Firma Mulch setzt sich ein Kultur-Denkmal im Harburger Binnenhafen
Harburg. Es ist vollbracht. Der Mulch-Kran, das gelbe Wahrzeichen der Hafenarbeit im Harburger Binnenhafen, strahlt in neuem Glanz. Das war der KulturWerkstatt Harburg am Sonnabendabend Anlass für ein Fest am Kran. Als "Kulturkran" wird der gelbe Riese über seine Eigenschaften als Landmarke und Industriedenkmal hinaus ab jetzt eine Bühne für besondere Veranstaltungen sein.
Mit "Hiev op" - einem Sprechoratorium mit Liedern, Licht und Musik unter Federführung des Lichtinstallateurs Michael Batz - haben fast 300 Menschen aus dem Süden Hamburgs die Einweihung gefeiert. "Zu einem Hafen gehört auch ein Kran", sagte Gorch von Blomberg vom Vorstand der KulturWerkstatt.
Vor vier Jahren hatte Hanne-Lore Mulch, 80, die Seniorchefin der Firma Mulch, der KulturWerkstatt Harburg einen der Umschlagskräne geschenkt - als Zeugnis dafür, dass Harburg einen richtigen Industriehafen hatte. Einen Teil der jüngsten Industriegeschichte hatte auch die Firma Mulch geschrieben. Bereits 1889 wurde im Binnenhafen von der Firma Knust ein Kohlenhandel betrieben. Ab 1926 führte Wilhelm Mulch den Harburger Kohlenhof Knust und Johannsen weiter - schon bald hieß die Firma Harburger Kohlenhof Wilhelm Mulch.
1954 kaufte die Firma den ersten Autokran. In den fünfziger Jahren wurden dann auch mehrere Tankwagen angeschafft und Öl für Nutzer von Ölheizungen ausgeliefert. Damals lautete der Slogan für die Heizölwerbung: "Mulch kommt immer!"
1968 stand der erste Umschlagskran und 1972 bereits der zweite - der jetzt renovierte gelbe Mulch-Kran. Als das Erdgas als Heizenergie das Heizöl stark verdrängte, setzte das Unternehmen verstärkt auf Umschlag, Lagerung und Spedition. Viele große Schiffe wurden von Mulch entladen - in Schichten bis spät in die Nacht. Die Firma Mulch ist nicht mehr aktiv und befindet sich in der Abwicklung.
Seit 1972 stand der Portaldrehkran von Liebherr - der 30 Meter hohe "Mulch-Kran" mit einer Ausladung von 22 Metern - am Lotsekai auf der Schlossinsel. Bis 2006 gehörte er der Firma Mulch. Mit dem Kran wurden Schuten geleert und Güterwagen und Lastwagen mit Baumaterialien und Rohstoffen für die Lebensmittelindustrie gefüllt. Nachdem die Firma den Harburger Binnenhafen verlassen hatte, bekam die KulturWerkstatt den "Mulch-Kran" geschenkt. Seit 2007 steht er unter Denkmalschutz, seit August 2009 wurde er unter Leitung des pensionierten Kranbaumeisters Roland Remstädt, 66, aus Fredenbeck renoviert. Mit Hilfe von Ein-Euro-Jobbern wurden alle Kran-Teile grundiert und mit gelber Spezialfarbe gestrichen. "Wir haben auch im Winter durchgearbeitet", sagt Kranexperte Remstädt, "das war manchmal recht schwer bei der Kälte." Roland Remstädt hat in seinem Leben mehr als 300 Kräne in ganz Europa aufgebaut und Hunderte gewartet und repariert.
110 000 Euro sollen die Renovierungsarbeiten am Mulch-Kran gekostet haben. Über ein Notstromaggregat wäre der Kran funktionstüchtig. "Was fehlt, ist noch ein Anschluss zu einer Trafostation", sagt Roland Remstädt. Das Problem: So ein Anschluss kostet knapp 70 000 Euro.