Hamburg. Schwimmen in der Elbe kann lebensgefährlich sein – auch die Alster ist nicht zu unterschätzen. Wovor DLRG und Behörde warnen.

Zu verlockend scheint das kühle Nass der Alster für einige Hamburger und Besucher der Stadt an warmen Tagen zu sein – sie springen rein, schwimmen und tauchen darin. Gerade die Alsterarme in Winterhude und Alsterdorf sind dafür sehr beliebt. Eine Vielzahl von wassernahen Einstiegen, Leitern oder abgesenkten Rändern laden geradezu dazu ein.

Doch nicht nur die Elbe ist für Schwimmer ein gefährliches Gewässer – auch die vermeintlich ruhige und beschauliche Alster ist nicht zu unterschätzen. Das beweisen zum einen immer wieder Vorfälle wie zuletzt nahe der Kennedybrücke und verschiedene Arten von Badeunfällen, die von der DLRG notiert werden. „Wir und auch die Wasserschutzpolizei klären über die Gefahren, die mit dem Schwimmen in der gesamten Alster und deren Kanälen auftreten können, auf“, sagt Michael Aldag-Kleinschmidt.

Alster Hamburg: Von wem Badende schnell übersehen werden

Er ist seit mehr als drei Jahrzehnten als Bootsführer des DLRG-Bezirks Wandsbek auf der Alster unterwegs. „Die Schiffe der Alstertouristik, die teilweise nur eine Voraussicht von 25 bis 50 Metern haben und einen Menschenkopf im Wasser übersehen könnten, haben einen langen Bremsweg, der unkontrolliert aus dem Ruder laufen könnte.“

Auch Wassersportler – an sonnigen Tagen sind mehr als hundert Segelboote auf dem Wasser – haben zum Teil große Sichtbehinderungen durch die Fog und Hauptsegel. „Bei Regatten sind die Segler nachvollziehbar sehr auf den Sport und eben den möglichen Sieg konzentriert. Badende könnten sehr schnell übersehen werden und Ausweichmanöver wären nur noch im letzten Moment möglich“, erklärt der technische Beauftragte der größten ehrenamtlichen Wasserrettungsorganisation der Welt.

Alster Hamburg: Vor der Schleuse ist das Schwimmen besonders gefährlich

In der Binnenalster vor der Schleuse sei es übrigens besonders gefährlich, da dort ein sehr großer Sog entstehe. „Zusätzlich wird die Alster leider immer häufiger als Müllhalde zweckentfremdet, so liegen dort teils Einkaufswagen, Fahrräder, Flaschen und diverse spitze Gegenstände, zum Teil sogar E-Roller.“

Die Wasserschutzpolizei ist ebenso wie die DLRG auf der Alster unterwegs, kontrolliert Regeln und klärt über Gefahren auf.
Die Wasserschutzpolizei ist ebenso wie die DLRG auf der Alster unterwegs, kontrolliert Regeln und klärt über Gefahren auf. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Auch die Behörden appellieren zur Vorsicht und warnen generell vorm Schwimmen in der Alster. „Vom Baden wird aus verschiedenen Gründen abgeraten“, sagt Renate Pinzke, Sprecherin in der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA).

„Dazu gehören der Schiffsverkehr, die mangelnde Sichttiefe, gegebenenfalls bakterielle Belastungen nach starken Regenfällen aufgrund von Mischwasserüberläufen aus dem Sielnetz, schlammiger Untergrund, Unrat und – insbesondere bei Massenentwicklung – potenziell giftige Cyanobakterien wie Blaualgen.“ Diese Szenarien könnten eintreten, auch, wenn nicht überall eine „generelle, unmittelbare und akute Gefahr“ bestehe.

Der sogenannte Gemeingebrauch lässt das Schwimmen in der Alster offiziell zu

Dennoch: „Die Alster und die Elbe sind keine ausgewiesenen Badegewässer, da sie die Anforderungen an ein Badegewässer weder qualitativ noch sicherheitsbedingt erfüllen. Das Baden in der Alster und der Elbe fällt unter Gemeingebrauch. Dieser Gemeingebrauch ist im Hamburgischen Wassergesetz durch den § 9 und im Wasserhaushaltsgesetz durch den § 25 beschrieben“, so Pinzke.

Das bedeutet: Das Baden in naturnahen Gewässern erfolgt auf eigene Gefahr. Alle Badenden müssen zu ihrer eigenen Sicherheit die Risiken selber richtig einschätzen.

Der Gemeingebrauch – die offizielle Bezeichnung dafür, dass etwas von allen Menschen genehmigungs- und gebührenfrei genutzt werden darf – gilt beispielsweise auch für öffentliche Straßen, Wege, Grünanlagen und eben Gewässer. Pinzke sagt dazu, dass das Baden als Bestandteil des Gemeingebrauchs „ein hohes Gut der Selbstbestimmung“ sei, das nicht pauschal eingeschränkt werden könne, wenn keine unmittelbare Gefahr, ein erhöhtes Risiko oder eine Gefährdung für andere, Umwelt, Fauna und Flora bestünde.

Brücken werden als Sprungturm genutzt, zu viel ,Gute-Laune-Schwimmen’ laut DLRG

Genervt zeigten sich wiederholt Alster-Anwohner, so beispielsweise am Winterhuder Kai, an dem besonders im vergangenen Sommer die der Alster zugewandten Wiesen von Jugendlichen als Partyzone genutzt wurden und die Brücke, die hinüber zum Hayns Park führt, als Sprungturm diente.

Kleinschmidt-Aldag von der DLRG: „Wir erläutern immer wieder das hohe Verletzungsrisiko, das durch das Springen von Brücken besteht. Jedes Jahr enden bundesweit etwa 80 derartige Sprünge im Rollstuhl.“ Pinzke von der Umweltbehörde sagt dazu: „Das Springen von Brücken und Anlagen wird von der Polizei und der Wasserschutzpolizei im Rahmen der Überwachung und Aufsicht unterbunden. Eine verstärkte Präsens an den bekannten ,Hotspots’ wurde abgestimmt.“

Ein Sprung von der Brücke am Winterhuder Fährhaus – Polizei und DLRG warnen vor solchen Aktionen.
Ein Sprung von der Brücke am Winterhuder Fährhaus – Polizei und DLRG warnen vor solchen Aktionen. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Die Ehrenamtler vom DLRG haben beobachtet, dass die Corona-Sommer und das Verbleiben in der Stadt nicht zuträglich für die Nutzung der Alster gewesen sind. „Mit Schlauchbooten, SUP-Boards, Ruder- und Paddelbooten und sogar mit Luftmatratzen wurde auf der Alster und deren Kanälen die Erfrischung gesucht“, erinnert sich Kleinschmidt-Aldag.

Das Rettungsboot „Manni
Das Rettungsboot „Manni" der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) ist eines von zwei Motorbooten, mit denen Ehrenamtler auf der Alster Patrouille fahren. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

DLRG: „Die Hamburger haben die Alster als Erholungsgebiet wiederentdeckt.“

„Dieses ,Gute-Laune-Schwimmen’ ist auch heute nicht viel weniger geworden. Die Hamburger und deren Gäste haben die Alster als Erholungsgebiet wiederentdeckt.“

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Was sich in den Jahren zuvor an den Rändern der Alster abgespielt hat, verlagerte sich vermehrt – mitunter durch den SUP-Trend – auf das Wasser. „Aus diesem Grunde sind wir mit zwei Motorrettungsbooten, SUPs und einem motorisierten und sehr wendigem Schlauchboot und einem erhöhten Personalaufwand auf der Alster im Einsatz, um für die Sicherheit der Wassersportler zu sorgen“, sagt Kleinschmidt-Aldag.

Füße ins Wasser baumeln lassen, das sei eine bessere Alternative.