“Der wird bildschön. Den bekommen wir wieder hin.“ Da ist sich Kranbaumeister Roland Remstädt “ganz sicher“. Der Zahn der Zeit hat am Mulch-Kran gesägt. Doch Wind und Wetter sollen keine Chance mehr haben, ihn weiter zu zerstören.
Fredenbeck/Harburg. Damit das Industriedenkmal im Harburger Binnenhafen noch viele Jahre erhalten bleibt, hat die sogenannte Krangruppe der Kulturwerkstatt Harburg (KWH) den Fachmann aus Fredenbeck mit ins Boot geholt. Gemeinsam mit einem Team von Experten will er den Kran in den nächsten Monaten so wieder herstellen, dass er nicht nur hübsch aussehen, sondern auch funktionstüchtig sein wird.
Es ist nicht der erste, der unter seinen Fittichen wieder aufersteht. Schon mit vielen anderen Kränen schrieb Remstädt während seiner aktiven Berufszeit europaweit so manche Wiederauferstehungsgeschichte. Zuletzt in Stade. Nachdem er erst im vergangenen Jahr die "Rettungsarbeiten" des Stader Hafenkrans aus dem Jahre 1927 - er gehört der Stader Stiftung für Kultur und Geschichte - erfolgreich beendet hatte, ist nun Zeit übrig für den 65 Jahre alten Pensionär, in Harburg ehrenamtlich anzupacken. Sein Herz schlägt eben höher, wenn es um Kräne geht und so kam er in den Binnenhafen, als ihn die "Krangruppe" rief. Die fünf Mitglieder engagieren sich seit drei Jahren für den Erhalt des in die Jahre gekommenen Krans. Eine Aufgabe, die mit Eigenleistungen und mit Hilfe von weiteren Kran-Liebhabern bewältigt werden soll. Mit der Zusage von Roland Remstädt können die Arbeiten nun beginnen. Der Bauzaun am Lotsekai ist aufgestellt. Gleich nebenan sind bereits die Mitarbeiter der Hamburg Port Authority dabei, einen Teil der Kaimauern für die zukünftige Bebauung der Harburger Schlossinsel zu erneuern.
Roland Remstädt ist Kranfan, seit er sich erinnern kann. Er erzählt von seiner Ausbildung zum Maschinen- und Stahlbauschlosser auf Kampnagel und von seiner Zeit als Matrose auf hoher See, bevor er sich Arbeit an Land suchte. Zwölf Jahre habe er auf Montage in vielen Ländern Europas gearbeitet, zuletzt als Techniker bei E.on in Stade. Kleine und große Kräne - Höhenangst gab und gibt es auch jetzt nicht für ihn. "Ich war schon immer fasziniert von Kränen", sagt er, "habe sogar Kopfstand in luftiger Höhe gemacht." Um die rostigen Stellen des Harburger Hafenkrans zu zeigen, reicht jedoch schon ein Blick von unten. Deutlich sieht man den Rost unter der gelben Farbe. Der Lack bröckelt. "Höchste Zeit, die Ärmel hochzukrempeln und mit der Arbeit zu beginnen."
Seit 1972 steht der Liebherr-Portaldrehkran auf dem Lotsekai. Bis 2006 gehörte er der damaligen Firma Wilhelm Mulch, die mit ihm Schuten leerte und Güterwaggons und Lastwagen mit Baumaterialien und Rohstoffen für die Lebensmittelindustrie füllte. Die Senior-Chefin Hanne-Lore Mulch schenkte der KWH Kran, nachdem die Firma den Binnenhafen verlassen hat. Nun ist er seit 2007 unter Denkmalschutz gestellt mit dem Ziel der KWH, ihn als Symbol für die Arbeit im Binnenhafen zu erhalten. Wo er letztendlich stehen wird, steht noch nicht fest.
Der Ausleger des 22 Meter hohen Mulch-Krans - er trug einst zehn Tonnen Gewicht - wird auf dem Boden bearbeitet. "Wir werden alle Teile von Grund auf säubern und - natürlich unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes - Material austauschen", sagt Roland Remstädt. "Der Zahn der Zeit hat daran gesägt, der Rost sitzt überall und teilweise kann man durch die Platten schauen. Das darf so nicht bleiben.
Wer auf einen Klönschnack vorbeikommen möchte, dem erkläre ich gern, was wir hier machen", sagt er. Kranbaumeister Remstädt ist eben ein Team-Player - so wie ihn die Handballfreunde des VfL Fredenbeck als Trainer und Betreuer viele Jahre kennen.