Die motorisierten Räder verhelfen den Feriengästen zu unangestrengten, stundenlangen Touren durch die Natur der Lüneburger Heide.
Lüneburger Heide. Das Fahrgeräusch erinnert an das Summen eines fleißigen Bienenvolkes und passt damit hervorragend in die Region. Wie die Honigbiene, so soll auch das Elektrofahrrad, neudeutsch "eBike", in der Lüneburger Heide heimisch werden. Die motorisierten Räder verhelfen den Feriengästen zu unangestrengten, stundenlangen Touren durch die Natur.
Die Elektromobilität ist gefragt - Autos, Roller und eben Fahrräder sollen helfen, dem Treibhauseffekt entgegenzuwirken. Auf den Straßen rollen die ersten Zukunftsautos mit Hybrid-, also kombiniertem Elektro- und Verbrennungsantrieb, reine Elektroautos werden folgen, und nun sind auch die Urlauber in der Heide als Klientel erkannt worden.
Bereits im Februar 2011 hatte die Lüneburger Heide GmbH, die touristische Dachmarke der Region, erkannt, dass Elektroräder "voll im Trend liegen". Geschäftsführer Ulrich von dem Bruch prognostizierte damals 1000 eBikes in der Lüneburger Heide innerhalb von 36 Monaten. Die ersten 100 davon sind inzwischen in der Region angekommen. "Wir konnten hier im Gemeinschaftseinkauf einen tollen Preis erzielen", so von dem Bruch im Februar.
Er setzt darauf, dass die Gäste im Urlaub die Gelegenheit ergreifen werden, einmal ein eBike auszuprobieren. Dabei wird vor allem die Zielgruppe "60 plus" angesprochen. Diese Altersgruppe "braucht unbedingt eine Rücktrittbremse", sagt von dem Bruch.
Angeschafft wurden Räder des Herstellers "Wondervelo", die von den Verleihern gemietet oder gleich gekauft werden konnten. Doch nicht jeder folgt dem Gemeinschaftstrend. Halten sich die kommunalen Touristiker in der Heide bei der Anschaffung noch zurück, so sind zunächst vor allem Hotels und Fahrradgeschäfte die Ausleihstationen. In Bad Bevensen setzen die Tourist-Information und ein großes Hotel auf Räder eines anderen Herstellers.
Auch in Schneverdingen und anderen Orten sind die pinkfarbenen Heide-eBikes noch nicht "angekommen". Sylvia Schultze, die die Tourismusinformation am Weltvogelpark in Walsrode leitet, ist dagegen vom Gemeinschaftsrad im pinkfarbenen Heidedesign überzeugt. In Walsrode können die neuen Räder bereits ausgeliehen werden, vier Stück stehen bereit, sie können für rund 20 Euro am Tag gemietet werden.
Das Fahren "macht Spaß", sogar bergauf gehe es kräftig voran, erklärt Sylvia Schultze. Und wie fährt sich ein solches eBike? Sylvia Schultze aktiviert die ausgeklügelte Elektronik, die das Zuschalten des Elektromotors steuert und gibt dem "Testfahrer" den guten Rat mit auf den Weg, die Anschubenergie des Motors nicht zu unterschätzen. Tatsächlich ähnelt der plötzliche Krafteinsatz dem eines Turboladers im Auto. Immerhin verzögern Rücktrittbremse und je eine Handbremse für Vorder- und Hinterrad die zügige Fahrt.
Doch vor dem Bremsen kommt das Beschleunigen. Und das erfordert die Mitwirkung des Radlers. Er muss erst einmal selbst in die Pedale treten, ehe der Motor mithilft. Damit das eBike führerschein-, steuer- und versicherungsfrei betrieben werden kann, besteht der Gesetzgeber darauf, dass der Motor nicht alleine für den Vortrieb sorgen darf, sondern nur dann läuft, wenn auch getreten wird. Bei Tempo 25 ist ohnehin Schluss mit der Zusatzkraft.
Das funktioniert überraschend gut: Zuverlässig "springt" der Motor nach wenigen Sekunden an - ganz anders als beim normalen Fahrradfahren wird so auch eine recht steile Bergaufstrecke zum mühelosen Unterfangen. Man könnte auch mal für ein paar Stunden mit dem Rad in die Heide verschwinden und würde wohl ganz frisch zurückkehren.
Allerdings treiben die Antriebstechnik und vor allem der Akku unter dem Gepäckträger, der für bis zu 100 Kilometer Fahrstrecke ohne Nachladen reichen soll, das Gewicht deutlich in die Höhe. Das wird beim Anfahren spürbar, bevor der Motor zugeschaltet wird, und auch beim Abbremsen. Insgesamt ist das Fahrvergnügen damit weniger sportlich-dynamisch, als vielmehr entspannt und langstreckentauglich. Weitere Infos bei der Lüneburger Heide GmbH unter 0700/20 99 30 99.