In den nächsten Monaten soll das Gebäude renoviert und umgebaut werden. 2014 sollen sich dann die Türen wieder öffnen. Hausherr Sönke Dobat will mehr als drei Millionen Euro investieren.

Wilstorf. Sönke Dobat kennt die alte Polizeiwache noch aus seiner Jugend. „Ich war mit meinem Moped nicht immer brav“, sagt er. „Da musste ich öfter hierher. Und jedesmal war das ein beklemmendes Gefühl.“ Als er nun vor einigen Wochen zum ersten Mal wieder in dem Gebäude war, wurde ihm deshalb auch wieder mulmig – dabei ist er jetzt der Hausherr.

Der EDV-Unternehmer hat zusammen mit seinem Partner Sven Hruby die ehemalige Wache gekauft, nachdem sie fünf Jahre lang leer stand. Er ist jetzt Herr über 3000 Quadratmeter Denkmal – und „Denkmal“ relativiert das Wort „Herr“ schon ein wenig, denn Sönke Dobat darf hier keineswegs machen, was er will. Das Denkmalschutzamt will mitreden und eventuell gibt es sogar Naturschutzauflagen. Fünf Jahre Vernachlässigung ließen auf dem Hof der Wache und auf dem dazugehörigen Parkplatz so manchen Strauch sprießen, der nun erst einmal begutachtet werden soll.

Dabei wäre der Parkplatz schon das Erste an der Wache, das Dobat nutzen könnte. „Ich hatte sofort Anfragen aus den ehemaligen-Phoenix-Betrieben hier gegenüber, ob ich nicht die Parkplätze vermieten könnte“, sagt er. „Die Leute, die dort arbeiten, suchen händeringend Möglichkeiten, ihre Autos abzustellen.“ Im Inneren der Wache riecht es auch fünf Jahre nach dem Auszug der letzten Beamten noch nach Linoleum und Bohnerwachs. Ein Geruch, der deutsche Amtsstuben ein Jahrhundert lang prägte. Heute findet man sie in austauschbarer Funktionsarchitektur. Die alte Wache strahlt etwas Gemütliches aus. Lediglich die winzigen Gewahrsamszellen mit ihren Steinpritschen und der Sozialraum des Einsatzzugeges in dem das martialische Wandbild eines knüppelschwingenden Mannes in Vollmontur ein fragwürdiges Selbstverständnis der ehemaligen Raumnutzer offenbart.

In den Erdgeschossräumen liegt Fischgrätparkett, das es zum Glück überstand, dass die Ordnungshüter offensichtlich wenig Respekt davor hatten. Überall gucken noch Kabel aus Wand und Fußboden. An den Küchenschränken kleben Prägestreifen, die kennzeichnen, hinter welcher abschließbaren Tür welche Schicht einst ihre Kaffeebecher hortete.

Hier hat Sönke Dobat viel vor. Viel Verschiedenes vor allem, und das war es wohl, weswegen er den Zuschlag bekam und keiner der Mitbewerber, die Konzepte mit lediglich einer Nutzungsart vorlegten. „Es ist gut und richtig, wenn Leute kommen und hier Kultur veranstalten wollen“, sagt Dobat. „Nur glaube ich nicht, dass man damit das ganze Haus finanzieren kann.“

Er setzt deshalb auf ein gemischtes Konzept, das derzeit auch noch nicht in Stein gemeißelt ist. Auf alle Fälle soll ein Teil der alten Wache kulturell genutzt werden, ein anderer gewerblich. „Das hier sind 3000 Quadratmeter voller Möglichkeiten“, sagt Dobat. Ursprünglich hatte er geplant, die oberen Stockwerke der alten Polizeiwache in möblierte Wohnungen für Musiker, Manager oder Monteure umzubauen, die nur eine zeitlang in Hamburg sind. Dagegen meldete das Bezirksamt jedoch Bedenken an. „Jetzt müssen wir sehen, ob das irgendwie doch geht, oder ich muss anders planen.“

Einen gewerblichen Mietinteressenten hat Dobat bereits. Im Hochparterre wird eine Kindertagesstätte eröffnen. Für das Geschoss darüber denkt sich Dobat Flächen für Kulturveranstaltungen und Eventgastronomie. Als Binnenhafen-Unternehmer hat er Kontakte zu den Machern einiger Hafenrestaurants und möchte sie dafür erwärmen, hier zu kochen. Was den kulturellen Anteil angeht, plant Sönke Dobat eine enge Kooperation mit dem Verein SuedKultur. Der Verein hatte sich selbst um die Wache beworben, war aber unterlegen. Auch daran, wie das kulturelle Angebot konkret aussehen soll, feilen Dobat und SuedKultur noch. Die Wache bietet so viele Möglichkeiten, die man erst einmal durchspinnen und dann auf ihre Machbarkeit prüfen muss. Auf alle Fälle sollen im Kellergeschoss Musiker-Übungsräume entstehen. Als ehemaliger Hobby-Rocker weiß Sönke Dobat um die Raumnot von Musikern. „Wenn eine Band dann mal einen Übungsraum findet, muss sie ihn meist komplett mieten“, sagt er. „Und das, obwohl die meisten Bands nur ein- oder zweimal pro Woche proben. Wir planen, jedem Mieter einen Lagerraum für seine Instrumente zu vermieten und die Übungsräume nach Bedarf tage- oder stundenweise. So wird es für Musiker viel günstiger.“ Planungschaos befürchtet Dobat dabei nicht. „Wir programmieren in unserer Firma seit Jahren Ressourcen-Management-Systeme“, sagt er. „Die lassen sich auch auf Raumvergabe genauso anwenden."

In den nächsten Monaten soll erst einmal renoviert und umgebaut werden. 2014 sollen sich dann die Türen wieder öffnen. Inklusive Sanierungskosten hat Sönke Dobat dann über drei Millionen Euro investiert. „Ich wollte die Wache haben, seit sie leersteht“, sagt er. „Wohl auch wegen der Sache mit den Mopeds, damals.“