Hamburg. Stadtvögel vermehren sich in Barmbek-Nord. Bezirk und Wissenschaftler leiteten daraufhin Pilotprojekt in die Wege – mit keinem guten Start.

Auf den ersten Blick lässt der blaue Seecontainer nahe dem Bahnhof Barmbek nicht erahnen, dass in ihm ein Loft verborgen ist. Er steht frei auf einer Wiese und ist von einem mannshohen Gitterzaun umgeben. Der Stahlkasten wirkt also eher wie ein Trafohäuschen. Doch es ist eine Art Luxusunterkunft – und zwar für Tauben.

Das wissenschaftlich begleitete Pilotprojekt hatte keinen guten Start. Im September 2023 war der Container erstmals auf dem Dach des VBG-Gebäudes an der Massaquoipassage aufgestellt worden. Doch ein Wasserschaden machte dem Projektteam einen Strich durch die Rechnung. Hinter dem Taubenloft stehen der Bezirk Hamburg-Nord und das Hamburger Schwanenwesen. Wissenschaftlich betreut und untersucht wird der moderne Taubenschlag von der Tierärztlichen Fachhochschule in Hannover.

Hamburg-Barmbek: „Loft“ soll am Bahnhof endlich das Tauben-Problem lösen

Wegen des Schadens waren die Initiatoren dazu gezwungen, mit dem Container umzuziehen. Auf einer Grünfläche an der Kreuzung Rübenkamp/Hufnerstraße fanden sie einen neuen Standort. Und jetzt, ein Jahr später, ist das Loft endlich für alle Stadttauben geöffnet worden.

Taubenloft am Bahnhof Hamburg-Barmbek von Innen. Es bietet 75 Sitzbrettchen und 100 Nistboxen.
Nahe dem Bahnhof Hamburg-Barmbek hat nun ein moderner Taubenschlag geöffnet. Im Inneren haben die Tauben verschiedene Rückzugsorte, wo sie in Ruhe nisten und fressen können. © Bezirksamt Hamburg-NorD | Bezirksamt Hamburg-Nord

In letzter Zeit hat sich am Bahnhof Barmbek eine große Taubenpopulation gebildet. Im vergangenen Jahr war die Rede von rund 100 Vögeln, die dort lebten, brüteten und Futter suchten. Fressen fanden sie oft in Mülleimern oder am Straßenrand. Viele Tiere wurden krank, hinterließen Schmutz und machten sich dadurch bei ihren menschlichen Nachbarn unbeliebt.

Tauben in Barmbek-Nord sollen nun artgerecht leben – mehrere Probleme auf einmal gelöst?

Der neue Taubenschlag soll gleich mehrere Probleme beseitigen. Einerseits soll die Population durch den Container „wahrnehmbar verringert“ werden, erklärte der Sprecher des Bezirksamts Nord Alexander Fricke. Die Betreuer haben nun die Möglichkeit, Eier aus dem Loft zu entnehmen und durch Attrappen auszutauschen. Dadurch werde die Population nachhaltig und sanft reguliert – „zum Wohl der Tiere und zur Zufriedenheit der Nachbarschaft“. Außerdem werden die Vögel durch das neue artgerechte Umfeld weitgehend von menschlichen Hinterlassenschaften wie gefährlichen Essensresten und Müll ferngehalten.

Im Inneren des Containers haben die Tauben 75 Sitzbrettchen zur Verfügung und sie können sich in einer der 100 Nistboxen zurückziehen. Sie müssen sich also nicht mehr im Bahnhofsbereich ihre Unterschlüpfe suchen.

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Zwei Jahre soll das Pilotprojekt nun laufen. Die Forscher erhoffen sich wichtige Erkenntnisse, dafür brachten sie Kameras, Sensoren und ein bestimmtes Zählsystem an dem Taubenloft an. Bei Erfolg, erklärte Fricke dem Abendblatt, könnten in Zukunft auch an anderen Orten solche Taubenschläge aufgestellt werden.

Grünen-Sprecherin Simone Dornia freut sich über Taubenloft
Die Barmbeker Grünen-Sprecherin Simone Dornia freut sich, dass das Taubenloft-Projekt endlich richtig losgeht.  © Grüne Fraktion Nord | CHRISTOPH REIFFERT

Zunächst wurden in dem umgebauten blauen Container Zuchttauben einquartiert. Man wollte sehen, wie die Tiere in dieser Vorrichtung zurechtkommen. Sie sollen sich dort einrichten und später ihre freifliegenden Artgenossen in das Luft locken. Seit Ende Oktober flattern die ersten Stadttauben ein und aus. Und das kommt im Bezirk gut an.

Hamburg-Barmbek: Damit das Tauben-Projekt gelingt, müssen die Nachbarn mithelfen

Ilka Bodmann, Naturschutz-Sprecherin beim NABU Hamburg, sagte dem Abendblatt: „Wir begrüßen das Projekt. Im Grunde ist es jetzt ein artgerechtes Taubenmanagement.“ Auch die Barmbeker Grünen-Sprecherin Simone Dornia teilte mit: „Ich freue mich sehr, dass es nun endlich richtig losgeht. Die Eröffnung des ersten betreuten Taubenschlages in Hamburg-Nord wurde seit Langem akribisch vorbereitet. Dabei hatte das Bezirksamt mit vielen widrigen Umständen zu kämpfen. Umso schöner, dass nun schon so viele Tauben hier ein- und ausfliegen!“

Damit das Projekt auch gut anläuft, sind die Initiatoren aber auch auf die Hilfe der Barmbekerinnen und Barmbeker angewiesen. In einer Mitteilung des Bezirks heißt es:

  • Bitte füttern Sie die Tauben nicht. Dies veranlasst die Tiere nur, sich weiter im öffentlichen Raum auszubreiten
  • Vertreiben Sie zudem Tauben mit schonenden Maßnahmen von Ihrem Balkon
  • Verhindern Sie, dass Tauben auf Ihrem Balkon nisten. Eier sollten Sie umgehend entfernen