Die Kreise Harburg und Soltau-Fallingbostel wollen weiter auf Fahrgeld für den Touristenbus verzichten
Winsen. Das Erfolgsmodell Heide-Shuttle, das touristische Gemeinschaftsprojekt der beiden Landkreise Harburg und Soltau-Fallingbostel, soll auch in diesem Jahr kostenlos bleiben. Die Busse des Heide-Shuttles fahren auf drei Ringlinien durch die Heide und die beiden Kreise. Eine Linie verläuft durch beide Kreise, Linie 1 führt ausschließlich durch den Kreis Soltau-Fallingbostel, Linie 3 nur durch den Kreis Harburg. Seit Einführung des Heide-Shuttles nutzen mehr als eine halbe Million Fahrgäste diese Art, zu Fuß oder mit dem Rad die Heide zu entdecken. In der Saison 2010 vom 15. Juli bis zum 15 Oktober fuhren knapp 50 000 Menschen mit den drei Bussen, es wurden 12 200 Fahrräder transportiert. Bislang mussten die Fahrgäste nichts zahlen, konnten aber für den Erhalt des Naturschutzgebietes Lüneburger Heide spenden. 2010 wurden so rund 1000 Euro an Spenden eingenommen.
Vor über einem Jahr hatte Soltau-Fallingbostel einen Vorstoß in Richtung Fahrgeld unternommen, denn das kostenlose touristische Angebot ist für die beiden Landkreise ein Zusatzgeschäft. Pro Saison kostet der Heide-Shuttle beide Landkreise jeweils rund 53 000 Euro. Gut investiertes Geld für ein "Projekt, das inzwischen auch von anderen Kommunen kopiert wird, eine ausgezeichnete Werbung für unsere Region und ein gutes Instrument, um die örtliche Wirtschaft anzukurbeln", sagte Harburgs Landrat Joachim Bordt (FDP).
Der Nachbarkreis sah in der Erhebung eines Fahrgeldes die Chance, die Zuschüsse herunterzufahren und damit die defizitäre öffentliche Kasse etwas zu entlasten.
"Aber am Beispiel Uelzen, wo für den Shuttle ein Fahrgeld erhoben wurde, daraufhin aber die Fahrgastzahlen erheblich zurückgegangen waren, so dass am Ende vor einiger Zeit das Fahrgeld wieder abgeschafft wurde, haben wir gesehen, dass das ein zweischneidiges Schwert ist. Daher haben wir unseren Plan erst einmal fallen lassen. Das heißt aber nicht, dass das Thema auch für die Zukunft nicht mehr diskutiert werden wird", sagt Willem Wachter, als Fachbereichsleiter in der Verwaltung des Landkreises Soltau-Fallingbostel für den ÖPNV und damit auch für den Heide-Shuttle zuständig. Außerdem machten, so Wachter weiter, solche Aktionen auch nur Sinn in Absprache mit dem Partnerkreis Harburg.
Und hier ist sich die Politik immer noch uneins, ob die Fahrgäste bezahlen sollen oder nicht. Während beispielsweise die Fraktion der Grünen im Harburger Kreistag sich für einen Fahrpreis von einem oder zwei Euro ausspricht, will die SPD-Fraktion den kostenlosen Service beibehalten. Grünen Fraktionschefin Ruth Alpers sagt: "Die eingenommenen Gelder könnten den ÖPNV-Topf des Landkreises aufstocken. Damit könnten wir dann den Service für die Menschen, die Bus und Bahn täglich nutzen und auch dafür bezahlen, um zur Arbeit zu kommen, verbessern."
Die SPD-Fraktion im Harburger Kreistag, so Fraktionschef Professor Jens Rainer Ahrens, könne sich auf Sicht zwar vorstellen, ein Fahrgeld einzuführen, wolle aber in diesem Jahr an dem kostenlosen Service für Heidebesucher nicht rühren. Ahrens: "Wir sehen den Heide-Shuttle als eine Infrastrukturmaßnahme in die Förderung des Tourismus. Andererseits dürfte es auch kein allzu großes Problem darstellen, die Busse mit Fahrkartenautomaten aufzurüsten."
Die Busfahrer auf den Ringlinien haben allerdings schon abgelehnt, neben all dem anderen Service, den sie ihren Fahrgästen bislang bieten, wie zum Beispiel das Verstauen der Fahrräder im Anhänger, auch noch Fahrscheine zu verkaufen. Beiden Fachausschüssen in Harburg und Soltau-Fallingbostel liegt jetzt eine studentische Arbeit zum Heide-Shuttle vor. Rund 1000 Fahrgäste wurden zu dem Transportangebot durch die Heide befragt. In der Auswertung der Antworten kommen die Interviewer, die im Auftrag der beiden Kreise arbeiteten, zu dem Resultat: "Wenn es im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten der Landkreise sowie der beteiligten Gemeinden liegt, sollte das kostenlose Angebot beibehalten werden. Durch weitere Werbung mit Betonung auf den Umweltschutzaspekt und durch Verbindung mit weiteren (kostenpflichtigen) Angeboten der Region könnten auch auf diese Weise mehr Einnahmen in der Region durch den Shuttle erzielt werden."
Der Ausschuss für Wirtschaft, ÖPNV und Tourismus des Kreises Harburg wird in seiner Sitzung am Dienstag, 25. Januar, im Restaurant Zum Dorfkrug in Neu Wulmstorf über die Studie diskutieren. Der Fachausschuss des Landkreises Soltau-Fallingbostel tagt im Februar.