Geschäftsleute und Bürgermeister hoffen auf attraktivere City nach Bauphase. Buchholzer befürchten Verödung, FDP fordert Fakten.
Buchholz. Wie wirken sich die Baustellen in der Buchholzer Innenstadt auf die ansässigen Geschäfte aus - bleiben Käufer weg, gibt es Parkraum-Not oder Umsatzeinbußen? Das will die FDP-Fraktion wissen und hat deshalb jetzt eine Anfrage an Bürgermeister Wilfried Geiger (parteilos) gestellt.
"Die Bürger machen sich wegen der Baustellensituation in der Innenstadt verstärkt Sorgen um eine mögliche schwindende Attraktivität der Stadt", sagt der Fraktionsvorsitzende Arno Reglitzky. Mehrere Geschäftsleute hatten darüber geklagt, dass die Großbaustelle für die Buchholz Galerie und die schlechte Parksituation Kunden von einem Besuch in der Innenstadt abschrecke (wir berichteten).
"Uns liegen aber keine konkreten Informationen dazu vor", sagt Reglitzky. "Deshalb halten wir es für sinnvoll, dass die Situation von Ihnen geprüft, kommentiert und mit Fakten unterfüttert wird", fordert er den Bürgermeister auf. Die Verwaltung soll klären, ob tatsächlich weniger Kunden in die Innenstadt kommen und ob sich die befürchteten Parkplatzprobleme bestätigt haben. In dem Zusammenhang solle auch geklärt werden, ob die Gebühren für Parkplätze ein "Schwachpunkt für die Innenstadt" bedeuteten. "Zur Abwehr von möglichen Fehlentwicklungen sollten frühzeitig Strategien und Maßnahmen eingeleitet werden."
Reglitzky will zudem wissen, welche Aktionen mit den Geschäftsleuten geplant seien, "um die Attraktivität der Buchholzer City für Kunden zu sichern, zu stützen und zu verbessern", und ob die Investoren der neuen Gebäude sich ihrerseits mit Konzept-Ideen und Geld einbringen. "Wir haben die Befürchtung, dass ein Negativ-Image auch herbei geredet werden kann", so Reglitzky. Aus seiner Sicht muss nun alles getan werden, damit die Innenstadt keinen schlechten Ruf bekommt.
Einen Imageschaden will auch Bürgermeister Wilfried Geiger (parteilos) vermeiden. "Auch wir von der Stadtverwaltung sehen, dass die Baustellen in der Innenstadt zurzeit eine Belastung sind. Aber wenn wir nicht in die Zukunft investieren, werden wir irgendwann keine belebte Innenstadt mehr haben." Buchholz sei nicht nur das größte Mittelzentrum im Landkreis, sondern auch eine attraktive Stadt zum Leben und Einkaufen. Dies könne nur durch Weitsicht erhalten bleiben. Zwar seien durch die Baustellen für die Galerie und das Volksbankgebäude Parkplätze weggefallen. "Im Parkhaus Kabenhof ist aber meist noch Platz." Diese seien zwar eigentlich für Pendler gedacht, solange aber Kapazitäten frei seien, könnten auch Stadtbesucher dort parken. Nach dem Ende der Bauarbeiten können Autofahrer auch auf den Parkdecks der Galerie parken. Dort sollen 260 Stellplätze geschaffen werden.
Auch Geschäftsfrau Myriam Ciampa-Harmel, die in der Breiten Straße einen Geschenkeladen betreibt, sieht die Baustellen als notwendiges Übel. "Schön finde ich das nicht, ständig muss ich putzen. Aber es muss eben erst hässlich werden, bevor es richtig schön wird." Das Einkaufszentrum werde mit Sicherheit neue Kunden nach Buchholz locken und die Innenstadt attraktiver machen. Einen Parkplatzmangel hat sie nicht bemerkt. "Davon gibt es genug." Ihr Nachbar Jürgen Matys, Inhaber einer Jeansboutique, stimmt ihr zu. "Wir freuen uns auf die Galerie. Das ist eine gewaltige Chance." Die Bauarbeiten seien sogar eine Attraktion für Besucher, es gebe einen regelrechten "Baustellentourismus".
Die Sandfläche, auf der im Spätherbst 2012 die Buchholz-Galerie eröffnet werden soll, wird jedoch auch kritisch gesehen. Die Galerie werde die Innenstadt nicht bereichern, sondern vielmehr zu einer beliebigen Filialistenansammlung führen - so der Tenor der Leserreaktionen, die nach dem Abendblattbericht über den Baustellenärger bei der Redaktion eingingen. Siegrid und Wilfried Weigel wohnen seit 1964 in Buchholz, der Galerie stehen sie skeptisch gegenüber.
"Inzwischen müssen wir und auch unsere inzwischen erwachsenen Kinder mutmaßen, dass sich Buchholz wohl innenstadtmäßig durch die geplante Galerie nicht zum Vorteil der Bürger entwickeln wird. Unsere Meinung: Ein Einkaufszentrum mit Läden, die man in jeder Stadt heute vorfindet, brauchen wir, wo das Geld knapper wird, nicht " Auch Manfred Mader bezweifelt, dass die Stadt ein neues Einkaufszentrum braucht.
"Ich kann den Frust des Einzelhandels gut verstehen. City-Center gegen Passage. Galerie gegen City-Center. Was kommt dabei raus?" So werde in Zukunft Thalia mit Heymann konkurrieren, DM mit Budnikowsky, Apollo mit Fielmann. Street One ziehe einfach um, Schuhkay habe gerade noch gefehlt. Allein H&M sei für die Jugend vielleicht ganz interessant. "Mein Vorschlag: ein S-Bahn-Anschluss mit Endstation im verwaisten City-Center."