Hamburg. Initiative fühlt sich verschaukelt und kritisiert Senat: Entgegen aller Beteuerungen seien Flugzeuge nachts und Ultrakurzstrecke geflogen.
Ausgerechnet während der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland, zuvor von der Uefa als „nachhaltigste EM aller Zeiten“ ausgerufen, haben einige Teams unschöne Schlagzeilen produziert: Weil sie Ultra-Kurzstrecke geflogen sind, statt umweltfreundlichere Verkehrsmittel zu nutzen. Ins Gerede kamen etwa die Franzosen, weil sie von Düsseldorf nach Paderborn das Flugzeug genommen haben – also für eine Strecke von gerade mal 170 Kilometern. Die Türken charterten sogar für die nur 150 Kilometer von Hannover nach Hamburg einen Flieger. 27 Minuten dauerte der Flug mit einer Maschine von Turkish Airlines. Mehrmals wurde in der Hansestadt während der EM zudem das Nachtflugverbot ausgehebelt.
Das alles und noch viel mehr nimmt jetzt der Dachverband der Bürgerinitiativen und Vereine für Fluglärm-, Klima- und
Umweltschutz e.V (BIG) zum Anlass für eine scharfe Kritik und eine nach eigenen Angaben „bittere Bilanz“. So habe es in Hamburg mehr als 85 Sonderflüge während der EM und der fünf Spiele in der Stadt gegeben. Hinzu kämen drei Nachtflüge nach dem Viertelfinale am Freitag sowie eine größere Zahl an Privatflügen.
Flughafen Hamburg: 85 EM-Sonderflüge in Hamburg – Fluglärmgegner stinksauer
„Und auch Luftraumsperrungen der Deutschen Flugsicherung während der Spiele im Volksparkstadion, mit Umleitungen auf andere Start- und Landebahnen, haben zu mehr Fluglärm in Hamburg geführt.“, sagte der BIG-Vorsitzende Martin Mosel. Jedenfalls seien der Klima- und der Lärmschutz allen vollmundigen Beteuerungen im Vorfeld zum Trotz auf der Strecke geblieben.
Den von Fluglärm Geplagten im Umfeld des Hamburger Flughafens dürften insbesondere die drei Nachtflüge am Freitag im Gedächtnis geblieben, so Mosel. Das französische und das portugiesische Team seien erst nach 2 Uhr vom Hamburger Flughafen aus gestartet, und bereits zuvor, um 0.30 Uhr, sei eine portugiesische Regierungsmaschine abgehoben. Üblicherweise dürfen Flugzeuge den Hamburger Flughafen nur in der regulären Betriebszeit zwischen 6 und 23 Uhr anfliegen oder verlassen.
Europameisterschaft 2024: Fluglärmgegner kritisieren auch den Hamburger Senat
„Bereits 2023 haben wir frühzeitig auf die zu erwartenden Belastungen durch den Luftverkehr während der Spiele in Hamburg hingewiesen“, so Mosel weiter. „Leider haben die Hamburger Behörden, der Senat und der Flughafen mit fehlender Transparenz und mangelhafter Beteiligung der relevanten Gremien versäumt, glaubwürdig und rechtzeitig über die anstehenden Belastungen zu informieren.“
- Der Test zur EM in Hamburg: So gut funktioniert die Anreise zum Stadion
- EM 2024: Beliebter XXL-Fußball auf dem Fanfest Hamburg ist wieder da
- Fußball-EM 2024: Diese Biergärten bieten Public Viewing in Hamburg an
Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hatte die Praxis, für Ultra-Kurzstrecken den Flieger zu nehmen, verurteilt. Mit Blick auf den 27-minütigen Flug der Türken von Hannover nach Hamburg kritisierte etwa BUND-Verkehrsreferent Werner Reh: „Das ist völlig unsinnig und unnötig.“