Hamburg. Für entspannte Geburten hat die Asklepios Klinik Nord Wohlfühlatmosphäre geschaffen. Auch die Kreuzfahrt lieferte Inspirationen.
Mehr als zehn Jahre ist es her, dass die Kreißsäle und die Geburtsstation der Asklepios Klinik Nord-Heidberg zum letzten Mal umgestaltet wurden. Doch trotz sogenannter Räkelbetten und großer Badewanne galten die in Rot, Gelb und Braun gehaltenen Räumlichkeiten zuletzt als nicht mehr zeitgemäß. Nun wurde die Abteilung auf dem Gelände an der Tangstedter Landstraße in Langenhorn von Grund auf modernisiert. Entstanden sei der „modernste Kreißsaal Hamburgs“, wie das Unternehmen am Freitag stolz mitteilte.
Auf den ersten Blick wirken die fünf Kreißsäle nun eher wie ein Wohnzimmer. Der Sandton der Wände harmoniert mit dem Schilfgrün von Vorhängen und Sofa, dem Grau-Grün des Fußbodens und dem hellen Holz der Schränke. Hier lagert alles, was für eine medizinische Versorgung der werdenden Mütter und ihrer Babys notwendig sein könnte. In die Decke sind Spots eingelassen, die behaglich-schummriges Licht schaffen können, aber im Notfall auch eine OP-Beleuchtung.
Krankenhaus Hamburg: Asklepios Klinik Nord legt Fokus nun auf Geburtshilfe
„Unser Fokus liegt hier künftig auf der Geburtshilfe“, sagt Dr. Kornelia Gbur, Chefärztin der Geburtshilfe und Perinatalmedizin. Alles, was für die Geburtsmedizin benötigt wird, sei in den Hintergrund gerückt – zumindest optisch. „Bei Bedarf ist alles binnen Sekunden verfügbar. Auch für einen Notkaiserschnitt.“
Die neuen Kreißsäle wurden am Freitag im Beisein von Hamburgs Gesundheitssenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) offiziell eröffnet. In Betrieb sind sie schon seit Mitte vergangener Woche – knapp 70 Heidberg-Babys erblickten hier bereits das Licht der Welt. Zwei Monate hat der Umbau gedauert. Während dieser Zeit wurde die Geburtsstation in einen Modulbau in unmittelbarer Nähe ausgelagert.
Asklepios Klinik in Langenhorn: Geburten nun in gemütlichen Kreißsälen
Für Dr. Kornelia Gbur war an diesem Freitag nun der erste Arbeitstag nach ihrem Urlaub – und dieser war durchaus außergewöhnlich. Nicht nur wegen der umgestalteten Station („Es ist hier so hell geworden, das macht gleich gute Stimmung“), sondern auch, weil sich eine junge Mutter entschieden hatte, ihr erstes Kind in Beckenendlage zu bekommen („Das trauen sich viele Mütter nicht zu.“). Zudem hatte auch der Vater an dem Tag Geburtstag, an dem sein Sohn zur Welt kam. „Und das alles auch noch an einem Freitag, dem 13.“, so Gbur.
Die junge Mutter habe die Farben des Kreißsaals als „skandinavisch“ bezeichnet, sagt sie. Und tatsächlich kommt einem schon beim Betreten das Wort „hyyge“ in den Sinn – der dänische Begriff für Gemütlichkeit. Verantwortlich für die gesamte Umgestaltung sind Projektleiterin Kristin Polzin, die eigens dafür an die Asklepios Klinik Nord geholt wurde, und Sönke Behn, der auf der Geburtsstation den Pflegebereich verantwortet.
Asklepios Klinik holt auf Schiffsausbau spezialisierte Innenarchitekten
Dass dort jetzt Naturfarben vorherrschen, hat mit Polzins früherem Job in der Kreuzfahrtbranche zu tun. Mit der geplanten Umgestaltung beauftragte die Asklepios-Mitarbeiterin Kristin Polzin die auf Schiffsausbau spezialisierten Innenarchitekten des Hamburger Büros Cubik 3. „Mich haben die Farben und Materialien inspiriert, die sie auf der MS ‚Europa‘ verwendet haben“, so Polzin. „Naturtöne passen gut zu Entstehung und Geburt.“
Einzig die Badewanne ist ein großer roter Farbtupfer. „So fallen die Körperflüssigkeiten, die während der Geburt austreten, weniger auf. Sie erschrecken die werdenden Eltern manchmal“, sagt Hebamme Nadine Wengler-Rust, die mit einer Kollegin das 25-köpfige Hebammen-Team der Klinik leitet.
Krankenhaus Hamburg: Kreißsäle der Asklepios Klinik haben nun Lärmschutztüren
Zur Entspannung trage auch bei, dass es durch den Umbau sehr viel ruhiger auf der Station geworden sei. So sei unter anderem das Dienstzimmer verlegt worden, das früher am Ende des Flures war. „Jetzt müssen wir nicht mehr an allen Kreißsälen vorbeilaufen. Außerdem hat jeder Raum eine Lärmschutztür bekommen“, so Wengler-Rust. Die ruhige Atmosphäre diene aber nicht ausschließlich dem Wohlbefinden der Eltern und Babys. „Gebärende, die entspannt sind, schütten deutlich mehr Oxytocin aus – und dieses Hormon ist wichtig für stabile Wehen.“
Schon vorher hätten werdende Mütter am Standort in Langenhorn die Kombination aus Geburtshilfe, Neonatologie und der großen Kinderklinik geschätzt, betont der geschäftsführende Direktor Thomas Hoffmann. „Wenn zu medizinischer und pflegerischer Kompetenz dann noch der Aspekt kommt, dass wir hier sehr schöne Räume haben, werden sich sicher noch mehr Eltern entscheiden, hier ihr Baby zu bekommen.“
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Vor allem die Mütter, die wegen der wohnlichen Umgebung eine Hausgeburt planten, wolle man ansprechen. Ihnen könne man jetzt Wohnzimmeratmosphäre bieten – aber verbunden mit der größtmöglichen Sicherheit.