Der Harburger Kulturtag. Das Abendblatt stellt alle Teilnehmer vor. Heute die Produzentengalerie SchauRaum in Harburg, wo neun Künstler beim Kulturtag ihre Arbeiten ausstellen.
Harburg. Ein riesiger Haufen Zeitungsartikel türmt sich vor Monica Bohlmann auf. „Weißt du noch, als wir diese Ausstellung hier gemacht haben?“, sagt sie und zeigt Petra Hagedorn einen leicht zerknitterten Ausschnitt von anno dazumal. Die beiden gehören zu den Gründungsmitgliedern der 2003 ins Leben gerufenen Künstlergruppe artplacement. Immerhin, bis zu sechs Ausstellungen aus dem Bereich zeitgenössische Kunst realisieren sie pro Jahr in ihrer Produzentengalerie SchauRaum in der Schwarzenbergstraße 42. „Mittlerweile hat sich das in der Szene so herum gesprochen, sodass wir furchtbar viele Bewerbungen bekommen“, so Bohlmann. Es kommen auswärtige Künstler, aber natürlich auch viele Harburger. Auch zur Vernetzung der Harburger Künstler untereinander hat die Künstlergruppe entscheidend beigetragen. Beim Harburger Kulturtag am 26. Oktober dürfen sie deshalb nicht fehlen.
Zum mittlerweile siebten Mal präsentieren die Mitglieder sich im Rahmen der Veranstaltung, und zwar wie immer mit einer Gemeinschaftsausstellung. Dieses Mal erwartet die Besucher eine Bibliothek der besonderen Art. Der Ausstellungstitel lautet nämlich „Buchmacher“. „Dahinter verbergen sich Bücher in jeder Form, das heißt alles, was an Bücher erinnert und was Seiten hat“, erklärt Monica Bohlmann. „Wir wollten immer mal eine Buchausstellung machen.“ Als Vorlage diente das Künstlerbuch, das sind eigenständige Kunstwerke, die allgemein das Buch zum Gegenstand eines künstlerischen Konzepts gemacht haben. Acht Mitglieder der Künstlergruppe, zwischen 30 und 75 Jahre alt, werden solche handgefertigten Künstlerbücher und Artverwandtes ausstellen.
Bei ihren einzelnen Beiträgen haben die Künstler völlig freie Hand, folglich vereint die Ausstellung die unterschiedlichsten Werke und Techniken. Monica Bohlmann zum Beispiel, die sich neben der Malerei auch viel mit Stickobjekten beschäftigt, hat ein komplexes und erstaunliches Objektbuch geschaffen, von dem man sich nur schwer eine Vorstellung machen kann, wenn man es nicht gesehen hat. „Es besteht aus einem Halter mit fünf Armen, an dem Transparentpapierblätter hängen“, wagt Bohlmann einen Erklärungsversuch. „Zwischen den einzelnen Seiten hängen unterschiedliche Figuren, die ich über die Jahre gestickt habe.“ Als Basis für diese Figuren dient jeweils eine Fotografie, die durch die Stickerei etwas Haptisches bekommt.
Petra Hagedorn derweil, deren Schwerpunkt digitale Bildbearbeitung ist, hat ein Leporello angefertigt. Es ist sieben Meter lang und besteht aus einer Lkw-Plane. „Das Thema ist mein Hund“, sagt sie. „Dieser Hund ist neu, jung, sehr anstrengend und deshalb etwas, das mich im Moment stark beschäftigt. Außerdem sieht er auch ein bisschen witzig aus, deswegen passt das ganz gut.“ Am Computer hat Hagedorn die Fotos von ihm vergrößert oder verkleinert, verfremdet oder in Collagen zusammengefügt. Aufgestellt ist das Leporello so groß, dass es beim Kulturtag im Hof des SchauRaums Platz finden soll. „Schließlich sind Hunde ja auch meist draußen“, so Hagedorn.
Neben diesen beiden Arbeiten werden im SchauRaum außerdem Konzeptbücher, Collagen, Schriftrollen, Skizzenbücher und Hefte zu sehen sein. Klassische Künstlerbücher, in denen jede Seite bemalt ist, soll es von Peter Lund geben, während Dorothee Wallner ein von der Decke hängendes Leporello mit einer Zeichnungsfolge zeigt. Suzanne Levesque, die 2012 der „Künstler zu Gast in Harburg“ im Mayrschen Haus war und auch dieses Jahr im Rahmen des Kulturtags dort ausstellt, überrascht sogar mit einem Buch, das sich selbst umblättert. „Wie das funktioniert, darauf bin ich auch schon gespannt“, sagt Monica Bohlmann.
Für die Gruppe artplacement ist der Harburger Kulturtag immer ein ganz besonderer Tag. „Es macht einfach Spaß“, so Bohlmann. „Denn es kommen auch Leute, die sonst nicht auf Ausstellungen gehen oder Scheu vor Ateliers haben.“ Um die 400 Besucher konnte der SchauRaum im letzten Jahr anziehen. „Dabei ist unser Raum gerade mal 30 Quadratmeter groß“, sagt Monica Bohlmann, in deren Atelier die Galerie sich befindet. „Wenn wir Ausstellungen da drin haben, wirkt er aber riesig. Ich sage immer der Raum ist verzaubert!“
Harburger Kulturtag am 26. Oktober 2013: SchauRaum, Schwarzenbergstraße 42, 10 bis 20 Uhr. Zu sehen sind Arbeiten von Monica Bohlmann, Petra Hagedorn, Suzanne Levesque, Peter Lund, Jan Ratschat, Katrin und Gunnar Regelski, Waldemar Sulewski sowie Dorothee Wallner.