Hamburg. Radbesitzer aus Hamburg schildert Fall. In einigen Stadtteilen werden derzeit mehr Fahrräder gestohlen. Wie sich Radfahrende schützen können.

Wäre Wolfgang J. nicht gut versichert, dann müsste er jetzt tief in die Tasche greifen. Denn am 26. Juli wurde ihm vor seiner Haustür der Akku seines E-Bikes gestohlen. „Der Akku ist rausgeflext worden“, sagt der Hamburger. Wolfgang J. wohnt in einer Reihenhausanlage in einer kleinen Sackgasse in Groß Borstel. „Keiner der Nachbarn hat etwas mitgekriegt“, sagt er. „Dabei leben hier viele Rentner, die meistens zu Hause sind.“

In keinem anderen Bundesland sind im vergangenen Jahr so viele Menschen aufs Fahrrad umgestiegen wie in Hamburg. Und auch Wolfgang J. fährt regelmäßig zum Rückentraining in die Innenstadt. Sein drei Jahre altes E-Bike hat er immer mit einem stabilen Schloss vor dem Haus angekettet. Wie seine Nachbarn hat auch er die Tat, die tagsüber geschah, nicht bemerkt. Und als wäre der Diebstahl noch nicht ärgerlich genug, hat der Täter auch noch die Reifen durchstochen.

Polizei Hamburg: Einsatz einer Flex bei Fahrraddiebstahl „bekanntes Phänomen“

Bei der Hamburger Polizei kennt man den Einsatz des Tatwerkzeugs: „Der Einsatz einer Flex beim Fahrraddiebstahl, zum Beispiel, um das Sicherheitsschloss aufzutrennen, ist ein bekanntes Phänomen“, sagt Polizeisprecher Thilo Marxsen. „Auch der Diebstahl von Akkus bei E-Bikes kommt aus der Erinnerung der zuständigen Landeskriminalämter in den Regionen (LKA 1) wiederholt vor.“ Häufiger werde allerdings der Akku vermutlich mit einem mitgeführten Werkzeug der Täter oder Täterinnen aus dem Rahmen gebrochen.

Unbekannte haben die Befestigung des Akkus weggeflext
Unbekannte Täter haben die Befestigung des E-Bike-Akkus weggeflext. Die Tat geschah in einer Reihenhausanlage im Hamburger Stadtteil Groß Borstel. © privat | Privat

„Es sind auch Fälle bekannt, in denen mittels einer Flex der Akku demontiert wurde. Dabei handelt es sich aber derzeit eher um Einzelfälle. Örtliche Schwerpunkte dafür liegen nach Erkenntnissen der Landeskriminalämter nicht vor“, so Marxsen. Diebstähle von einzelnen Bauteilen an Fahrrädern, wie zum Beispiel einem Akku oder einem Rad, würden nicht separat erfasst, auch nicht, ob es sich um ein E-Bike oder ein konventionelles Fahrrad handelt.

2022 wurden in Hamburg 14.735 Fahrräder gestohlen, 2023 waren es mit 13.519 erstmals seit Jahren weniger als 14.000 Fahrraddiebstähle. Dieser Trend setzt sich 2024 fort.

In diesen Hamburger Stadtteilen werden derzeit mehr Fahrräder gestohlen

Die Zahl der Raddiebstähle ist laut Marxsen im ersten Halbjahr 2024 in Hamburg weiter leicht rückläufig. Allerdings nicht überall: „In einzelnen Stadtteilen in den Hamburger Bezirken sind allerdings leichte Erhöhungen feststellbar. Dazu zählen neben Groß Borstel auch Hoheluft-Ost, Dulsberg, Bahrenfeld, Veddel, Horn und Wilhelmsburg.“

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Darüber, warum nicht gleich das ganze Rad, das etwa 4000 Euro gekostet hat, gestohlen wurde, hat Wolfgang J. folgende Theorie: „Ich habe gelernt, dass es mehr bringt, gestohlene Akkus über eBay zu verkaufen, als gestohlene E-Bikes beim Hehler in Billstedt abzugeben. Es ist offenbar ein schönes Geschäftsmodell, und man braucht keinen großen LKW, um einen Akku zu transportieren.“ Der neue Akku für sein E-Bike kostet mehrere Hundert Euro. Aber glücklicherweise übernimmt das in seinem Fall die Versicherung.

Polizei Hamburg gibt Tipps: So beugt man Fahrraddiebstählen vor

Die Polizei rät generell, Fahrräder vor Diebstahl gut zu sichern, um es Dieben schwerer zu machen. Das sind die Tipps:

  • Anschließen: Nur sehr gute Bügelschlösser, wie zum Beispiel ein Zweiradschloss der Klasse A+, verwenden. Als Grundsatz gilt: Der Preis des Schlosses sollte zehn Prozent des Fahrradwertes entsprechen. Das Fahrrad mit dem Rahmen immer an einen festen Gegenstand anschließen, beispielsweise an einen Metallbügel.
  • Codierung: Rad codieren lassen, damit es für Diebe, die das Fahrrad selbst nutzen oder im Internet verkaufen wollen, uninteressant wird.
  • Notieren/Fotografieren: Sofort nach dem Kauf die Rahmennummer und alle weiteren Daten in einem Fahrradpass notieren, Fahrrad fotografieren. Rad eventuell in einem der vielen Onlineportale registrieren lassen. Kaufbeleg oder Kaufvertrag als Eigentumsnachweis aufbewahren.
  • App speichern: Fahrrad-Pass in einer App auf dem Smartphone ausfüllen und speichern.