Hamburg. Hamburger Kaufmann Adolph Woermann war in Kolonialverbrechen verstrickt. Statt seiner werden nun Persönlichkeiten aus Namibia gewürdigt.
Nach langjährigen Forderungen werden zwei kolonial belastete Straßen im Hamburger Stadtteil Ohlsdorf umbenannt. Der Woermannsweg werde in Louisa-Kamana-Weg umbenannt und der Woermannstieg in Cornelius-Fredericks-Stieg, teilte die Kulturbehörde mit. Damit folgten Bezirk und Senat einer langjährigen Forderung aus der Zivilgesellschaft und von den Organisationen der Nachkommen der Kolonisierten, die nach Adolph Woermann (1847–1911) benannten Straßen umzubenennen. Statt des Hamburger Kaufmannes, der in Kolonialverbrechen verstrickt war, werden die Straßen künftig Persönlichkeiten würdigen, die in Namibia Opfer der Kolonialherrschaft wurden oder Widerstand gegen das koloniale Unrecht leisteten.
Statt Woermannstieg: Neuer Straßenname ehrt Widerstandskämpfer
So werde künftig an Cornelius Fredericks (1864–1907) erinnert, der zu den großen Persönlichkeiten des Widerstands gegen die deutsche Kolonialherrschaft in Namibia gehörte. Mit dem Louisa-Kamana-Weg erinnert die Stadt künftig an Louisa Kamana (ca. 1878–1903). Sie war die Tochter des OvaHerero-Chiefs Kamana und Schwiegertochter des Chiefs Zeraua. Bei einer Reise mit ihrem Ehemann nahmen sie den deutschen Händler Dietrich in ihrem Ochsenkarren mit. Dieser versuchte Kamana bei der nächtlichen Rast zu vergewaltigen. Als sie sich wehrte, erschoss Dietrich sie und das Baby. Dieses Verbrechen wurde vor Gericht verhandelt, der Täter ging straffrei aus. Erst als die OvaHerero laut protestierten, wurde das Urteil revidiert.
„Eine Straße nach Louisa Kamana in Hamburg zu benennen, ist ein starkes Statement – nicht zuletzt angesichts der zentralen Rolle, die die Stadt und insbesondere Adolph Woermann bei der Ermöglichung und dem Nutzen des Völkermords gespielt haben“, sagt Dr. Kavemuii Murangi, Präsident und Mitbegründer des OvaHerero/Mbanderu and Nama Genocides Institute ONGI mit Sitz in den USA anlässlich der Umbenennung.
Umbenennung als „starkes Statement“: Louisa-Kamana-Weg statt Woermannsweg
Anlässlich der Umbenennungen waren Cornelius Frederick, Nachfahre von Cornelius Fredericks und Johannes Maboss Ortmann in Hamburg zu Gast. Kultursenator Carsten Brosda (SPD) begrüßte die namibischen Gäste und den Arbeitskreis Hamburg Postkolonial im Rathaus. Die neuen Straßenschilder sollen zu einem späteren Zeitpunkt aufgehängt werden.
„Die Umbenennungen in Hamburg-Nord leisten einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung unserer kolonialen Vergangenheit“, so Brosda. „Endlich ehren wir hier nicht mehr einen Menschen, der an kolonialen Verbrechen beteiligt war und maßgeblich vom Kolonialismus profitierte. Stattdessen würden wir künftig an zwei Personen erinnern, die unter den deutschen Verbrechen in Namibia zu leiden hatten und stellvertretend für die unzähligen Opfer der Kolonialverbrechen stehen.“ Die Umbenennungen sollten auch Mahnung sein, dass Hamburgs koloniale Vergangenheit weiter aufgearbeitet werden muss.
- Hamburger Tansania-Park mit rassistischen Darstellungen gesperrt – neue Pläne
- Bernhard Nocht – ein Rassist? Institut erwägt Namensänderung
- Universität Hamburg: Neue App nimmt Hamburgs Kolonialgeschichte ins Visier
„Seit über 70 Jahren ist der Kolonialverbrecher Adolph Woermann mit zwei Straßennamen in Hamburg geehrt worden. Die Umbenennungen sind ein wichtiger Schritt zur Dekolonisierung unseres öffentlichen Raums. Die neuen Namen werden ein Opfer der Kolonialherrschaft und eine Persönlichkeit im antikolonialen Widerstand würdigen“, so Millicent Adjei vom Arbeitskreis Hamburg Postkolonial. Hierfür habe sich das Bündnis in jahrelanger Arbeit eingesetzt.