Der Harburger Kulturtag hat viel fürs Auge aber auch fürs Ohr zu bieten. Musikgemeinde Harburg, Harburger Kantorei und St. Trinitatisgemeinde wollen die Besucher mit vereinten Kräften musikalisch unterhalten
Harburg. Für die Augen hat der Harburger Kulturtag am 26. Oktober eine Menge zu bieten, schließlich stammen die meisten der 20 Teilnehmer aus dem Bereich bildende Kunst. Doch auch die Ohren können an jenem Tage auf ihre Kosten kommen. Wie schon in den vergangenen beiden Jahren haben die Musikgemeinde Harburg, die Harburger Kantorei und die St. Trinitatisgemeinde sich unter dem Namen Musikforum St. Trinitatis zusammen geschlossen um die Besucher in der St. Johanniskirche mit vereinten Kräften musikalisch zu unterhalten.
Wer nun altbackene Kirchenmusik erwartet, der liegt falsch. Auch dieses Jahr haben die drei Institutionen gemeinsam ein abwechslungsreiches wie anspruchsvolles Programm auf die Beine gestellt, das von Klaviermusik bis zum Kammerorchester reicht. Los geht es um 11 Uhr mit einem Auftaktkonzert von Shoko Kuroe. Die japanische Pianistin spielt eine Auswahl von Klavierminiaturen, darunter Chopin, Mozart und Debussy, aber auch japanische Komponisten. Dabei kommen nicht nur Erwachsene, sondern auch junge Gäste auf ihre Kosten. „Shoko Kuroe hat hier in Harburg schon öfter Kinderkonzerte gegeben. Das ist immer sehr kurzweilig“, sagt Karola Parry, stellvertretende Geschäftsführerin der Musikgemeinde Harburg.
Der 1930 gegründet Verein organisiert für seine rund 1.000 Mitglieder jährlich mindestens zehn Konzerte in der Friedrich-Ebert-Halle sowie einige weitere Veranstaltungen im Helms-Saal. Neben Kuroe hat die Musikgemeinde zum Kulturtag außerdem Jadwiga Hörömpö eingeladen. Die Violinistin, die selbst im Süderelbe-Bereich lebt, ist seit 1980 Mitglied der Hamburger Symphoniker. „Die Hamburger Symphoniker spielen ja regelmäßig bei uns, also zweimal pro Saison“, so Parry. „Dadurch sind etwas engere Beziehungen entstanden und Frau Hörömpö hat sich bereit erklärt zum Kulturtag einen Beitrag zu leisten.“ Begleitet wird sie von Maxim Kosinov, Konzertmeister der zweiten Violinen bei den Hamburger Symphonikern. Zusammen spielen die beiden Sonaten von dem französischen Komponisten Jean-Marie Leclair.
Um 13 Uhr setzt sich dann Rainer Schmitz, Kreiskantor für Harburg und Kirchenmusiker in St. Trinitatis, an den Bösendorfer Flügel, um die schönsten Sätze aus den Sechs Sonatinen von Johann Wilhelm Hässler zu spielen. Außerdem leitet er um 16 Uhr das 14-köpfige Kammerorchester St. Trinitatis. „Wir haben hier in St. Trinitatis ja ein eigenes Streicherorchester“, sagt er. „Anlässlich des 100. Geburtstags des britischen Komponisten Benjamin Britten werden wir seine „Simple Symphonie“ aufführen.“ Zudem gibt es Werke von Georg Friedrich Händel und John Dowland zu hören.
Mit zwei Programmpunkten präsentiert sich auch die Harburger Kantorei. 1960 als Jugendchor gegründet, gehören dem übergemeindlichen Chor mittlerweile über 100 Sängerinnen und Sänger an, die pro Jahr zwei bis drei Werke aufführen. Beim Kulturtag singt und erarbeitet die Kantorei mit dem Publikum ab 14 Uhr in einem Werkstattkonzert ausgewählte Teile der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach. Der zum Teil aus Mitgliedern der Kantorei bestehende Harburger Kammerchor ist um 17 Uhr dran und singt a cappella die Motette „Jesu, meine Freude“, die ebenfalls aus der Feder von Bach stammt.
Als letzten Programmpunkt präsentiert die Harburger Musikgemeinde um 18 Uhr schließlich den Konzertfilm „Divine“. Er zeigt das Konzert der Hamburger Symphoniker am 19. Februar in der Hamburger Laeiszhalle. Gespielt wurden Richard Wagners Kurzfassung der „Götterdämmerung“ und Igor Stravinskys „Apollon musagète“. „Für uns ist so ein Kulturtag auch eine Herausforderung“, sagt Parry. „Wir haben in der Musikgemeinde immer sehr hochkarätige Gäste, denn wir kaufen ja richtig ein, darunter tolle Kammermusik, bekannte Quartette und eben auch Hamburger Orchester. Die können wir hier natürlich nicht einladen. Wir wollen aber trotzdem einen Kulturtag mit Harburg-Bezug ausrichten.“ Der 90-minütige Konzertfilm soll einen Eindruck davon vermitteln, was den Mitgliedern der Musikgemeinde in der Friedrich-Ebert-Halle regelmäßig geboten wird.
Neben dem musikalischen Programm erwartet die Besucher im Musikforum St. Trinitatis übrigens noch ein weiteres Bonbon. Um 11 Uhr lädt Pastorin Birgit Dušcová zu einer Kirchenführung und Turmbesichtigung. „Unsere Kirche mag optisch auf den ersten Blick vielleicht etwas nüchtern wirken, aber die Geschichte dahinter ist sehr spannend“, so Rainer Schmitz. „Sie wurde 1954 von einem sehr renommierten Architekturbüro gebaut. Weil der Chef selbst keine Lust auf das Projekt hatte, übertrug er es einem jungen Architekten namens Gebauer, der an Bauhaus geschult eine ziemlich moderne und wegweisende Kirche entworfen hat.“
Im Rahmen der Führung wird auch der Kirchturm bestiegen, der ansonsten geschlossen ist und nächstes Jahr saniert werden soll.
Harburger Kulturtag am 26. Oktober 2013: Musikforum St. Trinitatis, St. Johannis, Bremer Straße 9. Programm: 11 Uhr Auftaktmusik, 12 Uhr Kirchenführung, 13 Uhr Klaviermusik, 14 Uhr Harburger Kantorei, 15 Uhr Kammermusik, 16 Uhr Kammerorchester, 17 Uhr Kammerchor, 18 Uhr Film.