Hamburg. Stadt der Hautpflege: Viele Marken, die teils sogar in Hollywood erfolgreich sind, stammen aus Alsterdorf, Eppendorf und Harvestehude.
Alster, Michel, Elbe und – genau, Nivea-Creme. Zu den Wahrzeichen der Stadt gehört auch der ikonische runde, tiefblaue Cremetiegel mit dem weißen Schriftzug. Doch aus Hamburgs Norden, aus Eppendorf,Alsterdorf und der Neustadt, kommen mittlerweile mehrere Gründer bekannter Creme-Marken.
Wie etwa die Brüder Nico und Robby Beyer, welche die Pflegelinie „Beyer & Söhne“ auf den Markt brachten. Die beiden stammen aus Alsterdorf, hier führte ihr Vater über viele Jahrzehnte die Apotheke am Heubergredder und formulierte schon damals leidenschaftlich gerne Cremes und Seren.
Creme aus Hamburg: Idee für Beyer & Söhne entstand in Apotheke in Alsterdorf
Auch wenn die beiden Söhne aus finanziellen Gründen vor zehn Jahren in Berlin gründeten, steckt die DNA ihres Vaters in den Produkten, so die Brüder. Statt jedoch wie damals auf den Verkauf vor Ort zu setzen, entschieden sich die Brüder für Social Media als wichtigsten Vertriebskanal.
Hier zeigt Robby Beyer selbst freudig vor der Kamera die richtige Anwendung ihrer Fluids, Seren und Cremes. „Social Media ist für uns sehr wichtig. Wir nutzen es, um unsere Produkte zu erklären und zu unterhalten“, so der Geschäftsführer. „Über Instagram können wir fortführen, was die Apotheke unseres Vaters besonders gemacht hat: Er hat den Kunden und Kundinnen seine Produkte erklärt.“
Bei Instagram reißt Robby Beyer die Kunden mit seiner Begeisterung mit: „Genauso hat es früher auch unser Vater in der Apotheke gemacht.“ Diese Gabe habe er seinen Söhnen vererbt – und auch ihre meistverkaufte Creme hat Hamburger Wurzeln: „Die Hautcreme+ ist noch immer unser Bestseller, das ist im Grunde die Creme, die unser Vater schon in seiner Apotheke verkauft hat.“
Creme-Gründer agieren nach ehemaligem Slogan der Heubergredder Apotheke
Die Rezeptur sei noch sehr nah am Original. „Trotzdem werden alle Produkte ständig weiterentwickelt – nur so können wir garantieren, dass sie immer zu den besten gehören.“ Die genannte Creme kostet übrigens 49,90 Euro für 50 Milliliter.
Wie der Vater, so die Söhne, das leicht adaptierte Sprichwort passt hier zu gut. „Natürlich führen wir die strenge Frei-von-Philosophie fort. Außerdem gehören viele Wirkstoffe, die unser Vater damals eingesetzt hat, immer noch zu den besten. Aber unser Erbe beeinflusst nicht nur unsere Produkte“, so Robby Beyer. „,Immer gut beraten’, das war damals der Slogan der Heubergredder Apotheke. Diesen Grundgedanken beherzigen auch wir.“
Heute kommen die beiden mit ihren Familien oft zurück nach Hamburg, die Eltern Beyer sind mittlerweile Großeltern und werden gern besucht. „Hamburg ist und bleibt die schönste Stadt der Welt und zumindest eine Hälfte der Geschäftsführung wird sehr bald wieder zurückkehren. Beyer & Söhne haben wir vorsorglich schon vor Jahren in Hamburg angemeldet“, erklärt Robby Beyer.
Prof. Dr. Volker Steinkraus gründete das Dermatologikum in Hamburg
Seit Jahrzehnten in Hamburg verwurzelt ist auch der Hautspezialist Prof. Volker Steinkraus: Er gründete vor knapp 40 Jahren das Dermatologikum am Stephansplatz. Seine sogenannte Doktor-Brand, die er im November 2021 auf den Markt brachte, entwickelte er auch deshalb, weil er zeigen wollte, dass es möglich ist, Fachwissen, Expertise und hochwertige Stoffe zu vereinen – und das Ergebnis zu einem fairen Preis zu verkaufen.
„Die Linie wurde von vornherein als ,Clean Beauty’ formuliert, da auf alle Fremdstoffe und Konzepte verzichtet wurde, die nach wissenschaftlichen Standards keinen Mehrwert für die Haut bringen“, so der Dermatologe. „Meine Marke ist frei von Parfüm, Silikonölen, Acrylaten, Mikroplastik, Parabenen und Mineralölen“, so der Hautspezialist.
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Die Gesichtscreme kostet 58 Euro für 50 Milliliter. Weniger ist mehr, so scheint hier nicht nur das übergeordnete Motto zu lauten, Steinkraus vertritt diese Devise auch und hat nicht vor, seine Produktpalette unnötig auszubauen. Er setzt lieber auf anwenderfreundliche, leicht zu kombinierende Seren und Cremes.
Dermatologie-Professor ist auch Pferdezüchter und naturverbunden
Was nicht alle über den Arzt wissen, ist, dass er sehr naturverbunden lebt: Als ehemaliger Vielseitigkeitsreiter und heutiger Pferdezüchter ist er oft und gerne draußen, lebt in der Lüneburger Heide und unterstützt die Renaturierung des Pietzmoors mit jeweils 1 Euro pro verkauftem Produkt: „Mit jedem Euro kann etwa ein Quadratmeter dieses Hochmoors renaturiert werden, womit sich die Wasserversorgung und damit auch die Kohlenstoffspeicherung verbessert“, sagt Steinkraus.
Diesen Gedanken verinnerlicht habend, setzt er bei seiner Marke „Prof. Dr. Steinkraus mit dem Wirkstoffkomplex TetCode4“ auf recycelfähige Packmittel, zertifizierte Faltschachteln und Versandkartons aus Graspapier.
Eppendorfer Mutter: Luxushautpflege entstand aus Schlafmangel
Im Schlaf oder vielmehr in den Stunden, in denen sie eigentlich hätte schlafen sollen, entwarf die Eppendorferin Jessica Hoyer ihre Cremelinie ByNacht. Als Eigentümerin einer Werbeagentur und in einigen Jahren als Verantwortliche für große Etats und Kunden der internationalen Filmbranche, hatte sie einen vollen Terminkalender, viele Termine am Abend. Gepaart mit wenig Schlaf dank sehr kurzer Nächte.
Als sie dann auch noch Mutter wurde, bekam das Thema Schlaf einen noch exponierteren Stellenwert. Wie alle Eltern wissen, ist tiefer, erholsamer Schlaf mit kleinen Kindern schier unerreichbar.
Das erfuhr auch Hoyer: „Hinzu kam, dass ich mich nicht nur müde und erschöpft fühlte, sondern auch so aussah: Wenn ich morgens nach dem Aufstehen oder nach einem Langstreckenflug im Hotelzimmer vor einem wichtigen Meeting in den Spiegel sah, konnte ich buchstäblich jede fehlende Minute Schlaf auf meiner Haut sehen“, sagt sie.
Hollywoods Vielfachmama Angelina Jolie soll die Cremes der Hamburgerin nutzen
Aus diesem Missverhältnis heraus – und dem erfolglosen Testen gängiger Cremes – entwickelte die Hamburgerin ihre eigene Linie. Erfolgreich – denn mittlerweile soll sogar Hollywoods Vielfachmama und Schauspielerin Angelina Jolie die Rezepturen nutzen.
Hoyer, die ihre Follower auf Instagram auf Reisen mit ihrem Sohn mitnimmt, beschreibt ihr Hautpflege-Geheimnis als eines, das „auf dem unglaublich effizienten Zusammenspiel von Schlaf und Schönheit basiert. Mit hocheffizienten Inhaltsstoffen und Formulierungen, die genau dann hart arbeiten und ihre maximale Leistung erreichen, wenn wir Frauen es endlich einmal nicht müssen: nachts!“
Das hat seinen Preis: Ein Bestseller ist die Nocturnal Signature Anti-Age-Cream, die bei 180 Euro für 50 Milliliter liegt.
Hamburg: Aus der Schanze verschicken Cicé-Gründerinnen ihre Cremes
Ebenfalls aus Hamburg stammen die Cremes von Cicé, einer Skincare, die bereits 2007 von den Studienfreundinnen Bernadette Brysch und Catharina von Rogister in Hamburg gegründet wurde. Das Duo versendet aus dem Schanzenviertel in alle Welt und setzt auf hautberuhigende Pflanzenextrakte sowie Supplements mit Mikronährstoffen.
„Während des Studiums haben wir uns eine Wohnung geteilt, und nach dem Studium sind wir zusammen durch Spanien und Südamerika gereist“, erzählt Brysch. „Wir waren also ein erprobtes Team, als wir kurz nach dem Studium Cicé gegründet haben. Das war 2007, und wir waren beide 26.“
Die Idee hinter der Marke: eine Pflege zu entwickeln, die einen starken Anti-Aging-Effekt hat und gleichzeitig optimal für irritierte oder sensible Haut geeignet ist. „Wir haben sehr klein angefangen – zu zweit in einem Hinterzimmer von einem Architekturbüro in Harvestehude. Das war unsere ,Zentrale’“, sagt sie. Die Tagescreme mit 30 Millilitern kostet von Cicé 95 Euro.