Hamburg. Das Universitätsklinikum Eppendorf ist Deutschlands familienfreundlichstes Großunternehmen. Dafür gibt es allerhand Gründe.

Das Universitätsklinikum Eppendorf ist zum familienfreundlichsten Großunternehmen Deutschlands gekürt worden. Die Auszeichnung in dem Wettbewerb „Erfolgsfaktor Familie 2016“ , die mit 5000 Euro dotiert ist, erhielt das Klinikum von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) auf dem „Wirtschaftstag Familie“ in Berlin. In dem Wettbewerb konnten Unternehmen ihre neuen Konzepte für eine familienfreundliche Unternehmenskultur vorstellen. „Mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zeichnen wir ein vorbildliches Unternehmen der Gesundheitsbranche aus, das zeigt, dass Vereinbarkeit von Familie und Beruf möglich ist“, sagte die Familienministerin.

Eine Jury, die aus Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und der Politik bestand, hatte das UKE unter 13 Bewerbern, darunter auch ein weiteres Klinikum, ausgewählt. Sie würdigte mit der Auszeichnung verschiedene familienfreundliche Maßnahmen des Krankenhauses. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass in einem Krankenhaus rund um die Uhr Mitarbeiter im Dienst sind, um die Versorgung der Patienten sicherzustellen. Das geht in vielen Bereichen nur im Schichtbetrieb.

Joachim Prölß, Direktor für Patienten- und Pflegemanagement am UKE
Joachim Prölß, Direktor für Patienten- und Pflegemanagement am UKE © UKE | UKE

Das UKE bietet für seine Beschäftigten 250 unterschiedliche Arbeitszeitmodelle an, die an verschiedene Lebensphasen und besondere Situationen angepasst werden können. Als Beispiel nennt Joachim Prölß, Direktor für Patienten- und Pflegemanagement an dem Klinikum und Mitglied des UKE-Vorstands, eine alleinerziehende Mutter, die erst ab 7.30 Uhr arbeiten kann, weil sie vorher ihr Kind nicht zur Tagesmutter bringen kann. „Dann geht es darum, wie man dieser Mitarbeiterin Arbeitszeiten anbieten kann, die erst von 7.30 Uhr an beginnen. Uns geht es darum, dass die Führungskräfte sich mit den individuellen Wünschen und Rahmenbedingungen der Mitarbeiter auseinandersetzen“, sagt Prölß.

Die flexiblen Arbeitszeitmodelle gelten für alle Berufsgruppen, auch für Ärzte. Auf den Intensivstationen wird in einem Modellprojekt ein besonderes Arbeitszeitmodell erprobt: Die Pflegekräfte werden in einem Pool zusammengefasst und erhalten einen hoch flexiblen Dienstplan. Dafür müssen sie dann bereit sein, an wechselnden Orten auf einer der zwölf Intensivstationen zu arbeiten.

Die eigene Kita hat 135 Plätze

Flexibel auf die Bedürfnisse eines Klinikums eingestellt ist auch die Kindertagesstätte am UKE, die mit 135 Plätzen immer voll ausgelastet ist. Hier können die Kinder vom Säuglings- bis ins Grundschulalter von 5.30 Uhr an bis in die Abendstunden betreut werden. Außerdem können Eltern von Drei- bis Zehnjährigen an einem Wochenende pro Monat eine Wochenendbetreuung in Anspruch nehmen. Für Sechs- bis Zwölfjährige gibt es kostenlose Betreuungsangebote in den Frühjahrs-, Sommer- und Herbstferien. 13- bis 15-Jährige erhalten Zuschüsse zu Jugendreisen in den Sommerferien. „Seit März bieten wir Eltern für Kinder, die betreut werden, auch einen Zuschuss bis zu 75 Euro pro Monat an“, sagt Prölß. Bis jetzt liegen bereits 700 Anträge der insgesamt 10.000 UKE-Mitarbeiter vor.

Auch die Weiterbildungsangebote an der UKE-Akademie für Bildung und Karriere können zeitlich variiert werden. „Eine Weiterbildung zur Intensivpflegekraft, die zwei Jahre dauert, kann auch in Teilzeit in vier Jahren absolviert werden. Solche Möglichkeiten haben auch Mitarbeiter, die Weiter­bildungen für Führungskräfte machen wollen. Möglich ist auch, dass sich Mitarbeiter eine Führungsposition teilen. So haben wir jetzt auch auf einer Intensivstation zwei Führungskräfte, die sich die Leitung der Station teilen“, sagt Prölß.

Familienfreundliche Maßnahmen verfolgt das UKE bereits seit Jahren, seit vier Jahren strukturiert in einem speziellen Programm.

Der Wettbewerb

 

Der Wettbewerb „Erfolgsfaktor Familie 2016“ zeichnet inno­vative, familienfreund­liche Unternehmenskonzepte aus. Beworben haben sich mehr als 400 Unternehmen.

 

Der Preis wird in sechs Kategorien vergeben: Gesamt­sieger für große Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern, für mittlere mit bis zu 1000 Mitarbeitern und für kleine mit bis zu 100 Mitarbeitern. Zudem werden drei Sonderpreise für „Väterfreundliche Personalpolitik“, „Kooperation von Unternehmen mit Partnern vor Ort“ und „Innovation: Vereinbarkeit in der digitalen Arbeitswelt“ vergeben.

 

Dotiert sind die Preise der Gesamtsieger mit 5000 Euro, die Sonderpreise mit 2000 Euro.

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Die Auszeichnung als familienfreundlichstes Großunternehmen Deutschlands empfindet Prölß als große Ehre „für uns alle, die wir uns für die Vereinbarkeit von Beruf, Freizeit und Familie starkmachen. Der Preis hat aus unserer Sicht ein hohes Ansehen.“

Für die Bewerbung musste das UKE einen ausführlichen Bericht über die einzelnen Maßnahmen vorlegen. Außerdem reiste die Jury an, begutachtete die familienfreundlichen Maßnahmen vor Ort und befragte Mitarbeiter und Führungskräfte.