Sparmaßnahmen sind der Grund für die Krise
Harburg. Die Verantwortlichen haben es kommen sehen und schon vor Wochen auf die schwierige finanzielle Lage hingewiesen. Jetzt hat der 1983 als Beschäftigungs- und Qualifizierungsträger für Langzeitarbeitslose und junge Erwachsene gegründete Verein Jugend in Arbeit, der in den vergangenen Jahren auf seiner Werft im Binnenhafen zahlreiche historische Schiffe restaurierte, die Insolvenz beantragt. Unter dem Aktenzeichen 67b IN 122/11 ist das Verfahren bereits am 27. Mai beim Amtsgericht Hamburg eingeleitet worden. Rechtsanwalt Jens-Sören Schröder steht als vorläufiger, vom Gericht bestellter, Insolvenzverwalter am Ruder. Er muss sehen, ob und wie der Verein weitergeführt werden kann.
Grund für die Krise bei Jugend in Arbeit ist die geringe Zuweisung von staatlich geförderten Mitarbeitern. Ursache dafür sind Sparmaßnahmen bei der Bundesagentur für Arbeit, aber auch in Hamburg. Laut Insolvenzverwalter wären rund 400 geförderte Mitarbeiter nötig, um den Werftbetrieb, der monatlich um die 150 000 Euro Kosten verursacht, weiter am Laufen zu halten. Rund 230 Beschäftigte, darunter viele Ein-Euro-Jobber, aber auch 50 Lehrlinge, sind aktuell beschäftigt. "Wir werden versuchen alle Chancen auszuloten", sagt Schröder. Der Betrieb bei Jugend in Arbeit werde zunächst normal weiter laufen. Er wies darauf hin, dass das Insolvenzverfahren noch "vorläufig" ist und damit auch abgewendet werden kann. Die nächsten ein bis drei Monate würden Klarheit bringen.
Winfried Schwehn und Dr. Claus Kemmet, Vorstandsmitglieder bei Jugend in Arbeit, bedauern die Entwicklung. Sie verstehen nicht, warum die verantwortlichen Politiker in Hamburg nicht auf die eindeutigen Signale im Sinne des Vereins reagiert hätten. Mit seinen Projekten habe der Verein in den letzten fast 30 Jahren maßgeblich das maritime Erbe Hamburgs gesichert und geprägt. Das Museumsschiff Cap San Diego sei ebenso von Mitarbeitern von Jugend in Arbeit erhalten worden wie der Dreimaster Rickmer Rickmers, der 1908 gebaute Peildampfer Schaarhörn oder der älteste noch fahrenden Finkenwerder Hochseekutter Landrath Küster. Der Verein warnt, dass Hamburg bei einer Liquidierung des Vereins eine Einrichtung verliere, die "wesentlich zur touristischen Attraktivität des Hafens beigetragen habe".