneller werde. Der Tenor lautet vielmehr: "Wir wollen doch einfach nur mitgenommen werden."
Einen Grund für überfüllte und verspätete Busse sehen Bürger in dem Pilotprojekt, Fahrgäste in Harburg nur an der Vordertür einsteigen zu lassen. Die Hochbahn, so der Vorschlag, sollte zumindest zur Hauptverkehrszeit, von 6 bis 8 Uhr und 16 bis 18 Uhr, auf diese Kontrollen verzichten. Verkehrsplaner Bernd Dieter Schlange befürwortet das: "Der Vorne-Einstieg funktioniert nicht, wenn alle fünf Minuten oder öfter gefahren wird. Das kann man wieder abschaffen."
Stefan Detje, 31, schlägt vor, auf engen Straßen Parkzonen abzubauen, um Busse schneller zu machen. An kritischen Stellen sollte zumindest eine Richtungsfahrbahn von parkenden Autos geräumt werden, sagt er. Experte Bernd Dieter Schlange hält die Forderung in Hamburg für politisch schwer durchsetzbar. In der Freien und Hansestadt gebe es ein recht auf Rechtsbruch für Autofahrer, sagt er. Selbst Wagen im Halteverbot würden nur selten abgeschleppt. In München dagegen sei die Stadt viel rigoroser.
Fahrgäste, die morgens im Berufsverkehr unterwegs sind, kennen die Situation, dass Fahrzeuge der Müllabfuhr den Linienbus aufhalten. "Kann die Müllabfuhr nicht zu anderen Zeiten fahren?" fragt Carsten Busch, 44 , aus Eißendorf. Uwe Ihde, 61, aus Eißendorf ist davon überzeugt, dass eine bessere Taktung und Koordination die Linienbusse schneller machen könne. "Einfach Busse mal mit weniger Zwischenstopps durchfahren lassen", rät er noch.
Beinahe jeder zweite Befragte der Aktion "Gelbe Karte für den HVV" fordert, zusätzliche Gelenkbusse einzusetzen. Die beiden Verkehrsplaner Cramer und Schlange raten davon ab. Hamburg sei eine Stadt, die auf Busbuchten setze. "Das Problem ist", sagt Schlange, "dass die Busbuchten eine bestimmte Länge haben, so dass man Gelenkbusse nicht einsetzen kann."
Beide Verkehrsplaner würden in Harburg auf technische Innovation setzen und Ampelbevorrechtigungen für Busse schaffen. Busfahrer können auf diese Weise grünes Licht anfordern. "Verspätete Busse werden so pünktlich gemacht", sagt Philip Kramer. Die Technik sei so weit fortgeschritten, dass sie ohne großen Aufwand nachzurüsten sei. Der Bezirk Bergedorf, er ist wie Harburg aus dem Busbeschleunigungsprogramm der Stadt ausgeschlossen, gehe diesen Weg.
Der Unterschied zu Harburg: In Bergedorf unterstützen dabei alle politischen Parteien die Verwaltung. Carsten Schuster (FDP) fordert zu einer ähnlichen, parteiübergreifenden Geschlossenheit in Harburg auf, um den Busverkehr besser zu machen.