Hamburg. Für eine Mini-Strecke mit 27 Minuten Flugzeit hat die türkische National-Elf ein Charterflugzeug genutzt. Jetzt hagelt es Kritik.
Glaubt man den Beteuerungen der Uefa und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), dann wird die Fußballeuropameisterschaft 2024 die „nachhaltigste EM aller Zeiten“. Für jede Tonne klimaschädliches CO2, die durch die EM-Spiele verursacht wird, zahlt die Uefa beispielsweise 25 Euro in einen Klimafonds ein.
Nicht durch das Spiel direkt, aber durch die Anfahrt dorthin hat die türkische Nationalmannschaft die hehren Klimaziele der Fußball-Funktionäre jetzt gewissermaßen torpediert, zumindest ein wenig. Um von Hannover nach Hamburg zu reisen, wo am Mittwochabend das letzte Gruppenspiel gegen Tschechien im Volksparkstadion angepfiffen wird, hat das Team einen Charterflieger der Fluggesellschaft Turkish Airlines genutzt. Dabei liegt die niedersächsische Landeshauptstadt gerade mal 150 Kilometer von Hamburg entfernt. Unweit davon, im niedersächsischen Barsinghausen, hat die türkische EM-Elf ihr Quartier bezogen.
Euro 2024: Chartermaschine landet in Hamburg – nach gerade mal 150 Kilometern
Um 16.16 Uhr hob die Maschine mit der Flugnummer TK3243 in Hannover ab. Um 16.43 Uhr landete sie in Hamburg, wie Flughafensprecher Philipp Wolf dem Abendblatt auf Anfrage bestätigte. Sie dürfte also rund 25 Minuten in der Luft gewesen sein. Direktverbindungen zwischen Hamburg und Hannover gibt es nicht – die Entfernung zwischen beiden Städten ist einfach zu gering.
Auf X (früher Twitter) äußerte die Hamburger Bürgerinitiative für die Reduzierung der Belastungen des Luftverkehrs in Hamburg und Schleswig-Holstein (BAW) deutliche Kritik am Lufttransport der türkischen Spieler und Offiziellen. BAW-Sprecher René Schwartz bezeichnete den Flug als „absolut inakzeptabel“. In Hamburg dürfe man nicht mal mit einem Elektroauto ans Stadion heranfahren, damit die Fans die öffentlichen Verkehrsmittel nutzten, so Schwartz. Es gebe eine Bannmeile für Autos rund um die Spielstätte. Gerade deshalb sei es so absurd, dass die türkische Mannschaft mit dem Flugzeug zum Spiel anreist.
Flug der türkischen Elf nach Hamburg – „unsinnig und unnötig“
„Das ist völlig unsinnig und unnötig“, kritisierte auch Werner Reh, Verkehrsreferent beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), den Kurzflug. Die CO2-Bilanz sei 10- bis 20-mal schlechter als eine Fahrt mit der Bahn, sagte Reh. Er könne sich nicht erklären, warum die Verantwortlichen für diese kurze Distanz den Flieger gewählt haben.
Wie Polizeisprecherin Laura Wentzien auf Abendblatt-Anfrage sagte, sei der Bus der türkischen Nationalmannschaft von der Polizei nach der Ankunft in Hamburg zum Volksparkstadion eskortiert und nach einer Pressekonferenz weiter zum Hotel Fontenay begleitet worden. Am Mittwoch (26. Juni) um 21 Uhr trifft die Türkei dann im letzten Gruppenspiel auf Tschechien. Zum Spiel werden 49.000 Fans im Volksparkstadion erwartet – die meisten Herzen dürften am Abend wohl der türkischen Nationalmannschaft zufliegen.
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Apropos Fliegen: Auf der Rückreise wird es keine weitere türkische Luftnummer geben und damit auch nicht das von Kritikern befürchtete Unterlaufen des Nachtflugverbotes. Das Team hat sich für eine klimaverträglichere und bodengebundene Variante entschieden. Flughafensprecher Wolf: „Die Rückreise ins Mannschaftsquartier ist nicht per Flugzeug geplant.“