Bezahlbare Wohnungen, neue Baugrundstücke und die Nähe zur Hansestadt bescheren dem Kreis stetige Zuwachsraten.
Winsen. Er wächst und wächst und wächst. Während das Land Niedersachsen kontinuierlich Einwohner verliert, profiliert sich der Landkreis Harburg weiter als attraktiver Wohnstandort - wuchert mit dem Pfund der reizvollen Natur und lockt Großstadtfamilien mit bezahlbaren Baugrundstücken ins Hamburger Umland. Immer mehr Menschen ziehen in den Landkreis - und das nun schon seit Jahrzehnten. Das belegen die aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamtes.
Demnach stemmt sich Harburg auffällig gegen den Landestrend: Denn während ganz Niedersachsen seit dem Jahr 2005 Einwohner einbüßt (aktuell 0,3 Prozent), gewinnt Harburg hinzu. Im vergangenen Jahr knackte der Kreis sogar erstmals die 245 000er-Marke. Genau genommen leben nun 245 194 Menschen zwischen Neu Wulmstorf und Winsen - 1224 Menschen mehr als noch 2008. Stichtag der Erhebung ist der 30. Juni 2009.
Zwar stieg die Einwohnerzahl nicht so sprunghaft an wie in den Vorjahren - immerhin hatte der Landkreis bis zum Jahr 2008 eine Wachstumsrate von einem Prozent, kamen per anno rund 3000 Menschen neu hinzu. Aber noch immer ist der Gewinn zählbar. Und noch immer liegt der Landkreis damit weit über dem Landesdurchschnitt. Im ehemaligen Regierungsbezirk Lüneburg konnten nur die Landkreise Stade und Celle ähnliche Zuwachsraten verbuchen.
Dabei profitiert der Landkreis Harburg vor allem durch Zuzüge. Während die Sterbefälle die Zahl der Neugeborenen immer noch übersteigt, zieht die Zahl der Einwohner insbesondere durch Zugezogene an. Mehr Menschen werden im Landkreis sesshaft, als dass Harburger ihren Heimatlandkreis in andere Teile Deutschlands verlassen. Ein Grund ist die Sogwirkung der gedeihenden Metropole Hamburg. Wer dort einen Job findet, findet eine bezahlbare Wohnung im Landkreis Harburg. Ein Indiz dafür liefern die etwa 50 000 Pendler, die täglich zur Arbeit nach Hamburg fahren, um abends wieder zurückzukehren. Nicht umsonst ist der Landkreis der einkommensstärkste im Land Niedersachsen, denn die Einkommenssteuern zahlen die Pendler hier. Das erklärt auch die immense Kaufkraft, die im Jahr 2009 zwischen 1,2 und 1,4 Milliarden Euro liegt.
Doch was macht den Landkreis so attraktiv? Warum ziehen Menschen hierher? Kreissprecher Georg Krümpelmann: "Hier ist die Welt noch in Ordnung. Die Schullandschaft ist exzellent und auch die Infrastruktur könnte kaum besser sein." Ideale Anbindungen für Autofahrer und das erweiterte HVV-Gebiet liefern wichtige Argumente für Menschen, die sich ein Eigenheim im Grünen zulegen wollen." Das seien zum einen junge Familien, aber auch gesetzte Paare, die es aus der Großstadt aufs Land zieht. Deshalb würden die Kommunen auch weiter Baugebiete ausweisen, "denn", so Krümpelmann, "so viel Bauland kann Hamburg gar nicht bieten. Und auch den Wohnungsbedarf kann Hamburg allein nicht decken. Insofern profitieren wir enorm von der Nähe zur Hansestadt, die bis vor kurzem nicht umsonst mit dem Slogan 'Wachsende Stadt' warb."
Ausblickend sei für Harburg darum auch entscheidend, wie sich die Hansestadt entwickelt und wie man der veränderten Bevölkerungszusammensetzung (mehr ältere Menschen) begegne. "Aber die Prognosen sind gut", sagt Krümpelmann. Der Landkreis werde weiter wachsen. "Nicht mehr so stark wie in den 70er-Jahren, in denen wir in einem Jahrzehnt 40 000 Einwohner gewannen, aber stetig."
Übrigens: Besonders stark ist im vergangenen Jahr die Kreisstadt gediehen. Winsen gewann binnen eines Jahres 340 Einwohner hinzu. Buchholz verbuchte im gleichen Zeitraum 185 Neubürger, die Einheitsgemeinde Seevetal sogar 292. Auch Stelle (65), Rosengarten (45), Neu Wulmstorf (60) sowie die Samtgemeinden Jesteburg (185), Salzhausen (95) und Elbmarsch (37) stehen auf der Sonnenseite der Einwohnerstatistik. Lediglich Hanstedt (-39), Hollenstedt (-24) und Tostedt (-15) machten in Bezug auf ihre Einwohner Miese. Unterm Strich bleibt für den gesamten Landkreis eine Wachstumsrate von 0,5 Prozent.