Hamburg. Anwohner bekunden Trauer mit Blumenkränzen. Behörden reagieren auf tödliche Unfälle. Das hat sich bereits geändert.

Ausgerechnet an den neuen Rettungsschildern am Falkensteiner Ufer haben Anwohner die Blumenkränze angebracht. Darauf steht zu lesen: „Wir Blankeneser trauern um die jungen Menschen die hier ertrunken sind.“ Es ist ein Zeichen der Anteilnahme und gleichzeitig auch ein abschreckendes Mahnmal. Könnte man meinen.

Doch die Erfahrungen der vergangenen Tage zeigen etwas anderes. Das sonnige Wetter lockt wieder zahlreiche Besucher an den Elbstrand in Hamburg-Blankenese. Viele baden in der Elbe, auch dort wo gerade noch zwei Jugendliche ertrunken sind und obwohl davor gewarnt wird.

Badetote in der Elbe: Quermarkenfeuer erhält Kletterschutz

Denn die Elbe ist tückisch und fordert immer wieder Todesopfer. Zuletzt war vor zwei Wochen ein 15-Jähriger ertrunken. Der Jugendliche war in Höhe des Wracks „Uwe“ von einer Buhne, die zum Verlangsamen der Strömung dient, ins Wasser gesprungen. Sein Leichnam wurde ein paar Tage später in unmittelbarer Nähe des Fähranlegers in der Elbe vor Blankenese entdeckt.

Aber nicht nur die Anwohner, die immer wieder vor der Gefahr warnen, reagieren. Auch die Behörden ergreifen Maßnahmen. Am Mittwoch wurde, wie angekündigt, ein Kletterschutz am Quermarkenfeuer montiert. Der Signalturm, der nahe des Wracks steht, wird oft als Sprungturm missbraucht. Nach längerer Prüfung hat die Hamburg Port Authority (HPA) den Umbau nun umgesetzt.

Elbe: Neue und besser verständliche Schilder am Elbstrand

Zudem werden die Warnhinweise verbessert: Am Elbstrand befinden sich bereits Schilder, die auf die Gefahren durch Sog und Wellenschlag – in deutscher Sprache mit erläuternden Piktogrammen – hinweisen. Direkt nach einem tödlichen Unfall im Juli – bei diesem war ein 16-Jähriger in der Elbe ertrunken – hat die HPA nach eigenen Angaben Kontakt zur DLRG aufgenommen, um die Gefahren noch stärker zu verdeutlichen.

Konkret heißt das: Alte Schilder werden sukzessive gegen besser verständliche ersetzt.

Badeunfälle: Zahlencodes auf Schildern helfen, Unfallort zu bestimmen

„Neuausschilderung bedeutet, dass die rund 40 aktuell vorhandenen Schilder durch neue Schilder mit erweiterten Warnhinweisen sukzessive ersetzt werden. Die Schilder werden mit genormten, international gültigen und einfach verständlichen Piktogrammen beschriftet, die vor den vorhandenen Gefahren warnen“, so HPA-Sprecherin Sinje Pangritz. Weiterhin stehe die Behörde mit der DLRG in Kontakt zu weiteren Informations- und Aufklärungsmaßnahmen.

Was bei der neuen Beschilderung ebenfalls wichtig ist: „Um im Falle einer Notsituation den Ablauf der Rettungskette zu verbessen, hat die HPA im vergangenen Jahr gemeinsam mit der DLRG und der Feuerwehr eine Beschilderung entwickelt, die mittels eines sechsstelligen Zahlencodes zweifelsfrei den Unglücksort bestimmt. Das Layout der Schilder wurde an die in Hamburg bereits existenten Schilder für die Rettungspunkte in Wäldern angelehnt“, so die Sprecherin.

Am Quermarkenfeuer in der Elbe am Falkensteiner Ufer vor Hamburg-Blankenese soll nun ein Kletterschutz Menschen davon abhalten, es zu erklimmen.
Am Quermarkenfeuer in der Elbe am Falkensteiner Ufer vor Hamburg-Blankenese soll nun ein Kletterschutz Menschen davon abhalten, es zu erklimmen. © Unbekannt | HPA

Flüchtlinge werden mit Aushängen in den Unterkünften gewarnt

Das städtische Hamburger Unternehmen Fördern & Wohnen (F&W) hat ebenfalls reagiert und einen Aushang erstellt, der vor dem Baden in Seen und der Elbe warnt und auf mehrsprachige Informationen der DLRG verweist.

„Er ist eine direkte Reaktion auf die tragischen Badeunfälle der vergangenen Wochen und soll nun dauerhaft auf die Gefahren des Schwimmens in Badeseen und der Elbe hinweisen“, sagt Wolfgang Arnhold, Sprecher der Hamburger Sozialbehörde. Das werde man auch in zukünftigen Badesaisons so machen.

Minderjährige Flüchtlinge werden besonders für Gefahren sensibilisiert

Der Aushang wurde auf Deutsch erstellt und mit Piktogrammen versehen. Ein QR-Code verweist auf weitere Sprachen. „Diese Verfahrensweise hat sich während der Pandemie in den Unterkünften für geflüchtete Menschen bewährt, um auf wichtige Verhaltensweisen etc. hinzuweisen“, so Arnhold. Der Warnhinweis in der Größe A4 sei von F&W an alle Unterkünfte und Erstaufnahmen geschickt worden.

Ein Flyer mit Warnhinweisen werde auch noch in die gängigsten Sprachen in den Unterkünften übersetzt: Dari/Farsi, Arabisch, Ukrainisch und Englisch.

Diesen Warnhinweis hat die Behörde in allen Flüchtlingsunterkünften in Hamburg aushängen lassen.
Diesen Warnhinweis hat die Behörde in allen Flüchtlingsunterkünften in Hamburg aushängen lassen. © F&W | bluemnea

„Weiterhin klären wir gerade, wie insbesondere die Gruppe der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge (UMA) noch stärker für das Thema sensibilisiert werden kann“, so der Sprecher. Bereits jetzt würden die Jugendlichen in den UMA-Einrichtungen über die Gefahren in Hamburger Gewässern von den dortigen Pädagogen aufgeklärt.

Altona: Bezirk warnt in den sozialen Medien vor der Lebensgefahr

Der Bezirk Altona warnt seinerseits in den sozialen Medien vor der Lebensgefahr beim Baden: „Bei Instagram haben wir in der Story vor der Gefahr gewarnt und werden dies wiederkehrend tun. Die Story haben 638 Personen gesehen. Bei Twitter/X haben wir einen Warnhinweis oben in unserem Feed abgepinnt“, sagt Bezirkssprecher Mike Schlink. Dieser sei bereits etwa 4700-mal bei Nutzerinnen und Nutzern angezeigt worden.

„Die Elbe ist kein Badegewässer!“, heißt es da, und es wird gewarnt vor:

  • starken Strömungen
  • bakterieller Belastung
  • erschwerten Rettungsbedingungen

Am Elbstrand gibt es keine ausgewiesenen Badestellen

Auf der Internetseite der Stadt (hamburg.de/elbe-kein-badegewaesser) wird zudem ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es im Hamburger Bereich der Elbe keine Badestellen gibt, die nach der EG-Badegewässerrichtlinie als solche ausgewiesen sind. Die Elbe erfülle die Anforderungen der Europäischen Union an ein Badegewässer nicht. Auch aus Sicherheitsgründen sei die Elbe zum Baden ungeeignet.

Die Umweltbehörde rät daher vom Baden in der Elbe ab. Da das Baden in Gewässern aber grundsätzlich unter den Gemeingebrauch falle, sei es nur unter bestimmten Voraussetzungen verboten.

Umweltbehörde prüft regelmäßig in den Sommermonaten bakterielle Belastung

Die Umweltbehörde untersucht während der Sommermonate regelmäßig die bakterielle Belastung der Elbe in Anlehnung an die Vorgaben, die für ausgewiesene Badegewässer gelten. Die Proben werden bei Finkenriek und Moorwerder entnommen. Die bakterielle Belastung ist demnach erfahrungsgemäß nach starken Regenfällen hoch, weil Regen- und Abwasser aus dem Sielnetz überläuft.

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Durch die mangelnde Sichttiefe der Elbe würden Such- und Rettungsmaßnahmen bei Notfällen sehr erschwert. Außerdem könnten Badende Hindernisse und Untiefen nicht erkennen.

Baden in der Elbe: Selbst gute Schwimmer sind durch starke Strömung gefährdet

Die größte Gefahr beim Baden in der Elbe gehe jedoch von der starken Strömung und von den Auswirkungen des Schiffsverkehrs aus – durch starken Sog und Schwell. Beim Einsetzen der Flut beträgt die Strömungsgeschwindigkeit laut Behörde rund 4,5 Kilometer pro Stunde. Dies sind 1,2 Meter pro Sekunde. Ein geübter und guter Schwimmer schaffe nur rund drei Kilometer pro Stunde. Der Schwell vorbeifahrender Schiffe überspüle immer wieder die Elbstrände.

Der meist nicht sichtbare Sog ziehe Badende zur Strömung in die Fahrrinne. In den letzten Jahren seien an der Elbe immer wieder Rettungseinsätze erforderlich gewesen, um Badende oder Besatzungen von Sportbooten aus lebensbedrohenden Situationen zu retten.

Elbe: Hamburger Feuerwehr informiert vor den Risiken beim Baden

Die Stationierung des DLRG werde oft missverstanden: Sie bedeute nicht, dass sich dort eine offizielle Badestelle befindet, an der ungefährdet gebadet werden kann, schreibt die Umweltbehörde.

Auch die Feuerwehr Hamburg informiert in Zusammenarbeit mit der HPA und der DLRG durch Videos und Postings über die Risiken beim Baden in der Elbe und macht auf die Wasserrettungspunkte entlang des Elbufers aufmerksam.