Hamburg. Seit Ende Mai ist der Junge in der Hamburger Klinik und kämpft um sein Leben. Warum er sich besonders auf „Kicken mit Herz“ freut.
Emil und Käthe sind Tag und Nacht zusammen. Käthe ist die ständige Begleiterin des 14-Jährigen. Eine Begleiterin, die permanent rhythmisch vor sich hin tickt und dafür sorgt, dass das Herz von Emil wie ein gesundes Herz schlägt. Emil und seine Familie haben das maschinelle Herzunterstützungssystem auf den Namen Käthe getauft. Das Pumpsystem hilft seinem Herz beim Schlagen, wodurch sich auch die anderen angeschlagenen Organe bereits erholen konnten.
Seit Ende Mai ist Emil im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) – und wartet auf ein neues Herz. Jederzeit könnte es so weit sein. Seine Mutter lebt im sogenannten Familienbaumhaus, das an die Klinik angebunden ist. So kann sie immer an der Seite ihres Sohnes sein.
Emil kam im UKE mit Herzfehler zur Welt – erste OP am vierten Lebenstag
Schon vor Emils Geburt, im sechsten Schwangerschaftsmonat, wusste seine Mutter, dass ihr Sohn mit einem Herzfehler geboren werden wird. Für die Entbindung kam Birgit Habeck, die auf Rügen lebt, damals deswegen ins UKE nach Hamburg – damit Emil dort direkt behandelt werden kann. Schon an seinem vierten Lebenstag wurde der Junge wegen seines hypoplastischen Linksherzsyndroms operiert. Eine zweite OP folgte am achten Tag.
Während seine Mutter über die Geburt spricht, ist es Emil wichtig zu erwähnen: Geboren wurde er 100 Jahre, nachdem sein Lieblings-Fußballverein Borussia Dortmund (BVB) gegründet wurde. Darauf ist er stolz. Im Mai ging für den Jungen nun ein Traum in Erfüllung, als er bei einem BVB-Spiel ein Einlaufkind sein durfte. Begeistert zeigt er ein Video von sich auf dem Spielfeld, dem „heiligen Rasen des BVB“, wie Emil es nennt.
Mutter von krankem Emil hatte Angst, dass er ihr „unter der Hand wegstirbt“
Wenn er über das besondere Erlebnis im Mai spricht, strahlt der 14-Jährige vor Freude. Obwohl es ihm an dem Tag gesundheitlich sehr schlecht ging. Birgit Habeck musste damals spontan einen Rollstuhl kaufen, damit sie mit ihrem kranken Sohn überhaupt ins Stadion fahren konnte. „Er war irgendwann so an seiner körperlichen Grenze, dass ich gesagt habe: Er stirbt mir unter der Hand weg“, erinnert sie sich. Habeck war danach klar, dass es so nicht mehr weitergehen konnte.
Emil und seine Familie standen vor einer Entscheidung: Entweder er begibt sich in palliative Behandlung, die nur auf die Linderung der Symptome abzielt, aber nicht die Krankheit bekämpft, oder er bekommt ein maschinelles Herzunterstützungssystem. „Ich gehe beide Wege mit dir“, versicherte Birgit Habeck ihrem Sohn damals. Für Emil war sofort klar: „Ich möchte leben!“
UKE: Emil braucht ein neues Herz und hofft seit Juni auf ein Spenderorgan
Danach sei alles recht schnell gegangen, sagt Habeck. Ende Mai wurde der 14-Jährige ins UKE eingeliefert. Rund zwei Wochen später bekam er „Käthe“, ein maschinelles Herzunterstützungssystem der Marke Berlin Heart. Das Pumpsystem rettete dem Teenager das Leben.
Emils Gesundheitszustand hat sich durch die Pumpe zwar stabilisiert – eine endgültige Lösung soll Käthe aber nicht sein, erklärt seine Mutter. Seit Anfang Juni wartet der 14-Jährige nun auf die nächsten Behandlungsschritte - ein neues Herz in Form einer Organspende ist auch eine Option. „Jetzt heißt es: sich gedulden und warten“, sagt Birgit Habeck. Dafür, dass sie während Emils Behandlung im UKE im Familienbaumhaus leben kann, ist sie dankbar.
Familienbaumhaus am UKE „Ruhepol“ für Familie von herzkranken Kindern
Bei vergangenen Krankenhausaufenthalten hat sie oft mit Emil auf der Intensivstation geschlafen, um bei ihm zu sein. Um sie herum waren dort ständig piepende und surrende Geräte. Im Gegensatz dazu ist das Familienbaumhaus ein „Ruhepol“ für sie. „Mir geht es nie schlecht hier, weil ich weiß, dass für alles gesorgt ist“, sagt Habeck.
Die Unterkunft wurde 2016 auf einen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg gebaut und bekam ihren Namen durch die erhöhte Position und die dichten Baumkronen drumherum. Das sogenannte Familienbaumhaus befindet sich auf dem Gelände des UKE, wird aber vollständig über Spenden finanziert. Auch das jährlich ausgetragene Benefiz-Fußballspiel „Kicken mit Herz“ vom Förderverein Universitäres Herzzentrum Hamburg und dem gemeinnützigen Fußballverein Placebo Kickers Hamburg unterstützt das Projekt.
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Benefiz-Fußballspiel „Kicken mit Herz“ sammelt Spenden für herzkranke Kinder
Die nächste „Kicken mit Herz“-Veranstaltung, bei der Prominente gegen ein Ärzteteam antreten, ist am 8. September. „Ich freue mich total auf das Spiel“, sagt Emil, der an dem Tag ebenfalls auf dem Fußballplatz stehen wird. Mit Käthe an seiner Seite. Er ist nicht nur Einlaufkind, sondern darf auch den Anstoß bei „Kicken mit Herz“ übernehmen.
Wer es zeitlich nicht schafft, das Fußballspiel zu besuchen, kann über die Website von „Kicken mit Herz“ Spendentickets kaufen. Die Einnahmen kommen Kindern wie Emil und ihren Familien zugute.
Für das Benefiz-Spiel hat „Kicken mit Herz“ viele prominente Spielerinnen und Spieler angeworben, darunter Schauspieler Bjarne Mädel, Koch Tim Mälzer und Podcaster Olli Schulz. Sie treten als Hamburg Allstars gegen die Placebo Kickers an – das Ärzteteam. Und wen wird Emil bei dem Fußballspiel anfeuern? „Ich bin für die Ärzte“, sagt der 14-Jährige und grinst. „Na klar.“
Kinder, die wie Emil Einlaufkind bei Kicken mit Herz sein wollen, können sich bei den Veranstaltern unter info@kickenmitherz.de melden.