Viele Pendler aus dem Landkreis Stade passieren Buxtehude per Pkw, um – deutlich günstiger – in Neu Wulmstorf in den Zug zu steigen. Die Folge: Der Parkraum wird knapp. Nun sollen neue Stellflächen geschaffen werden.
Neu Wulmstorf. Es hat sich sogar schon bis Wuppertal herumgesprochen, dass es günstiger ist, von Neu Wulmstorf statt von Buxtehude mit der S-Bahn Richtung Hamburg zu fahren. Dietmar, 63, und Christa Barfuß, 58, aus Wuppertal machen gerade Urlaub im Alten Land und sind von dort extra nach Neu Wulmstorf gefahren, um dort in die S-Bahn zu steigen und zur igs nach Wilhelmsburg zu fahren. Von Bekannten hatten sie erfahren, dass sie weniger zahlen, wenn sie von Jork nach Neu Wulmstorf fahren und dort in die Bahn steigen statt in Buxtehude.
Das liegt am Tarifsystem des HVV. Eine Fahrt von Neu Wulmstorf nach Hamburg kostet 2,95 Euro. Wer in Buxtehude einsteigt, zahlt 6,50 Euro. Die Tarifunterschiede haben zur Folge, dass viele Menschen aus dem Landkreis Stade den Park-and-Ride-Parkplatz Neu Wulmstorf und eben nicht Buxtehude, Horneburg oder Stade anfahren.
Auch Andreas, 51, und Annett Hunger, 49, die aus der Nähe von Dresden stammen und deren Feriendomizil Buxtehude ist, haben sich nach Neu Wulmstorf aufgemacht, um den teuren Bahntarif zu umgehen. Ein Gastwirt hat dem Paar den Sparfuchs-Tipp gegeben. „Das ist ein riesiger Kostenunterschied“, sagt Tischler Hunger.
Nach Erhebungen des Verkehrsplanungsunternehmens Zacharias aus Hannover kommen zurzeit bereits rund ein Drittel der Nutzer, die am Bahnhof Neu Wulmstorf einsteigen, aus dem Landkreis Stade. Die Folge: Der Parkraum wird knapp. Die Park-and-Ride-Anlage in Neu Wulmstorf ist meistens zu 100 Prozent ausgelastet. Das hatte bereits ein Test des ADAC gemeinsam mit dem Hamburger Abendblatt im vergangenen Jahr zutage gebracht. Auch die Firma Zacharias fand dies in ihrer Studie bestätigt.
Viele Autofahrer können ihr Auto nicht auf der Park-and-Ride-Fläche abstellen. Sie weichen auf die Wohngebiete aus. Daher empfiehlt Zacharias, die Zahl der Parkplätze am Neu Wulmstorfer Bahnhof von derzeit 330 auf 650 Parkplätze zu erhöhen. Die Experten glauben, dass die Nachfrage nach den Stellplätzen noch steigen wird, sobald die Autobahn A 26 fertig ist. Denn über die A 26 könnten auswärtige Pendler aus dem Westen in kurzer Zeit zum Bahnhof Neu Wulmstorf gelangen, da sie dann nicht mehr über die all zu häufig verstopfte Bundesstraße 73 fahren müssten. Selbst, wenn die komplette A 26 fertig ist, geht Zacharias davon aus, dass die 650 Stellplätze belegt sein werden, da in Neu Wulmstorf bis zur A 7 die einzige Anschlussstelle an der A 26 geplant ist. Die Fachleute empfehlen den Bau einer Parkpalette mit drei Etagen.
Ein neues Parkhaus wird es aus Kostengründen wohl nicht geben
Ein solches Gebäude würde mehrere Millionen Euro kosten. Doch dazu wird es wohl aus Kostengründen nicht kommen. Es ist mehr als fraglich, ob die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen einen solchen Bau bezuschussen würde. „Wir haben natürlich kein großes Interesse daran, einen Bau zu fördern, damit die Leute, die ins Auto steigen, um einen günstigeren Bahntarif zu beanspruchen, auch genügend Parkraum zur Verfügung haben“, sagte Klaus Hoffmeister, Geschäftsführer der Landesnahverkehrsgesellschaft. Auch die Neu Wulmstorfer Gemeinde nimmt Abstand vom Bau eines Parkhauses. „Millionen-Beträge in ein Parkhaus für gemeindefremde Pendler zu investieren, können wir uns nicht leisten“, sagte Thomas Saunus, Fachbereichsleiter Ortsentwicklung.
Die Neu Wulmstorfer Verwaltung schlägt stattdessen vor, 35 zusätzliche Stellplätze für 90.000 Euro zu schaffen. Die Autofahrer müssen dafür nichts zahlen. Darüber hinaus sollen von den 60 Parkplätzen an der Konrad-Adenauer-Straße 53 an Dauermieter gegen eine Gebühr von 150 Euro pro Person und Jahr vergeben werden.
Die jährlichen Einnahmen von 7950 Euro sollen helfen, die kostenlosen Stellplätze auf der Nordseite des Bahnhofs zu finanzieren. Da auch die Stellplätze für Fahrradfahrer knapp sind, sollen sieben Pkw-Stellplätze im Süden künftig für das Abstellen von Fahrrädern zur Verfügung gestellt werden. Von dieser Lösung erhofft sich die Verwaltung, dass weniger Autofahrer nach einem Parkplatz auf der südlichen Seite der Park-and-Ride-Anlage suchen und in der Folge weniger Autofahrer die angrenzenden Wohnquartiere zuparken würden.
Heute befasst sich der Ausschuss für Verkehr, öffentliche Ordnung und Feuerschutz mit dem zukünftigen Park-and-Ride-Konzept. Die Sitzung beginnt um 19.30 Uhr im Ratssaal des Rathauses an der Bahnhofstraße 39 in Neu Wulmstorf.